Fremde Bilder - Stiftung Bildung und Entwicklung
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Sklaverei: Unterrichtsmaterial<br />
Behandlung hatte ich nie vorher erfahren, <strong>und</strong><br />
so sehr ich das Wasser als ein mir ganz neues<br />
Element fürchtete, so wäre ich doch gerne<br />
über Bord gesprungen, wenn ich über die<br />
Stricknetze hätte kommen können; wir, die<br />
wir nicht an das Deck gekettet waren, wurden<br />
von der Mannschaft<br />
scharf bewacht, damit<br />
wir nicht ins Wasser<br />
springen konnten. Einige<br />
dieser armen afrikanischen<br />
Gefangenen, die<br />
einen solchen Versuch<br />
wagten, wurden furchtbar<br />
dafür geschlagen;<br />
wenn sie nicht essen<br />
wollten, wurden sie jede<br />
St<strong>und</strong>e ausgepeitscht.<br />
Auch mir geschah das<br />
oft. […]<br />
Die Geschlossenheit des<br />
Stauraums, die Hitze des<br />
Klimas, dazu die Menge<br />
Menschen, die so dicht<br />
zusammengepfropft<br />
waren, dass man sich<br />
kaum umdrehen konnte,<br />
all das liess uns beinahe<br />
ersticken. Die starken<br />
Ausdünstungen, die dadurch<br />
entstanden, machten<br />
uns die Luft vor lauter<br />
ekelhaftem Gestank zum<br />
Atmen völlig untauglich<br />
<strong>und</strong> liessen unter den<br />
Sklaven Krankheiten ausbrechen, an denen<br />
viele starben, die so Opfer der sorglosen Gier,<br />
wie ich es nenne will, ihrer Käufer wurden.<br />
Diese elende Lage wurde noch verschlimmert<br />
durch den Druck der schmerzenden Ketten,<br />
die nun unerträglich wurden, <strong>und</strong> durch die<br />
Verstopfung der Notdurftkübel, in die die Kinder<br />
oft fielen, wo sie dann beinahe erstickten.<br />
Q45 Olaudah Equiano oder Gustavus Vassa<br />
aus Afrika, Titelseite aus seinen Lebenserinnerungen,<br />
1789 erstmals publiziert<br />
http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Olau<br />
dah_Equiano_-_Project_Gutenberg_eText_<br />
15399.png&filetimestamp=20081121202831<br />
Das Schreien der Frauen <strong>und</strong> das Ächzen der<br />
Sterbenden machte das Ganze zu einer Szene<br />
des unvorstellbaren Grauens. […]<br />
Eines schönen Tages, als die See glatt <strong>und</strong> der<br />
Wind mild war, schafften es zwei meiner ermatteten<br />
Gefährten, die aneinander gekettet<br />
waren <strong>und</strong> den Tod einem<br />
solchen Leben im<br />
Elend vorzogen […], irgendwie<br />
durch die Netzstricke<br />
zu kommen, <strong>und</strong><br />
sprangen über Bord.<br />
Sofort folgte ein anderer<br />
ganz niedergeschlagener<br />
Bursche, dem man wegen<br />
seiner Krankheit die<br />
Fesslen abgenommen<br />
hatte, ihrem Beispiel,<br />
<strong>und</strong> ich glaube, viele<br />
andere hätten das gleiche<br />
getan, wenn die<br />
Schiffsmannschaft, die<br />
augenblicklich alarmiert<br />
war, sie nicht daran gehindert<br />
hätte. […]“<br />
Equiano hatte am Ende<br />
Glück: Er musste sich<br />
nicht auf einer der Zu-<br />
ckerplantagen in der<br />
Karibik zu Tode schuften.<br />
1766 gelang es ihm, sich<br />
von seinem damaligen<br />
Besitzer […] mit seinem<br />
eigenen Geld freizukaufen.<br />
In der Folge zog<br />
Equiano nach England <strong>und</strong> stritt an prominenter<br />
Stelle für die Abschaffung des Sklavenhandels.<br />
[…] Seine Lebenserinnerungen wurden<br />
1789 in London veröffentlicht.<br />
Niklaus Stettler, Peter Haenger, Robert Labhardt, Baumwolle,<br />
Sklaven <strong>und</strong> Kredite. Die Basler Welthandelsfirma<br />
Christoph Burckhardt & Cie. in revolutionärer Zeit (1789-<br />
1815), Basel 2004, S. 68<br />
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