Fremde Bilder - Stiftung Bildung und Entwicklung
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Afrikaner im Kanton Luzern: Unterrichtsmaterial<br />
gefällt es ausgezeichnet bei uns. Das zeigt u.a.<br />
folgende Begebenheit: Als die Abreise eines<br />
Trupps stattfinden sollte, fehlte so ein schwarzer<br />
Mississippi-Mann. Die Sache wurde aber<br />
bald ruchbar <strong>und</strong> jener erklärte schlau blinzelnd:<br />
„Lucerne is a very nice place, I will stay<br />
here!“ – Doch es blieb bei dem frommen<br />
Wunsch. Der dunkle Fre<strong>und</strong> Luzerns wurde<br />
mit einem der nächsten Züge seiner Truppe<br />
nachgeschickt. – Übrigens haben es unsere<br />
Käsehochs längst herausgef<strong>und</strong>en, dass der<br />
Kaugummi der Neger der beste ist!<br />
D4 Triengen 1940<br />
Nach Sursee (3784 Einwohner) <strong>und</strong> Neuenkirch<br />
(2615 Einwohner) war Triengen mit 1894<br />
Einwohnern die drittgrösste Gemeinde des<br />
Amtes Sursee.<br />
Auf dem Gemeindegebiet bewirtschafteten<br />
104 selbständig erwerbende Landwirte einen<br />
Hof.<br />
Das lokale Gewerbe <strong>und</strong> die Industrie zählten<br />
r<strong>und</strong> 700 Arbeitende in 102 Betrieben, von<br />
welchen die meisten im Dorfzentrum angesiedelt<br />
waren. Der grösste Arbeitgeber war die<br />
Bürstenfabrik (TRISA).<br />
2. „Edle Mohren“ <strong>und</strong> „primitive Neger“ im Kanton Luzern<br />
D5 Die Schweiz hatte nie eigene Kolonien <strong>und</strong><br />
war auch nicht offiziell am Handel mit afrikanischen<br />
Sklaven beteiligt (mehr dazu im Kapitel<br />
Sklavenhandel). Bis in die 1940er kamen<br />
nur ganz selten Menschen aus Afrika in den<br />
Kanton Luzern. Grosse Völkerschauen, die zum<br />
Beispiel in den Zoos von Basel oder Zürich<br />
gezeigt wurden, waren in der Zentralschweiz<br />
nicht zu sehen. Die Mehrheit der Luzernerinnen<br />
<strong>und</strong> Luzerner hatte bis zum Zweiten Welt-<br />
Schnell sprach es sich herum <strong>und</strong> unbeschreiblich<br />
war das Staunen, als man kürzlich beim<br />
Bahnhof einen waschechten Neger den Entlebucher-Dialekt<br />
perfekt reden hörte. Dieser<br />
schwarze Sohn erklärte den Umstehenden<br />
lachend, in dem Dorfe, wo er aufgewachsen<br />
sei, gebe es nur Entlebucher! Schade, dass es<br />
hier nicht zu einem richtigen Interview mit<br />
Bildaufnahmen gekommen ist.“<br />
Luzerner Tagblatt, 5. September 1945: „Dies <strong>und</strong> das um<br />
die Gäste aus Übersee“<br />
Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung begann<br />
sich Triengen vom Bauerndorf zu einem Gewerbe-<br />
<strong>und</strong> Industrieort zu wandeln.<br />
Triengen war gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />
zu erreichen. Der Anschluss an das<br />
SBB-Netz erfolgte 1912 durch die Triengen-<br />
Sursee-Bahn.<br />
1940 gab es auf liberaler Seite folgende Vereine:<br />
Gemischter Chor, Feldmusik, Theaterverein,<br />
Gemeinnütziger Frauenverein; auf konservativer<br />
Seite: Musikgesellschaft Harmonie,<br />
Kirchenchor, Katholischer Frauen- <strong>und</strong> Töchterverein. <br />
krieg noch nie eine richtige Begegnung mit<br />
Menschen dunkler Hautfarbe. Trotzdem gab<br />
es hier viele Vorstellungen von Afrikanerinnen<br />
<strong>und</strong> Afrikanern. Diese Vorstellungen waren<br />
geprägt von Romanen, Berichten von Missionaren<br />
oder Erzählungen von Weltreisenden,<br />
<strong>Bilder</strong>büchern, Comics, Fasnachtsumzügen mit<br />
als Afrikaner verkleideten Schweizern, Liedern<br />
wie „Zehn kleine Negerlein“, Weihnachtskrippen<br />
oder dem Schwarz-Peter-Spiel. Die meist<br />
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