Fremde Bilder - Stiftung Bildung und Entwicklung
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Sklaverei: Unterrichtsmaterial<br />
Q43 Die Sklaverei blüht noch immer<br />
Von Sabine Hoffmann, 15. 02. 2002<br />
Sie stammen aus Afrika, Osteuropa oder China,<br />
sind bettelarm <strong>und</strong> schuften bis zu 16<br />
St<strong>und</strong>en täglich - oft ohne Lohn. Mehr als 27<br />
Millionen Menschen leben weltweit noch immer<br />
in Sklaverei. Oft sind sie in die Fänge von<br />
Menschenhändlern geraten <strong>und</strong> haben keine<br />
Möglichkeit, ihrem grausamen Schicksal zu<br />
entfliehen.<br />
Hamburg - Sebas Zukunft klang rosig: Als kleines<br />
Mädchen lebte sie bei ihrer Großmutter<br />
im afrikanischen Mali. Eines Tages kam eine<br />
reiche afrikanische Familie zu Besuch. Sie<br />
schwärmten von ihrem feudalem Leben in<br />
Paris <strong>und</strong> den Möglichkeiten, die Seba dort<br />
hätte: Sie könnte eine Schule besuchen <strong>und</strong><br />
würde eine Ausbildung erhalten.<br />
Doch die Wirklichkeit entpuppte sich als Horrorszenario:<br />
Das Mädchen durfte das Haus nur<br />
selten verlassen. Sie putzte, kochte <strong>und</strong> versorgte<br />
die Kinder der Familie von sieben Uhr<br />
früh bis elf Uhr nachts - ohne Bezahlung. Wie<br />
in einer modernen Form des Märchens<br />
Aschenputtel musste Seba auf dem harten<br />
Fußboden schlafen <strong>und</strong> bekam nur das zu<br />
essen, was die anderen übrig gelassen hatten.<br />
Als die Familie sie schließlich auch noch grausam<br />
quälte, alarmierten Nachbarn die Polizei.<br />
Die Beamten befreiten Seba.<br />
Sudan, Pakistan, Indien<br />
Dieses traurige Schicksal beschreibt der amerikanische<br />
Soziologe Kevin Bales in seinem<br />
Buch "Die neue Sklaverei". Während seiner<br />
Studien erforschte der Autor mehrere Länder<br />
<strong>und</strong> folgerte: Heute gibt es mehr Sklaven als<br />
zur Zeit des transatlantischen Sklavenmarktes<br />
von Anfang des 16. bis Mitte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts.<br />
Mehr als 150 Jahre nach Abschaffung<br />
von Leibeigenschaft <strong>und</strong> Menschenhandel ist<br />
Sklaverei in keinem Land der Welt mehr erlaubt.<br />
Doch weltweit leben noch immer r<strong>und</strong><br />
27 Millionen Menschen de facto in Sklaverei,<br />
so schätzt die britische Organisation Anti Slavery<br />
International (ASI). "Das sind r<strong>und</strong> dop-<br />
pelt so viele Menschen wie während des 400jährigen<br />
Sklavenhandels aus Afrika entführt<br />
wurden", erklärt John Wiley von der Uno-<br />
Arbeitsgruppe für Sklaverei.<br />
Vor allem in Ländern der Dritten Welt wie<br />
dem Sudan, Pakistan, Indien aber auch in Brasilien<br />
müssen Menschen fast ohne Entgelt für<br />
Landbesitzer arbeiten oder die angeblichen<br />
Schulden ihrer Eltern oder Großeltern abarbeiten.<br />
So berichtet die internationale Arbeitsorganisation<br />
(ILO), dass Angehörige der Pygmäen<br />
oder der Bantu in Afrika oder der Aymaras<br />
<strong>und</strong> Exnet in Südamerika häufig immer noch<br />
Zwangsarbeit auf den Plantagen verrichten<br />
müssen.<br />
20.000 Jungen arbeiten in Mali als Zwangsarbeiter<br />
Die Preise für den Kauf eines Sklaven sinken:<br />
Waren es im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert noch umgerechnet<br />
r<strong>und</strong> 90.000 Euro, die ein Sklavenhalter für<br />
einen Leibeigenen berappen musste, sind es<br />
heute laut Autor Bales nur noch 19 Euro. Es<br />
rechne sich somit nicht einen Zwangarbeiter<br />
zu behalten, wenn er krank wird, schließt der<br />
Soziologe.<br />
Ein Großteil der Leibeigenen sind Kinder. Zwar<br />
tragen Kindersklaven heute keine Ketten<br />
mehr. Doch sie besitzen keine Ausweise <strong>und</strong><br />
werden hemmungslos ausgebeutet. Allein im<br />
afrikanischen Mali, so schätzt die Menschenrechtsorganisation<br />
Terre de Hommes, werden<br />
r<strong>und</strong> 20.000 Jungen als Zwangsarbeiter festgehalten.<br />
H<strong>und</strong>erte, wenn nicht gar tausende<br />
Kilometer von ihren Eltern entfernt arbeiten<br />
sie auf Plantagen, auf denen Exportprodukte<br />
wie Kakao, Kaffee, Baumwolle oder Bananen<br />
angebaut werden.<br />
Der Traum von der rosigen Zukunft<br />
Glaubt man einer Unicef-Studie, verdingen<br />
sich noch viel mehr Kinder als Schuldknechte.<br />
Viele der Kindersklaven sind in die Fänge von<br />
Menschenhändlern geraten: "Die Kinder werden<br />
von skrupellosen Händlern mit Versprechungen<br />
angelockt <strong>und</strong> bei Nacht <strong>und</strong> Nebel<br />
über die Grenze geschafft", resümiert Terre-<br />
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