Pflegekosten & Einheitswerte: Zoff verhindert? Pflegekosten ...
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KOMMUNAL-Interview<br />
Neue Modelle der Nahversorgung entstehen<br />
Post gibt ländlichen<br />
Raum nicht auf<br />
Keine weiteren Postämterschließungen und den Ausbau der Postpartner. Das verspricht<br />
der Vorstandsdirektor der Österreichischen Post, Dipl.-Ing. Dr. Herbert Götz, im<br />
KOMMUNAL-Interview mit Mag. Nadja Tröstl.<br />
Es gibt in Österreich rund 1400 Postfilialen.<br />
Sie sollen neu strukturiert<br />
werden. Wie sieht die Neuorganisation<br />
aus?<br />
Die Österreichische Post wird stärker<br />
auf die drei Kernkompetenzen Briefe<br />
plus Pakete, Telefone und Geldtransaktionen<br />
eingehen. Unser Ziel ist, als Post<br />
eine moderne Service- und Kommuni-<br />
kationsdrehscheibe zu werden. Im<br />
ländlichen Raum, und hier besonders<br />
bei älteren Menschen, ist die Post die<br />
einzige Kommunikationsschiene und<br />
oft die einzige Verbindung zur Außenwelt.<br />
Besonders bei den Älteren<br />
genießen unsere Mitarbeiter großes<br />
Vertrauen. Wir leben in einer schnelllebigen<br />
Zeit, die von modernen Medien<br />
und elektronischer Kommunikation<br />
bestimmt ist. Ältere Menschen schätzen<br />
die Dienste der klassischen Post von der<br />
Aufgabe und Abholung von Briefen<br />
über Pakete bis zu Geldtransaktionen.<br />
Es läutet an der Tür und wen lässt man<br />
herein? Den Briefträger.<br />
190 Postpartner sind bereits an Bord.<br />
Selbstständige Kaufleute und Nahversorger<br />
rittern darum, Partner der<br />
30 KOMMUNAL<br />
Fotos: E. Horvath<br />
»<br />
Im ländlichen Raum, und<br />
hier besonders bei älteren<br />
Menschen, ist die Post die<br />
einzige Kommunikationsschiene<br />
und oft die<br />
einzige Verbindung zur<br />
Außenwelt.<br />
DI Herbert Götz<br />
Post-Vorstandsdirektor<br />
über die Ziele der Post<br />
Post zu werden. Welche Bedeutung<br />
und welche Vorteile haben die Partner<br />
für die Gemeinden?<br />
Die Postpartner haben sich hervorragend<br />
bewährt. Es ist ein Erfolgsmodell<br />
rundherum, bei dem es nur Gewinner<br />
gibt: Die Konsumenten, die Gemeinden<br />
selbst, die Postpartner und die Post.<br />
Den Bürgern als Konsumenten wird<br />
bestes Service gebo-<br />
ten. Die Gemeinden<br />
versorgen die Bürger<br />
mit Post und den<br />
dazugehörenden<br />
Dienstleistungen. Die<br />
Postpartner machen<br />
zusätzlichen Umsatz.<br />
Ein Nahversorger<br />
«<br />
lukriert als Postpartner<br />
zwischen 400 und<br />
500 Euro mehr pro<br />
Monat. Der ländliche<br />
Raum leidet immens<br />
unter dem Zusperren<br />
der Greißler und der<br />
Dorfgasthäuser. Und<br />
natürlich liegt es im Interesse der Bürgermeister,<br />
den Nahversorger im Ort zu<br />
halten. Das Postpartner-Modell bietet<br />
eine Überlebenschance für den ländlichen<br />
Raum. Die Nahversorger sichern<br />
ihr Geschäft ab, haben einen Zusatzverdienst<br />
und stärken die Wirtschaft in<br />
einer Kommune. Der vierte Gewinner<br />
ist die Post, die eine wirtschaftlich sinnvolle<br />
Alternative gefunden hat.<br />
Inwiefern sind die Bürgermeister in<br />
die Verhandlungen eingebunden?<br />
Die Bürgermeister sind von der ersten<br />
Sekunde an in die Gespräche eingebunden.<br />
Es gibt zwei Möglichkeiten: Oftmals<br />
geht die Initiative von den Bürgermeistern<br />
aus und sie wenden sich an<br />
den Vertriebsdirektor der Region. Oder<br />
die Post nimmt den Kontakt mit einer<br />
Gemeinde auf, wenn ein Postamt rote<br />
Zahlen schreibt. Die erfolgreiche Implementierung<br />
von Postämtern und Postpartnern<br />
wäre ohne die Bürgermeister<br />
nicht möglich gewesen. Die Post ist ein<br />
integrierter Bestandteil des Systems der<br />
Daseinsversorgung und somit auch ein<br />
wichtiger Bestandteil jeder Gemeinde.<br />
Wir führen einen permanenten Dialog<br />
mit Ländern und Gemeinden. Wir<br />
suchen und leben das Gespräch mit<br />
den Gemeindechefs und sehen darin<br />
eine soziale Verantwortung.<br />
Manche Gemeinden haben kein Postamt<br />
und auch keinen Nahversorger<br />
mehr. Welche Möglichkeiten haben<br />
sie?<br />
Es entsteht eine neue Form der Nahversorgung.<br />
Darin liegt großes Potential.<br />
Die Kräfte werden gebündelt. Derzeit<br />
läuft in Oberösterreich das Projekt<br />
„Land lebt auf“, in dessen Rahmen<br />
Institutionen in der Infrastruktur<br />
zusammengebracht werden. Gemeindeämter,<br />
Greißler und Tankstellen ziehen<br />
zusammen in ein Gebäude und<br />
bieten höchstes Service mit attraktiven<br />
Öffnungszeiten, unter anderem an<br />
Samstagen.<br />
Wird die Post bald vollkommen liberalisiert?<br />
In der Diskussion über die Vollliberalisierung<br />
richte ich einen klaren Appell<br />
an alle politischen Entscheidungsträger<br />
auf österreichischer und europäischer<br />
Ebene. Auf der einen Seite ist der<br />
Markt für Briefsendungen bis 50<br />
Gramm für die Post reserviert. Dem<br />
gegenüber steht die Verpflichtung zur<br />
Erbringung des Universaldienstes. Wir<br />
versorgen jeden Haushalt jeden Tag mit<br />
Post – und zwar von der Wiener Innenstadt<br />
bis zum entlegensten Tiroler<br />
Bergbauerndorf. Nimmt man der Post