Fremde Bilder - Stiftung Bildung und Entwicklung
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Von Heiden <strong>und</strong> Negerlein: Unterrichtsmaterial<br />
Unterrichtsmaterial<br />
D1 Einführungstext<br />
Nachdem die Zeit der Aufklärung die katholische<br />
Kirche <strong>und</strong> den Glauben vieler Menschen<br />
erschüttert hatte, nahm im Verlauf des 19.<br />
Jahrh<strong>und</strong>erts die Frömmigkeit im Volk wieder<br />
zu. Für viele Katholiken rückten die Kirche <strong>und</strong><br />
der Papst ins Zentrum ihres religiösen Lebens.<br />
Zu dieser Bewegung neu erwachender Frömmigkeit<br />
<strong>und</strong> Religiosität gehörte auch ein Gefühl<br />
der Überlegenheit gegenüber den „Heiden“,<br />
die auf anderen Kontinenten lebten.<br />
Diesen Menschen sollte die christliche Religion<br />
gebracht <strong>und</strong> ihre Seelen so gerettet werden.<br />
Die christliche Mission ist so alt wie das Christentum.<br />
Immer schon gingen christliche Missionare<br />
in fremde Länder, um ihre Religion<br />
möglichst vielen Menschen zu verkünden. Im<br />
19. Jahrh<strong>und</strong>ert nahm diese Missionstätigkeit<br />
zahlenmässig aber Ausmasse an wie niemals<br />
zuvor. Um 1800 gab es weltweit r<strong>und</strong> 500<br />
katholische Missionare. Diese Zahl verh<strong>und</strong>ertfachte<br />
sich bis 1900 auf r<strong>und</strong> 50`000. Der<br />
Erfolg sollte bis weit ins 20. Jahrh<strong>und</strong>ert hinein<br />
anhalten. Zum Zweck der „Heidenmission“<br />
wurden in Europa zahlreiche Missionsvereine,<br />
Orden, Kongregationen <strong>und</strong> andere Institutionen<br />
gegründet. Besonders viele europäische<br />
Missionarinnen <strong>und</strong> Missionare gingen gegen<br />
Ende des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts nach Afrika. Darunter<br />
auch zahlreiche Missionarinnen aus der<br />
Zentralschweiz. (1883 beispielsweise die Men-<br />
zinger-Schwestern, später auch die Ingenbohler-Schwestern,<br />
die Baldegger-Schwestern<br />
u.a.). Grosse Teile Afrikas waren den Europäern<br />
damals noch weitgehend unbekannt. In<br />
verschiedenen afrikanischen Ländern versuchten<br />
die Missionarinnen <strong>und</strong> Missionare den<br />
„Heiden“ die christliche Religion näher zu<br />
bringen; sie waren aber auch darum bemüht,<br />
eine Infrastruktur aufzubauen <strong>und</strong> errichteten<br />
beispielsweise Schulen <strong>und</strong> Krankenhäuser.<br />
Für die Finanzierung ihrer Tätigkeit in Afrika<br />
waren die Missions-Organisationen auf Unterstützung<br />
<strong>und</strong> auf Spendengelder angewiesen.<br />
Mit Vorträgen, in Zeitschriften <strong>und</strong> Büchern<br />
wurde in der europäischen Heimat intensiv<br />
Werbung für die Mission betrieben <strong>und</strong> bei<br />
der Bevölkerung zur Unterstützung aufgerufen.<br />
In dieser Missions-Werbung wurden in<br />
Text <strong>und</strong> Bild immer wieder afrikanische „Heiden“<br />
dargestellt. Diese <strong>Bilder</strong> waren allerdings<br />
nicht einfach ein Abbild der Realität, sondern<br />
folgten spezifischen, konkreten Interessen <strong>und</strong><br />
Vorstellungen ihrer Erzeuger. Häufig wurde in<br />
der Missions-Berichterstattung <strong>und</strong> –Werbung<br />
ein Bild der Afrikaner gezeichnet, das diese als<br />
hilfsbedürftige, kindsartige Menschen darstellte,<br />
als „arme Negerlein“, die zum christlichen<br />
Glauben bekehrt werden mussten, um als<br />
vollwertige Menschen wahrgenommen zu<br />
werden.<br />
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