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3. - Schlösser-Magazin

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V. Report on the Music Historical Importance: Dr. Bärbel Pelker<br />

Sommerresidenz aufführen. Als End- und Höhepunkt dieser Entwicklung ist Ignaz<br />

Holzbauers Oper Günther von Schwarzburg (Text: Anton Klein) zu bezeichnen, die erstmals<br />

eine Episode aus der deutschen Geschichte thematisierte, und die der Komponist auf<br />

kurfürstlichen Befehl 1776 vollendete – wiederum in Schwetzingen. Mit dieser Oper<br />

profilierte sich der kurpfälzische Hof, wenn auch wegen der Übersiedlung nach München im<br />

Jahr 1778 nur für kurze Zeit, endgültig als Stätte der deutschen Reformoper – eine<br />

Entwicklung, die auf der höfischen Experimentierbühne in Schwetzingen begonnen hatte.<br />

Die beiden letzten Opern, La festa della rosa und Zemira e Azor, Übersetzungen zweier<br />

französischer Opern Grétrys ins Italienische, die 1776 in Schwetzingen aufgeführt wurden,<br />

bestätigen sowohl nochmals die einzigartige Vielfalt des Opernrepertoires als auch Carl<br />

Theodors Interesse, europäische Operntraditionen auf der Schwetzinger Bühne wie unter<br />

einem Brennglas zu bündeln und zu verschmelzen.<br />

Das Erbe der kurpfälzischen Hofmusik<br />

Als sichtbare Zeugnisse dieser vergangenen bedeutenden Epoche der europäischen<br />

Musikgeschichte sind die Kompositionen der kurpfälzischen Hofmusiker zu nennen, die heute<br />

in nahezu allen bedeutenden Musikbibliotheken zu finden sind (umfangreiche Sammlungen<br />

z.B. in: Paris, London, Brüssel, Berlin, München, Washington). Die weltweit umfangreichste<br />

Sammlung mit über 6000 Kompositionen verwahrt allerdings die Forschungsstelle<br />

Südwestdeutsche Hofmusik der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, die derzeit noch<br />

in Heidelberg angesiedelt ist, aber zeitnah in die ehemalige Sommerresidenz des Kurfürsten<br />

nach Schwetzingen umziehen wird. Dass sich das kompositorische Œuvre der Hofkapelle<br />

überhaupt noch in diesem repräsentativen Umfang rekonstruieren und durch Konzerte daher<br />

auch wiederbelebbar machen lässt, ist nicht zuletzt dem Ruhm dieser Hofkapelle geschuldet,<br />

der sich vor allem in den Siebzigerjahren des 18. Jahrhunderts endgültig in ganz Europa<br />

verbreitet hatte. Entsprechend groß war die Nachfrage nach den Werken der Hofmusiker.<br />

Neben den hauptamtlich angestellten Kopisten, die die zahlreichen Bestellungen<br />

handschriftlicher Werke zu erfüllen hatten, sicherten sich ausländische und deutsche Verleger<br />

die Druckprivilegien an neuen Musikalien 28 und trugen somit zum Erhalt des<br />

kompositorischen Erbes bei.<br />

Neben diesen sichtbaren Zeugnissen besteht das Vermächtnis der Kurpfälzer auch in der<br />

Vorgabe musikalischer Errungenschaften, die sich auf die Spielkultur und Spieltechnik, also<br />

auf den Musik ausübenden Bereich, auswirkten. An ihrer Verbreitung über ganz Europa<br />

hatten neben den Ministern, Gesandten und Agenten 29 sowie den zahlreichen auswärtigen<br />

28 Führende Verleger: De LaChevardière, Sieber, Venier, Huberty, Le Clerc, Bailleux, Bureau d’abonnement de<br />

musique, Boüin und Bérault in Paris; Hummel in Amsterdam sowie Bremner, Welcker, Walsh, Longman and<br />

Broderip in London; vgl. dazu u.a.: Cari Johansson, French Music Publisher‘s Catalogues of the Second Half<br />

of the Eighteenth Century (= Publications of the Library of the Royal Swedish Academy of Music 2),<br />

Stockholm 1955; dies., J. J. & B. Hummel. Music-Publishing and Thematic Catalogues (= Publications of<br />

the Library of the Royal Swedish Academy of Music 3), 2 Bde., Stockholm 1972.<br />

Ab 1773 verlegte Johann Michael Götz Werke der Hofmusiker in der Residenzstadt Mannheim, vgl. Hans<br />

Schneider, Der Musikverleger Johann Michael Götz (1740–1810), 2 Bde., Tutzing 1989.<br />

29 Kurpfälzische Minister und Bedienstete weilten an allen wichtigen Höfen und Orten in Europa: in<br />

Amsterdam, Augsburg, Berlin, Brüssel, Colmar, Den Haag, Frankfurt, Hamburg, Kleve, Köln, London,<br />

Loreto, Lüttich, Mailand, Mainz, München, Neapel, Paris, Regensburg, Rom, Straßburg, Trier, Venedig,<br />

Wetzlar und Wien. Durch auswärtige Gesandte waren langjährig vor allem folgende Höfe in der Kurpfalz<br />

vertreten: Ansbach, Berlin, Dresden, München, Paris, Rom und Wien. Die Gesandten berichteten ihren<br />

Höfen über die neuesten Ereignisse zwei- bis dreimal die Woche, je nach Brisanz auch in kodierter Form.<br />

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