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3. - Schlösser-Magazin

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V.<br />

230<br />

V. Report on the Music Historical Importance: Dr. Bärbel Pelker<br />

Zemira e Azor: Bewaldeter Ort zwischen zerklüfteten Felsen im eingefriedeten Zaubergarten des Azor. Links<br />

eine Grotte. Fassade von Azors verwunschenem Palast mit Blick auf einen eleganten, entzückenden Garten.<br />

In der Mitte ein Thron (moderne Übersetzung)<br />

La festa della rosa: Liebliche Landschaft mit einem Gestade im Hintergrund. Bauern an dem<br />

gegenüberliegenden Ufer, die damit beschäftigt sind, die von einem heftigen Gewitter verursachten Schäden<br />

zu reparieren. Hohe Berge im Hintergrund. Das Gestade wird auf der vorderen Seite zur Linken von einer<br />

kleinen Anhöhe beherrscht, die es überragt, und die übrigens nicht so hoch ist wie der andere begehbare<br />

Hügel, der sich auf dem gegenüberliegenden Ufer erhebt (moderne Übersetzung).<br />

Aus kompositorischer Sicht ist der Opernspielplan nirgends sonst in Europa in einer<br />

Sommerresidenz so vielfältig wie in Schwetzingen: Opera buffa, Opéra comique oder<br />

deutsches Singspiel – „das Schwetzinger Repertoire fokussierte die europäische<br />

Operngeschichte wie unter einem Brennglas“ 26 .Während in den 1750er-Jahren die Opern<br />

L’isola disabitata (1754), Il Don Chisciotte (1755), I Cinesi (1756) und Le nozze d'Arianna<br />

(1756) von Ignaz Holzbauer sowie Baldassare Galuppis Erfolgsopern Il filosofo di campagna<br />

(1756) und Le nozze (1757) die Hofgesellschaft unterhielten, war in den folgenden beiden<br />

Jahrzehnten mit Werken von Johann Christian Bach, Egidio Romoaldo Duni, Florian Leopold<br />

Gassmann, Giuseppe Gazzaniga, Christoph Willibald Gluck, François-Joseph Gossec, André<br />

Ernest Modeste Grétry, Pietro Alessandro Guglielmi, Johann Adolf Hasse, Niccolò Jommelli,<br />

Giovanni Paisiello, Niccolò Piccinni oder Antonio Sacchini das musikalische Europa in<br />

Schwetzingen zu Gast. Die Pflege der komischen Oper italienischer und französischer<br />

Provenienz in einer Sommerresidenz, wie sie in Schwetzingen von 1753 bis zu der<br />

Übersiedlung des Hofes nach München im Jahr 1778 umgesetzt wurde, und die 1771 nach der<br />

Verabschiedung der französischen Schauspielertruppe noch intensiviert wurde, indem ab dem<br />

Sommer 1772 beispielsweise bis zu vier unterschiedliche Opern mehrfach in Schwetzingen<br />

gegeben wurden, ist in dieser Kontinuität ebenfalls ein einmaliger Vorgang in der<br />

europäischen Musikgeschichte 27 .<br />

In der Wahl der italienischen komischen Oper – überwiegend von den Komponisten<br />

Galuppi, Piccinni und Sacchini, die zu den berühmtesten und erfolgreichsten in Europa<br />

gehörten – entsprach der Schwetzinger Spielplan dem Zeitgeschmack, in der Mischung mit<br />

französischen und deutschen Opern aber steht er einzigartig da. Zunächst wurden<br />

französische Opern ins Deutsche übersetzt. Den Anfang machte im Sommer 1774 Dunis Das<br />

Milchmädgen und die beiden Jäger. Damit begann Carl Theodors offizielle Stellungnahme<br />

seiner Vorliebe für die deutsche Sprache, die er mit Hilfe dieser Übersetzungen auf die<br />

Opernbühne brachte, bevor dann die ‚echten’ deutschen Opern folgen sollten. Dies geschah<br />

im Jahr 1775 mit der Oper Alceste von Anton Schweitzer (Text: Christoph Martin Wieland),<br />

die zwei Jahre nach ihrer Weimarer Uraufführung am 1<strong>3.</strong> August im Schlosstheater in<br />

Schwetzingen aufgeführt wurde. Mit dieser großen Opernaufführung machte Carl Theodor<br />

unmissverständlich deutlich, dass er die deutsche Sprache als Theatersprache hoffähig<br />

machen wollte, notfalls auch gegen den Willen seiner Gemahlin Elisabeth Augusta. Erste<br />

Sympathien für die deutsche Theatersprache lassen sich bereits für das Jahr 1767 nachweisen,<br />

am 25. Juni 1768 ließ der Kurfürst dann erstmals ein deutsches Schauspiel in der<br />

26<br />

Silke Leopold, „Europa unterm Brennglas. Oper in Schwetzingen zur Zeit Carl Theodors“, in: Hofoper in<br />

Schwetzingen, S. 57; dort ausführliche und grundlegende Interpretation des Schwetzinger Opernrepertoires<br />

im europäischen Kontext, S. 55–70.<br />

27<br />

Detaillierte Aufführungsangaben sowie Nachweise der Libretti und Musikalien, in: Hofoper in Schwetzingen,<br />

S. 87–154, 391–405.<br />

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