3. - Schlösser-Magazin
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V. Report on the Music Historical Importance: Dr. Bärbel Pelker<br />
Das speziell auf die Sommerresidenz Schwetzingen abgestimmte Opernrepertoire<br />
Der kurpfälzische Hof war unter der Regentschaft Carl Theodors aber nicht nur der Ort einer<br />
mustergültigen Orchesterkultur, die zahlreichen Hofkapellen als Vorbild diente, sondern er<br />
zeigte sich auch in der Ausrichtung des Opernrepertoires als außergewöhnlich. Carl Theodor<br />
war zwar nicht der einzige Herrscher, der über zwei Theater verfügte, auch Herzog Carl<br />
Eugen von Württemberg, Friedrich II. von Preußen, Gustaf III. von Schweden oder Louis<br />
XVI. von Frankreich ließen Opern in Stuttgart und Ludwigsburg, Berlin und Potsdam,<br />
Stockholm und Drottningholm bzw. in Paris und Versailles aufführen, aber allein Carl<br />
Theodor machte einen klaren konzeptionellen Unterschied in der Spielplangestaltung seiner<br />
beiden Opernhäuser: Während das Sujet der zeremoniellen Festoper in Mannheim an den<br />
Namenstagen des Kurfürstenpaares am 4. und 19. November vorrangig dazu diente, die<br />
Herrschaft des Fürsten zu zelebrieren, so führte das inhaltliche Programm der Schwetzinger<br />
Opern dem Publikum ein wahres Arkadien, die Utopie eines Goldenen Zeitalters ohne<br />
Konflikte und Zwänge vor Augen. Bereits die Wahl der Eröffnungsoper Il figlio delle selve,<br />
die Wandlung von einem naiven „Sohn der Wildnis“ ohne Kenntnis von königlicher Herkunft<br />
in einen edlen, verantwortungsvollen Fürsten, hatte durchaus programmatischen Charakter.<br />
Denn die stoffliche Auswertung des Repertoires zeigt, dass Carl Theodor mit dieser Wahl<br />
bereits die Idee für Schwetzingen unmissverständlich vorgegeben hatte: Das Motiv der<br />
Menschwerdung durch Erkenntnis war gerade in Zeiten der Aufklärung aktuell. Die meisten<br />
Opern, die danach in Schwetzingen gespielt wurden, reflektierten auf unterschiedlichste<br />
Weise die ständische Ordnung. Die Opern handelten von den Vorzügen des Landlebens, von<br />
dem Abbau der traditionellen Standesschranken, von dem Gegeneinander der Stände, von der<br />
Liebe über trennende gesellschaftliche Schranken hinweg, von der Zwanglosigkeit einer von<br />
gesellschaftlichen Regeln freien Kommunikation, von Humanität, Menschlichkeit, Mitgefühl,<br />
Mitleid oder auch – wie im Fall der Alceste (Wieland/Schweitzer) – von Pflichterfüllung bis<br />
zur Selbstaufgabe.<br />
Auch die Gestaltung des Theaterraumes korrespondiert mit der programmatischen<br />
Konzeption des besonderen Spielplans. Im Gegensatz zum Mannheimer Hoftheater<br />
verzichtete Carl Theodor bezeichnenderweise in Schwetzingen auf die Fürstenloge. Hier<br />
nahm er im Parkett Platz – auf gleicher Ebene mit seinen Untertanen. Die Beschaffenheit des<br />
Zuschauerraumes mit den Holzkonstruktionen, den offenen Rängen, dem doppelten Boden<br />
des Orchestergrabens als zusätzlichem Resonanzkörper und einer Farbigkeit, die den Blick<br />
des Betrachters von der lichten Farbgebung der Rangbrüstungen unwillkürlich auf das dazu<br />
im stärksten Kontrast stehende, raumdominierende tief blau marmorierte und goldverzierte<br />
Proszenium lenkt, führt aber noch eine weitere Intention des kunstsinnigen Kurfürsten vor<br />
Augen: Der Zuschauerraum ist nicht als Repräsentations-, sondern als reiner Theaterraum<br />
konzipiert, der sich auf das Wesentliche, auf das Bühnengeschehen konzentriert und der<br />
gleichzeitig mit Hilfe modernster, akustischer Erkenntnisse eine vollendete Wiedergabe der<br />
Bühnenwerke gewährleisten sollte. Somit entstand ein Theater, das nicht nur das weltweit<br />
älteste erhaltene Rangtheater mit einer originalen Raumdekoration aus dem 18. Jahrhundert<br />
ist, sondern das darüber hinaus auch als Idealtypus eines Sprech- und Musiktheaterraumes<br />
gelten kann.<br />
Die Einbeziehung der arkadischen Umgebung der Sommerresidenz spiegelt sich auch ganz<br />
augenfällig in der Beschreibung der Bühnendekorationen wider, die in den Libretti der<br />
folgenden ausgewählten Opern angegeben sind, und die in ihrer Unterscheidung in eine<br />
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