(oder wer) ist alt? - Berliner Behindertenzeitung

Hier setzen dann die Probleme der chronisch kranken Menschen
bereits in jüngeren Jahren an, in die man – in Erwartung des im
Alter üblicheren Rollstuhls – gleich mal die Alters-Demenz mit
hineindenkt:
Rollstuhl = alt – alt = dement.
Alt werden im Rollstuhl beginnt demnach für Menschen mit
Mobilitätsbehinderungen im Auge ihrer Mitmenschen schon viel
früher, als die Betroffenen es selber merken, wissen oder wahr
haben wollen.
Was (oder wer) ist alt?
Als man noch mit 21 Jahren volljährig wurde, lud das Bezirksamt zu
einer Informationsveranstaltung ein, um die 21-jährigen über ihre
Bürgerrechte und -pflichten zu informieren. Es war faszinierend:
Mädchen und Jungen, die wie 11-jährig wirkten, Männer und Frauen,
die eher wie 31-jährig aussahen und irgendwo dazwischen auch ein
paar, denen man die 21 gegeben hätte.
Alt sein und alt aussehen, sind also schon wieder zwei nicht wirklich
verschiedene Dinge, woraus einerseits wohl der Spruch „Jeder ist so
alt, wie er sich fühlt" entstanden (den Scherzbolde ergänzen durch
„... oder wie er/sie sich anfühlt."), während es für die „ältliche" oder
überholte, „veraltete" Denkweise eines Menschen höchstens den
„Spießer"-Begriff gibt.
Nachdem ich schon über 15 Jahre lang „Präsidentin" der
Jugendgruppe eines Vereins war, gab es den ersten ernsthaften
Interessenten an meiner Nachfolge, der seine Kandidatur mit dem
Argument untermauerte, dass ich mit meinen 29 Jahren nun aber für
die Jugendgruppe langsam „zu alt" werde.
Die Altersbegrenzung in dieser Jugendgruppe lag bei 30 Jahren und
er gewann die nächste Wahl.