Die Napf-Chäsi AG in 6156 Luthern - Stadtmühle Willisau

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Der Titel «Beruf als Berufung?» ist eine Frage, keine Antwort. Gleichzeitig bildet er
aber auch einen Gedankenanstoss, in dem ein alltäglicher Begriff mit einem eher
selten verwendeten verknüpft wird. Einen Beruf hat fast jeder, «berufen» sind höchstens
Pfarrer oder Missionare. Aber Käser? Vor noch nicht allzu langer Zeit, nämlich
bis ins 19. Jahrhundert, war diese Idee überhaupt nicht abwegig, sondern selbstverständlich.
Beruf wurde im religiösen Sinn als Berufung verstanden – im Mittelalter
diente diese Argumentation der Legitimierung von Ständeunterschieden (ein
Fürst war von Gott zum Regieren berufen, ein Bauer zum Bewirtschaften des Landes),
bevor mit dem Kapitalismus zunehmend ein widersprüchliches calvinistisches
Element dazukam: Der Berufserfolg als Gradmesser für die Erwählung des Einzelnen
durch Gott. 2
Schauen wir uns zum Vergleich eine Definition aus unserer Zeit genauer an. Ein
Beruf ist demnach ein ‹[…] Muster spezialisierter Tätigkeiten, das zum Zwecke der
(materiellen) Bedürfnisbefriedigung von Menschen übernommen wird (objektiver
bzw. äusserer Beruf). Zugleich [ist er] die […] auf Dauer angelegte, sinnerfüllte innere
Bindung einer Person an einen Funktionsausschnitt aus der arbeitsteilig strukturierten
Gesellschaft (subjektiver bzw. innerer Beruf).› 3 Einerseits geht es also um
die materielle Bedürfnisbefriedigung, wozu der Gelderwerb dient. Dies leuchtet ein.
Es kommt jedoch noch etwas hinzu: Der innere Beruf; eine aus innerer Bindung bestehende,
sinnerfüllte und der Gesellschaft dienende Beschäftigung. Zwar wird der
Einzelne hier nicht mehr von Gott zum Beruf berufen und kann diesen scheinbar frei