Fachbereich Mathematik - GSI
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1.2 Strahlentherapie<br />
Abbildung 1.1: Überlagerung von Bestrahlungsfeldern bei der Photonentherapie. Um mit einem<br />
Bestrahlungsfeld die vorgeschriebene Dosis (Anteil in Prozent) im Tumor (roter Bereich) zu deponieren,<br />
müsste im Eingangsbereich eine höhere Dosis erzeugt werden (linke Seite). Schon bei der<br />
Hinzunahme eines zweiten Feldes kann dieser nachteilige Effekt halbiert werden (rechte Seite).<br />
aussetzung für eine erfolgreiche Strahlentherapie ist ein Bestrahlungsplan, der für<br />
jeden Patienten individuell erstellt wird. Bei einer Bestrahlungsplanung werden in<br />
der Regel auf Basis einer dreidimensionalen Computertomographie (CT) die notwendigen<br />
Bestrahlungsparameter festgelegt. Die Gesamtdosis für den Tumor wird meistens<br />
auf tägliche Einzeldosen verteilt (Fraktionierung). Dabei wird die schlechtere<br />
Reparaturfähigkeit von Tumorzellen ausgenutzt. Eine gesamte Bestrahlungstherapie<br />
kann bis zu 30 Fraktionen betragen.<br />
Die konventionelle Form der Strahlentherapie ist die Photonentherapie. Photonen<br />
besitzen die Eigenschaft, dass wenige Millimeter nach dem Eintreten in Gewebe die<br />
Dosisdeposition ihr Maximum erreicht und anschließend exponentiell abfällt [KP88].<br />
Um bei der Tumorbestrahlung das umliegende Normalgewebe zu schonen, werden<br />
in tiefsitzenden Tumoren mehrere (6-12) Einstrahlrichtungen (sog. Bestrahlungsfelder)<br />
überlagert. In Abbildung 1.1 wird dies Anhand von zwei Bestrahlungsfeldern<br />
demonstriert. Die fortgeschrittenste Methode der Photonentherapie ist die Intensitätsmodulierte<br />
Photonentherapie (IMRT) [Gro01]. Hier wird mit speziell geformten<br />
Kompensatoren im Strahlweg gearbeitet, wodurch eine bessere Dosiskonformität im<br />
Zielvolumen erreicht werden kann.<br />
Bei der Teilchentherapie [DL10] (auch Partikeltherapie genannt) werden Protonen<br />
und Schwerionen 1 verwendet. Bei der Schwerionentherapie [SESE10] zeigten<br />
besonders 12 C-Ionen ideale Eigenschaften [Kra00]. Gegenwärtig wird Forschung betrieben,<br />
ob sich auch andere Teilchensorten, wie z.B. Helium-, Lithium- oder Sauerstoffionen,<br />
für die Teilchentherapie eignen. Teilchenstrahlen besitzen ein vorteilhaftes<br />
Tiefendosisprofil gegenüber Photonenstrahlen [Wil46]. Der Teilchenstrahl entfaltet<br />
erst am Ende seiner Reichweite ein scharfes Dosis-Maximum, während im Eingangskanal<br />
eine geringe Dosis appliziert wird. Dieses Phänomen wird als das Inverse<br />
Dosisprofil bezeichnet. Dadurch kann das Gewebe vor und nach dem Tumor überwiegend<br />
geschont werden. Desweiteren besitzen Teilchenstrahlen beim Eindringen<br />
in lebendes Gewebe eine höhere biologische Wirksamkeit gegenüber Photonen (ge-<br />
1 In der Strahlentherapie werden alle Ionen mit einer größeren Ordnungszahl als Wasserstoff als<br />
schwere Ionen bezeichnet.<br />
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