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Fremde Bilder - Stiftung Bildung und Entwicklung

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Afrikaner im Kanton Luzern: Unterrichtsmaterial<br />

aus Kolonialmächten vermittelten <strong>Bilder</strong> von<br />

Afrikanern entsprachen jedoch nicht der Wirklichkeit.<br />

Meistens wurden dunkelhäutige<br />

Menschen im Vergleich zu den Europäern als<br />

minderwertige <strong>und</strong> armselige Geschöpfe dargestellt.<br />

Man sprach ihnen Intelligenz ab,<br />

glaubte, sie seien faul <strong>und</strong> hässlich <strong>und</strong> erachtete<br />

es als Pflicht, diesen hilflosen Menschen<br />

die Errungenschaften der Zivilisation <strong>und</strong> den<br />

christlichen Glauben zu bringen. Dabei wurde<br />

in Europa ausgeblendet, dass weite Gebiete<br />

der heutigen Dritten Welt ausgebeutet <strong>und</strong><br />

zahlreiche Völker ausgerottet wurden.<br />

Noch im Mittelalter waren dunkelhäutige<br />

Mensch teilweise sehr angesehen <strong>und</strong> wurden<br />

als „edle Mohren“ verehrt. Zwei Beispiele sind<br />

der schwarze König in der Weihnachtskrippe<br />

<strong>und</strong> die schwarze Madonna von Einsiedeln,<br />

die aus dem 15. Jahrh<strong>und</strong>ert stammt. Der<br />

König aus dem Morgenland wurde von vielen<br />

Reisenden als Schutzpatron angebetet. Daher<br />

gab es auch Gasthöfe, welche sich mit seinem<br />

Namen schmückten, wie etwa der Mohren in<br />

Willisau. Die Einsiedler Madonna war zwar<br />

ursprünglich mit einer hellen Hautfarbe dargestellt<br />

<strong>und</strong> verfärbte sich erst im Laufe der Zeit<br />

durch Russ von Kerzen <strong>und</strong> Öllampen. Die<br />

Gläubigen wollten die Figur aber nicht weiss<br />

waschen, da ihnen das schwarze Angesicht<br />

gefallen hatte. Die schwarze Farbe schuf einen<br />

Raum des Erhabenen, der Ehrfurcht gebietet.<br />

Zudem erinnerte ihre Erscheinung an die<br />

Braut im Hohenlied des Salomons, das im Alten<br />

Testament steht. Dort stellt sie sich mit<br />

folgenden Worten vor: „Ich bin schwarz, aber<br />

schön.“<br />

Schwarze Menschen als Sujets fanden auch<br />

Eingang in die Wappen bedeutender Familien.<br />

Sie verkörperten ferne Gebiete an der Grenze<br />

des mittelalterlichen Reichs. Es ist daher naheliegend,<br />

dass das Mohrmotiv ab dem 14. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

von städtischen Kaufleuten verwendet<br />

wurde, die mit Gütern aus dem fernen<br />

Orient handelten. In diesem Zusammenhang<br />

steht der Wappenmohr als Symbol von Handelsgeist<br />

<strong>und</strong> Wohlstand. Auch die beiden<br />

Luzerner Familien Mohr <strong>und</strong> Morel tragen<br />

einen Mohren im Wappen.<br />

Bevor die Portugiesen im 15. Jahrh<strong>und</strong>ert auf<br />

der Suche nach einem Seeweg nach Indien<br />

Afrika zu umschiffen begannen, war der Kontinent<br />

noch sagenumwoben. Man glaubte,<br />

dass in Afrika riesiger Reichtum grosser Städte<br />

verborgen lag. Nachdem die portugiesischen<br />

Seefahrer in Küstennähe jedoch fast oder ganz<br />

nackte Menschen vorfanden, zerschlugen sich<br />

ihre Wunschträume bezüglich Steigerung des<br />

Wohlstands. Im Gegensatz zu Asien <strong>und</strong> den<br />

Gewürzinseln wurde Afrika eine grosse Enttäuschung<br />

<strong>und</strong> hatte aus wirtschaftlicher Sicht<br />

nur eines zu bieten, nämlich Sklaven. Um die<br />

Versklavung von unzähligen Afrikanern zu<br />

rechtfertigen, wurden sie als religionslose<br />

Kannibalen mit „affenähnlichen“ Körpern beschrieben.<br />

Teilweise betrachtete man sie sogar<br />

als Wesen ohne Seele, die man ohne weiteres<br />

zu Sklaven machen konnte. Fortan war<br />

das den nordafrikanischen Mauren entlehnte<br />

Wort Mohr immer seltener zu hören. An seine<br />

Stelle trat das Wort Neger, das einen durch<br />

seine Schwärze ausgewiesenen barbarischen<br />

Primitiven beschrieb.<br />

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