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aia 1 pdf - Slavko Kacunko

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artintact 5<br />

336<br />

wirft‹. 4 Dieses Zitat über den veränderten Gebrauch von Fotografien<br />

stammt aus einem Text von John Tagg, der erst vor zehn Jahren veröffentlicht<br />

wurde. Und heute wird durch die Weiterentwicklung digitaler Bildwelten<br />

nicht nur der Gebrauch von Fotos, sondern das Foto selbst flüchtiger<br />

und entmaterialisierter. Das Filmmaterial wird ersetzt durch die<br />

elektronische Speicherplatte, und die Bildschirme von Fernseher und PC<br />

werden das unmittelbare Zusammenfügen beliebiger eingefrorener Augenblicke<br />

ermöglichen. Dem Zappen durch die Fernsehkanäle, dem Surfen<br />

im Internet werden ähnliche Navigationsstrategien für unser elektronisches<br />

Fotoalbum folgen. Obwohl es weiterhin ein Bedürfnis nach berührbaren<br />

Objekten geben wird, nach der Fotografie als Abzug (vor<br />

allem, weil er transportabel ist), wird die fortschreitende Miniaturisierung<br />

(von Schreibtisch- auf Handtellergröße) die Anzahl dauerhafter<br />

Erinnerungsstücke weiter reduzieren.<br />

VII<br />

Bei dem Versuch, Erinnerung und das Vergehen der Zeit zu erklären,<br />

kommen mir zuerst räumliche Metaphern in den Sinn. ›Zurückschauen‹<br />

und ›Rückblick‹ sind allgemein gebräuchliche Begriffe. Der französische<br />

Philosoph Henri Bergson ist einer der Kritiker dieser Vorstellung von<br />

Zeit:<br />

Zeit sollte man sich nicht räumlich vorstellen und die Erinnerung selbst sollte man als etwas<br />

Befristetes sehen, als Anhäufung von Vergangenem auf Vergangenem, wobei keines der<br />

Elemente einfach verfügbar ist, sondern durch die hinzukommenden Elemente, die sich aus<br />

der Vergangenheit ansammeln, jeweils verändert wird. 5<br />

4. John Tagg: The Burden of Representation. Essays on Photographies and Histories.<br />

Basingstoke: Macmillan Education, 1988, S. 56.<br />

5. Henri Bergson (1910) zitiert bei John Urry: ›How societies remember the past.‹ – Theorizing<br />

Museums. Representing Identity and Diversity in a Changing World. Eds. Sharon<br />

Macdonald und Gordon Fyfe. Oxford: Blackwell, The Sociological Review, 1996, S. 48.

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