Europabrevier III, Schweiz - EU: Leitfaden zu den ... - ETH Zürich
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32 <strong>EU</strong>ROPABREVIER SCHENGEN/DUBLIN<br />
Kann Dublin überhaupt funktionieren ?<br />
An der Dubliner Zusammenarbeit wur<strong>den</strong> laufend<br />
Verbesserungen vorgenommen. Die wichtigste Neuerung<br />
ist die Fingerabdruck-Datenbank <strong>EU</strong>RO-<br />
DAC, die aber erst seit Januar 2003 in Betrieb ist.<br />
Dank dieser können Zweitgesuche eindeutig i<strong>den</strong>tifiziert<br />
wer<strong>den</strong>. Die Datenbank wird nun laufend<br />
ausgebaut und eine wachsende Anzahl von Daten<br />
enthalten. Sie wird damit auch <strong>zu</strong>nehmend effizienter<br />
wer<strong>den</strong>. Kritiker wen<strong>den</strong> ein, das Dubliner<br />
System funktioniere schlecht, weil nicht alle Staaten<br />
ihre Asylbewerber in der Fingerabdruck-Datenbank<br />
<strong>EU</strong>RODAC registrierten. Eine erste Bilanz<br />
über das Funktionieren von <strong>EU</strong>RODAC ist aber<br />
klar positiv und hat gezeigt, dass insbesondere auch<br />
unsere Nachbarn gut mitmachen. Die durchschnittliche<br />
Trefferquote von Mehrfachgesuchen ist<br />
von 7% nach einem Jahr auf inzwischen ca. 12 %<br />
gestiegen.<br />
Reduziert Dublin die Anzahl Asylbewerber?<br />
Das primäre Ziel des Dubliner Übereinkommens<br />
ist nicht die Verminderung der Asylzahlen, sondern<br />
eine bessere Lastenverteilung. Dublin baut Ineffi-<br />
zienzen und unnötige Zusatzbelastungen des Asylwesens<br />
ab, welche durch Mehrfachgesuche entstehen.<br />
Einzelne Länder (z.B. Österreich) müssen<br />
mehr Asylsuchende <strong>zu</strong>rücknehmen als sie selber abgeben<br />
können. Oft sind dies Länder mit <strong>EU</strong>-Aussengrenzen.<br />
In Be<strong>zu</strong>g auf die <strong>Schweiz</strong> kann man davon ausgehen,<br />
dass die Bilanz stark <strong>zu</strong>m Vorteil der <strong>Schweiz</strong><br />
ausfallen wird. Laut inoffiziellen Schät<strong>zu</strong>ngen sind<br />
rund 20% der in der <strong>Schweiz</strong> gestellten Gesuche<br />
Zweitanträge. Die <strong>Schweiz</strong> kann nicht nur ein gewisses<br />
Entlastungspotenzial erwarten, sondern riskiert<br />
im Falle einer Nichtteilnahme bei Dublin <strong>zu</strong>r<br />
einzigen, geographisch nahen Alternative für Asylsuchende<br />
in Europa <strong>zu</strong> wer<strong>den</strong>. Der Bundesrat<br />
schätzt in der Botschaft <strong>zu</strong> <strong>den</strong> Bilateralen II vom<br />
1. Oktober 2004, dass dies eine Zunahme von Gesuchen<br />
und entsprechende Mehrkosten pro Jahr<br />
von rund 80 Mio. Franken <strong>zu</strong>r Folge hätte.<br />
Bedeutet Dublin nicht eine Verschärfung der Asylpolitik?<br />
Nein. Die <strong>Schweiz</strong> kann ihre Asylpolitik wie bisher<br />
autonom gestalten. Dublin baut Ineffizienzen ab,<br />
Dora Andres, Polizei- und Militärdirektorin<br />
des Kantons Bern<br />
«Die <strong>Schweiz</strong> darf kein Anziehungspunkt<br />
für international gesuchte Verbrecher<br />
und kein Sammelbecken für abgewiese-<br />
ne Asylbewerber sein. Deshalb braucht<br />
es die Polizei- und Asyl<strong>zu</strong>sammenarbeit<br />
zwischen der <strong>Schweiz</strong> und der <strong>EU</strong>. Und<br />
es braucht <strong>den</strong> Zugriff auf moderne, ver-<br />
netzte Instrumente wie das Schengener<br />
Informationssystem (SIS) und die<br />
Fingerabdruck-Datenbank <strong>EU</strong>RODAC.<br />
Schengen/Dublin ist ein Plus für die<br />
innere Sicherheit unseres Landes.»