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Wer finanziert den Staat in der Schweiz? - Economiesuisse

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4.4 Implikationen für die <strong>Schweiz</strong><br />

Angesichts des «Klumpenrisikos» (die Ergiebigkeit des<br />

Steuersystems ist von e<strong>in</strong>er M<strong>in</strong><strong>der</strong>heit abhängig,<br />

die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel mobiler ist als <strong>der</strong> Durchschnitt) und<br />

mit Blick auf e<strong>in</strong>e nachhaltige F<strong>in</strong>anzierung des <strong>Staat</strong>es<br />

ist davor zu warnen, falschen steuerpolitischen Rezepten<br />

zu folgen. Wenn gute Steuerzahler als Folge e<strong>in</strong>er<br />

unüberlegten Steuerpolitik, welche die steuerliche<br />

Standortattraktivität unterm<strong>in</strong>iert, abwan<strong>der</strong>n, führt<br />

dies unmittelbar zu beträchtlichen E<strong>in</strong>nahmenver­<br />

lusten bei <strong>den</strong> öffentlichen F<strong>in</strong>anzen. Diese möglichen<br />

Verluste <strong>in</strong> Milliar<strong>den</strong>höhe müssen durch e<strong>in</strong>e Steuererhöhung<br />

an an<strong>der</strong>er Stelle kompensiert wer<strong>den</strong>,<br />

an<strong>der</strong>nfalls droht e<strong>in</strong> entsprechen<strong>der</strong> Leistungsabbau.<br />

Sofern Leistungen aufrechterhalten bleiben sollen,<br />

würde <strong>der</strong> Mittelstand die Konsequenzen früher o<strong>der</strong><br />

später über massiv höhere Steuern tragen müssen.<br />

Nur so könnten die E<strong>in</strong>nahmenverluste aus <strong>der</strong> Abwan<strong>der</strong>ung<br />

weniger, aber zahlungskräftiger Steuerzahler<br />

aufgefangen wer<strong>den</strong>. Sofern <strong>der</strong> Mittelstand<br />

ke<strong>in</strong>e massive Steuererhöhung verkraften kann und<br />

will und Verschuldungswirtschaft vermie<strong>den</strong> wer<strong>den</strong><br />

soll, wären dann Leistungen entsprechend abzubauen.<br />

Davon wären <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie Privatpersonen mit unteren<br />

E<strong>in</strong>kommen betroffen. Die Abwan<strong>der</strong>ung von<br />

guten Steuerzahlern gefährdet nicht nur die F<strong>in</strong>anzierung<br />

des Sozialstaates. Letztlich würde die Gesamtwirtschaft<br />

verlieren, weil <strong>der</strong> Wirtschaftsstandort<br />

<strong>Schweiz</strong> an Attraktivität e<strong>in</strong>büssen würde. Das bliebe<br />

auch für <strong>den</strong> <strong>Schweiz</strong>er Arbeitsmarkt nicht ohne<br />

Folgen.<br />

Für die nachhaltige und ergiebige F<strong>in</strong>anzierung e<strong>in</strong>es<br />

leistungsfähigen <strong>Staat</strong>es und se<strong>in</strong>er Sozialwerke –<br />

und damit für die Sicherung <strong>der</strong> politisch erwünschten<br />

Solidarität – haben die <strong>Schweiz</strong> und ihre Kantone alles<br />

Interesse daran, im Rahmen des <strong>in</strong>ternationalen<br />

Steuerwettbewerbs um steuerlich <strong>in</strong>teressante Unternehmen<br />

und Personen nach wie vor an <strong>der</strong> Spitze zu<br />

bleiben bzw. diese Spitzenposition auszubauen und<br />

erprobte Erfolgsfaktoren wie ihr <strong>in</strong>terkantonales Steuerwettbewerbsmodell<br />

nicht aufs Spiel zu setzen.<br />

Steuerattraktivität zahlt sich für alle aus. Letztlich beruht<br />

<strong>der</strong> Wohlstand <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> auf dem Wirken von<br />

<strong>in</strong>novativen Unternehmen und leistungsbereiten<br />

Privatpersonen. Nur wenn diese Kräfte sich dank guter<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen frei entfalten können und<br />

nicht gehemmt wer<strong>den</strong>, kommt das <strong>der</strong> gesamten<br />

Wirtschaft zugute. Nur dann kann e<strong>in</strong>e Solidarität entstehen<br />

und <strong>der</strong> Sozialstaat <strong>f<strong>in</strong>anziert</strong> wer<strong>den</strong>.<br />

5<br />

Im Interesse e<strong>in</strong>er prosperieren<strong>den</strong> Wirtschaft und<br />

<strong>der</strong> Sicherstellung e<strong>in</strong>er echten Solidarität ist das Steuersystem<br />

<strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> wie folgt konsequent auszurichten:<br />

— Das Steuerwettbewerbsmodell <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> ist e<strong>in</strong> Erfolgsfaktor,<br />

vor allem im <strong>in</strong>ternationalen Kontext.<br />

Das beweisen die Diskussionen über Pauschalsteuern<br />

und <strong>der</strong> EU­Druck auf e<strong>in</strong>zelne kantonale<br />

Steuerregimes. Steuerwettbewerb bewirkt Wachstum,<br />

Arbeitsplätze und gesunde F<strong>in</strong>anzen. Gleichzeitig<br />

s<strong>in</strong>d die E<strong>in</strong>kommens­ und Gew<strong>in</strong>nsteuere<strong>in</strong>nahmen<br />

seit mehreren Jahrzehnten immer nur<br />

gestiegen. E<strong>in</strong> «ru<strong>in</strong>öser» Steuerwettbewerb lässt<br />

sich empirisch nicht belegen. Deshalb darf e<strong>in</strong> gesun<strong>der</strong><br />

und gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>gen<strong>der</strong> Steuerwettbewerb<br />

nicht ausgehebelt wer<strong>den</strong>, so wie es Steuerharmonisierungsvorhaben<br />

bezwecken. Das könnte sehr<br />

schnell zur Abwan<strong>der</strong>ung von guten Steuerzahlern<br />

führen. Die Konsequenz dieser Politik führt zu nennenswerten<br />

Steuerausfällen bei Bund, Kantonen<br />

und Geme<strong>in</strong><strong>den</strong>; alle Kantone wären davon über<br />

<strong>den</strong> F<strong>in</strong>anzausgleich negativ betroffen. Um Verluste<br />

zu kompensieren, müsste entwe<strong>der</strong> die Steuerbelastung<br />

des Mittelstands steigen o<strong>der</strong> staatliche<br />

Leistungen müssten gekürzt wer<strong>den</strong>.<br />

— Die Unternehmenssteuerreform II ist e<strong>in</strong>e Reform, von<br />

<strong>der</strong> vor allem KMU profitieren. Heute wer<strong>den</strong> die<br />

Gew<strong>in</strong>ne zweimal besteuert – beim Unternehmen<br />

und beim Aktionär. Die Reform entschärft das<br />

Problem für Unternehmer und Familiengesellschaften.<br />

Zudem wer<strong>den</strong> steuerliche Ärgernisse für Personengesellschaften<br />

beseitigt. Damit ist die Unternehmenssteuerreform<br />

II klar e<strong>in</strong>e KMU­Vorlage,<br />

die Wachstum br<strong>in</strong>gt, massvoll ist und auf bewährte<br />

Stärken <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> setzt. Mit e<strong>in</strong>em Referendum<br />

wird die Reform als «Steuergeschenke an Grossaktionäre»<br />

bekämpft.<br />

— Die Vere<strong>in</strong>fachung des <strong>Schweiz</strong>er MWST­Systems ist<br />

zügig voranzutreiben. Die Unternehmen sollen adm<strong>in</strong>istrativ<br />

spürbar entlastet wer<strong>den</strong> – Rechtssicherheit<br />

und Transparenz müssen hergestellt wer<strong>den</strong>.<br />

Heute ist die Endbelastung <strong>der</strong> Unternehmen durch<br />

die «Taxe occulte» so falsch wie Wettbewerbsverzerrungen<br />

durch unterschiedliche Steuersätze. E<strong>in</strong>e<br />

Annäherung an e<strong>in</strong>e für die Unternehmen neutrale<br />

Konsumsteuer mit e<strong>in</strong>em tiefen E<strong>in</strong>heitssatz und<br />

möglichst wenigen Steuerausnahmen ist volkswirtschaftlich<br />

richtig und zu unterstützen.<br />

— Der Prozess <strong>der</strong> Steuerreformen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> ist<br />

noch lange nicht abgeschlossen. Massgebliche Län<strong>der</strong><br />

im EU­ und OECD­Raum haben die Unternehmenssteuern<br />

<strong>in</strong> <strong>den</strong> letzten Jahren signifikant gesenkt.<br />

Als Folge des <strong>in</strong>tensiven Standortwettbewerbs ist<br />

das schweizerische Steuersystem laufend zu überprüfen<br />

und zu verbessern. Steuerreformen und<br />

steuerliche Entlastungen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Daueraufgabe.<br />

Als Nicht­EU­Mitglied ist die <strong>Schweiz</strong> steuerpolitisch

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