3. - Schlösser-Magazin
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VI. Interpretation of the Palace Gardens as a whole: Dr. Michael Niedermeier<br />
zur Einigkeit“ umbenannt hat. Ihr gehörten mehrere Mitglieder der Hofgesellschaft,<br />
darunter wohl auch der auf den Kurfürsten so einflussreiche Jesuitenpater Seedorf,<br />
an, der 1772 starb. Nach heftigen Auseinandersetzungen mit einer Gruppe von<br />
Jesuiten um den neuen Beichtvater des Kurfürsten und Hofpfarrer Pater Ignaz Frank<br />
SJ, der Direktor eines antiaufklärerischen Rosenkreuzerzirkels war, hat Carl Theodor<br />
die Loge auflösen lassen. 35 Carl Theodor hat sich durch Pater Frank, der auch nach<br />
Auflösung des Jesuitenordens in seiner Stellung als Hofprediger unter dem Schutz<br />
des Kurfürsten stand und 1777 sogar zum „Kurfürstlichen Geheimen Rat“ und zum<br />
„Wirklichen Geistlichen Geheimen Rath zu Mannheim“ erhoben worden war, von der<br />
angeblichen Schädlichkeit der Freimaurerei überzeugen lassen. Frank, der nicht nur<br />
in Glaubensfragen das unbedingte Vertrauen des Kurfürsten besaß, wirkte ab nun<br />
als die Speerspitze der Zensur von aufklärerischen Werken und fanatischer Verfolger<br />
des aufklärerischen Illuminatenordens. 1784/85 ließ der Kurfürst den Geheimbund<br />
der Illuminaten, der von der ehemals jesuitischen Universität Ingolstadt durch den<br />
Professor Adam Weißhaupt seinen Ausgang genommen hatte und mit seiner dezidiert<br />
antijesuitischen Stoßrichtung im Ruf stand, im Interesse ausländischer Mächte die<br />
Logen und die Institutionen des Staates unterwandern zu wollen, in seinen Landen<br />
verbieten und ihre Mitglieder mit harter Hand aus allen staatlichen Positionen entlassen<br />
und verfolgen. In Mannheim und Heidelberg besaß die 1782 gegründete Niederlassung<br />
der Illuminaten jeweils rund 20 Mitglieder, in München unterhielt der Illuminatenorden<br />
sogar zwei sogenannte Minervakirchen mit mehr als zweihundert Mitgliedern. In<br />
München befand sich bis zum Verbot 1785 das eigentliche Zentrum des Bundes in<br />
Deutschland, der beabsichtigte, über das Eindringen in die Logen die Freimaurerei zu<br />
kontrollieren und zu leiten. 36 Die antiken Götter Minerva und Merkur besaßen in der<br />
Vorstellungswelt der Freimaurer, der Geheimbünde, aber auch der der Jesuiten eine<br />
herausragende Stellung.<br />
Neben dem Minervatempel mit seinem mysteriösen unterirdischen Keller ist es<br />
der Merkur, der im Garten von Schwetzingen gleich mehrfach eine herausragende<br />
Bedeutungszuschreibung erfährt. Der Gartenführer von Zeyher verweist auf einen<br />
Tempel des Merkurs, der der Vorgängerbau zum St.-Johannes-Stift/St.-Guidons-Stift<br />
im oberrheinischen Speyer gewesen sei. Auch in Heidelberg, wo man schon seit<br />
langem römische Denkmäler entdeckte, hätten die Römer auf dem „Heiligen Berg“<br />
ein Kastell und ebenfalls einen Merkurtempel errichtet. 37 Der jesuitische gelehrte<br />
Astronom und Mathematiker P. Christian Meyer, den Kurfürst Carl Theodor 1761<br />
zu seinem Hof-Astronomen erhoben hatte und dem er 1763 eine mit englischen<br />
Instrumenten ausgerüstete Sternwarte mit beweglichem Dach auf dem Schloss<br />
in Schwetzingen erbauen ließ, begeisterte Carl Theodor für die Beobachtung des<br />
Planeten Merkur. Schon ein Jahr vorher hatte Carl Theodor, den der Gartenführer<br />
panegyrisch den „deutschen Salomon“ 38 nennt, den Garten zum Ort der Beobachtung<br />
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