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Wer finanziert den Staat in der Schweiz? - Economiesuisse

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4.2 E<strong>in</strong>bettung <strong>der</strong> Resultate <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />

f<strong>in</strong>anzpolitischen Gesamtkontext<br />

Um die (zusammengefassten) Resultate richtig zu <strong>in</strong>terpretieren,<br />

empfiehlt es sich, die gewonnenen Erkenntnisse<br />

<strong>in</strong> <strong>den</strong> f<strong>in</strong>anzpolitischen Gesamtkontext e<strong>in</strong>zubetten.<br />

Denn zu oft wer<strong>den</strong> gerade <strong>in</strong> f<strong>in</strong>anz­ und<br />

steuerpolitischen Fragen harte Fakten bzw. unbestreitbare<br />

Gesamtbil<strong>der</strong> ausser Acht gelassen. An dieser<br />

Stelle seien deshalb folgende f<strong>in</strong>anzpolitische Eckwerte<br />

<strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung gerufen:<br />

— Die OECD­Statistiken zeigen für die <strong>Schweiz</strong> offiziell<br />

tiefe <strong>Staat</strong>s­ und Fiskalquoten im <strong>in</strong>ternationalen<br />

Vergleich. Das erweckt <strong>den</strong> E<strong>in</strong>druck, <strong>der</strong> <strong>Staat</strong><br />

sei schlank <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>. Das allerd<strong>in</strong>gs ist e<strong>in</strong><br />

Trugschluss, weil umfangreiche als «privatrechtlich»<br />

geltende, aber durch Zwangsabgaben – alle Abgaben<br />

mit obligatorischem Charakter – <strong>f<strong>in</strong>anziert</strong>e<br />

Sozialversicherungen (jährlich etwa 50 Mrd. Franken<br />

bzw. 13 BIP­Prozente <strong>in</strong> Form von Krankenkassenprämien,<br />

SUVA­Beiträgen, Familienzulagen,<br />

Beiträgen zur 2. Säule usw.) <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>in</strong>ternationalen<br />

Vergleichen nicht berücksichtigt wer<strong>den</strong>. Da die<br />

<strong>Schweiz</strong> mit solchen parafiskalischen Instrumenten<br />

<strong>in</strong>ternational e<strong>in</strong>sam an <strong>der</strong> Spitze steht, ist <strong>der</strong><br />

offiziell tiefe <strong>Wer</strong>t bei <strong>den</strong> OECD­Statistiken mit<br />

grösster Vorsicht zu geniessen. <strong>Wer</strong><strong>den</strong> alle Zwangsabgaben<br />

e<strong>in</strong>gerechnet, liegt die Fiskalquote <strong>der</strong><br />

<strong>Schweiz</strong> bei 43 Prozent vom BIP (2004) und die<br />

<strong>Staat</strong>squote bei über 50 Prozent (2002). Von e<strong>in</strong>em<br />

«schlanken <strong>Staat</strong>» kann also nicht die Rede se<strong>in</strong>.<br />

— Die öffentlichen F<strong>in</strong>anzen (Bund, Kantone, Geme<strong>in</strong><strong>den</strong><br />

und Sozialversicherungen) wur<strong>den</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> letzten<br />

fünfzehn Jahren von e<strong>in</strong>er stark überbor<strong>den</strong><strong>den</strong><br />

Ausgabenentwicklung geprägt, und das trotz<br />

wie<strong>der</strong>holten Entlastungsprogrammen auf allen<br />

A52<br />

Entwicklung <strong>der</strong> Steuere<strong>in</strong>nahmen <strong>der</strong> öffentlichen Haushalte seit 1 0<br />

Bund, Kantone und Geme<strong>in</strong><strong>den</strong> und BIP, 1970 = 100<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

Quellen: EFD, Öffentliche F<strong>in</strong>anzen <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> 1998–2004;<br />

EFV, Öffentliche F<strong>in</strong>anzen 2007; Bundesamt für Statistik.<br />

1<br />

1970<br />

1975<br />

1980<br />

1985<br />

1990<br />

1995<br />

2000<br />

<strong>Staat</strong>sebenen. 1990 wur<strong>den</strong> 100 Mrd. Franken ausgegeben,<br />

2004 waren es deutlich mehr als 170<br />

Mrd. Franken. Bei gleichzeitig schwächerem Wirtschaftswachstum<br />

erfolgte deshalb e<strong>in</strong> markanter<br />

Anstieg <strong>der</strong> <strong>Staat</strong>squote. In praktisch ke<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en<br />

OECD­Land hat sich <strong>der</strong> <strong>Staat</strong> zwischen 1990<br />

und 2004 so stark aufgebläht wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>.<br />

Die Begriffe «Totsparen» und «<strong>Staat</strong>sabbau» entbehren<br />

damit je<strong>der</strong> fundierten Grundlage.<br />

— Die überbor<strong>den</strong>de Ausgabenentwicklung hat zu<br />

e<strong>in</strong>er ausseror<strong>den</strong>tlich langen Defizitperiode<br />

und – zusammen mit milliar<strong>den</strong>hohen Sanierungsaktionen<br />

für frühere Ineffizienzen bei <strong>den</strong> <strong>Staat</strong>sbetrieben<br />

– e<strong>in</strong>em rasanten Anstieg <strong>der</strong> öffentlichen<br />

Verschuldung geführt. Die momentan erfreu­<br />

liche konjunkturelle Erholung darf nicht über <strong>den</strong><br />

Ernst <strong>der</strong> f<strong>in</strong>anziellen Gesamtsituation h<strong>in</strong>wegtäuschen.<br />

Haben die Schul<strong>den</strong> von Bund, Kantonen<br />

und Geme<strong>in</strong><strong>den</strong> 1990 noch 100 Mrd. Franken betragen,<br />

haben sie sich bis 2004 mehr als verdoppelt<br />

(240 Mrd. Franken). Beim Bund s<strong>in</strong>d die Schul<strong>den</strong><br />

sogar um mehr als das Dreifache (von 40 Mrd. auf<br />

130 Mrd. Franken) gestiegen. Im europäischen Vergleich<br />

ist die Verschuldungsquote <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong><br />

(2004: 53 Prozent vom BIP) nahe an die Maastricht­<br />

Verschuldungsgrenze von 60 Prozent gestossen,<br />

auch wenn sich die Lage <strong>der</strong>zeit etwas entspannt.<br />

E<strong>in</strong>e zu hohe Verschuldung kann zwar <strong>f<strong>in</strong>anziert</strong><br />

wer<strong>den</strong>, ist aber ke<strong>in</strong>esfalls nachhaltig, <strong>den</strong>n sie belastet<br />

künftige Generationen. In Bezug auf die Verschuldung<br />

lebt die <strong>Schweiz</strong> nach wie vor über ihre Verhältnisse.<br />

— Nicht nur <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit wurde <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausgabenpolitik<br />

gegen das Nachhaltigkeitspr<strong>in</strong>zip verstossen,<br />

auch die Perspektiven für die Zukunft s<strong>in</strong>d<br />

besorgniserregend. So geht <strong>der</strong> Schul<strong>den</strong>bericht<br />

2005<br />

Steuere<strong>in</strong>nahmen (total)<br />

E<strong>in</strong>kommenssteuern (natürliche Personen)<br />

Ertragssteuern (juristische Personen)<br />

BIP

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