Wer finanziert den Staat in der Schweiz? - Economiesuisse
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Schlussfolgerungen<br />
über e<strong>in</strong>en «ungehemmten» Wettbewerb hat also<br />
nicht stattgefun<strong>den</strong>. H<strong>in</strong>gegen wird die These, dass e<strong>in</strong><br />
attraktives Steuerwettbewerbssystem nachhaltig<br />
allen nützt, bestätigt.<br />
Analyse <strong>der</strong> Ausgabenverteilung dürfte e<strong>in</strong>e noch<br />
grössere Zwangssolidarität zeigen. «<strong>Wer</strong> <strong>f<strong>in</strong>anziert</strong><br />
<strong>den</strong> <strong>Staat</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>» betrachtet lediglich die<br />
F<strong>in</strong>anzierungsseite des <strong>Staat</strong>es und ist <strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>ne<br />
e<strong>in</strong>e Zwischenbilanz. In e<strong>in</strong>em nächsten Schritt muss<br />
die gesamte Ausgabenverteilung nach Leistungsempfängern<br />
<strong>in</strong> <strong>den</strong> Blick genommen wer<strong>den</strong>. Es ist zu erwarten,<br />
dass <strong>der</strong> im Rahmen dieser Studie deutlich gemachte<br />
Befund e<strong>in</strong>er ausgeprägten Solidarität im<br />
Steuersystem bei e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>bezug e<strong>in</strong>er Ausgabenanalyse<br />
noch verstärkt wird. Im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er sachgerechten<br />
Gesamtbilanz <strong>der</strong> Umverteilungen soll dieser<br />
Schritt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er nächsten Phase unternommen wer<strong>den</strong>.<br />
Weitere Merkmale <strong>der</strong> Zwangssolidarität dürfen<br />
nicht ausser Acht gelassen wer<strong>den</strong>. Die ausgeprägte<br />
Solidarität <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> darf nicht auf soziale Aspekte<br />
zwischen <strong>den</strong> verschie<strong>den</strong>en E<strong>in</strong>kommens und<br />
Vermögenssegmenten reduziert wer<strong>den</strong>. An<strong>der</strong>e<br />
Solidaritätsaspekte wer<strong>den</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzpolitik künftig<br />
auch e<strong>in</strong>e grosse Rolle spielen. So wird z.B. über<br />
<strong>den</strong> Neuen F<strong>in</strong>anzausgleich e<strong>in</strong>e noch stärkere regionale<br />
Solidarität von f<strong>in</strong>anzstarken zu f<strong>in</strong>anzschwachen<br />
Kantonen vorangetrieben. Das neue Ausgleichssystem<br />
wird ab Inkrafttreten 2008 se<strong>in</strong>e Wirkung entfalten.<br />
Dabei wer<strong>den</strong> <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e wirtschaftlich schwächere<br />
Regionen bzw. solche mit Son<strong>der</strong>lasten (geografischtopografisch<br />
bzw. soziodemografisch) speziell abgegolten.<br />
Nach wie vor ist offen, wie die <strong>in</strong>tergenerationale<br />
Zwangssolidarität über die AHV langfristig<br />
auf e<strong>in</strong>e nachhaltig gesunde Basis gestellt wer<strong>den</strong><br />
kann. Denn im H<strong>in</strong>blick auf die Verschuldung besteht<br />
e<strong>in</strong>e grosse Nachhaltigkeitslücke, die künftige Generationen<br />
stärker als früher Geborene belasten wird,<br />
sofern nicht rechtzeitig Gegenmassnahmen ergriffen<br />
wer<strong>den</strong>. Auch zwischen <strong>den</strong> verschie<strong>den</strong>en Erwerbsgruppen<br />
stellt sich die Frage, wie e<strong>in</strong> ausgewogenes<br />
f<strong>in</strong>anzielles Verhältnis zwischen e<strong>in</strong>er breiten, zahlen<strong>den</strong><br />
mehrheitlichen Aktivbevölkerung und e<strong>in</strong>er relativ<br />
kle<strong>in</strong>en Gruppe von Leistungsbezügern (z.B. ALV<br />
und IV) hergestellt wer<strong>den</strong> kann. Angesichts <strong>der</strong> gegenwärtigen<br />
beträchtlichen Ausgabenüberschüsse<br />
bzw. Fehlbeträge bei diesen bei<strong>den</strong> Sozialwerken ist<br />
bis jetzt ke<strong>in</strong>e befriedigende Lösung gefun<strong>den</strong> wor<strong>den</strong>.<br />
Schliesslich stellen sich auch <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Gebieten<br />
Fragen nach dem optimalen, nachhaltig tragbaren<br />
Umverteilungsvolumen bzw. nach se<strong>in</strong>em effizienten<br />
E<strong>in</strong>satz wie z.B. im Gesundheitswesen zwischen Gesun<strong>den</strong><br />
und Kranken o<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Entwicklungshilfe <strong>in</strong><br />
Bezug auf das Mass an Solidarität mit dem Ausland.<br />
4<br />
Umfassen<strong>der</strong>e Beurteilung des Leistungsfähigkeitspr<strong>in</strong>zips.<br />
Was die Auslegung des Verfassungsgrundsatzes<br />
<strong>der</strong> Besteuerung nach <strong>der</strong> wirtschaftlichen<br />
Leistungsfähigkeit betrifft, so wird nahegelegt, diesen<br />
Grundsatz <strong>in</strong> Zukunft vermehrt nach f<strong>in</strong>anzwissen<br />
schaftlichen und ökonomischen Kriterien zu beurteilen.<br />
Re<strong>in</strong> juristische Analysen können dieser f<strong>in</strong>anzwirtschaftlich<br />
komplexen Fragestellung nicht <strong>in</strong> allen<br />
Aspekten gerecht wer<strong>den</strong>. Es ist fraglich, ob <strong>der</strong> bestehende<br />
Verfassungsartikel dem im Anspruch genügt.<br />
Gegebenenfalls wäre die betreffende Bestimmung<br />
dah<strong>in</strong>gehend zu präzisieren, dass Aspekte wie die<br />
wirtschaftlichen Auswirkungen, die Standortattraktivität<br />
<strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> im <strong>in</strong>ternationalen Steuerwettbewerb<br />
und die kumulierte Umverteilungswirkung des<br />
Steuersystems <strong>in</strong> ihrer Gesamtheit (auch unter Berücksichtigung<br />
allfälliger kompensatorischer Transferleistungen<br />
auf <strong>der</strong> Ausgabenseite) bei <strong>der</strong> Auslegung<br />
gebührend zu berücksichtigen s<strong>in</strong>d.