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3.2.4.3 Unbundling als Unternehmensziel<br />
Die strategische Ausrichtung der österreichischen Elektrizitätsunternehmen ist derzeit gerade<br />
im Gang und wird in der Öffentlichkeitsarbeit unterschiedlich behandelt. Als ein Beispiel<br />
für eine aktive Neuausrichtung eines integrierten Elektrizitätsunternehmens kann die von der<br />
STEWEAG in ihrem Geschäftsbericht 1999 angeführte Strategie hervorgehoben werden 243 :<br />
„Unbundling als Unternehmensziel<br />
Mit der Liberalisierung der Energiemärkte wird es innerhalb der EVUs zu einer Trennung der Bereiche<br />
Netz sowie Vertrieb, Handel und Produktion kommen. Der Bereich Netz wird weiterhin als natürliches<br />
Monopol bestehen bleiben, da es auf Grund der hohen Kostenstrukturen wenig Sinn machen würde,<br />
alternative Netzstrukturen aufzubauen. Hauptaufgabe wird es sein, unabhängig vom Energieanbieter<br />
die Durchleitung bestmöglich zu gewährleisten und für die Wartung und Instandhaltung der Netze zu<br />
sorgen. Auch die erforderlichen Neuinvestitionen zur Versorgung neuer Kunden bzw. zur Verstärkung<br />
bestehender Netzstrukturen sind wesentliche Aufgaben des Netzbetreibers. Alle bisherigen Kunden<br />
bleiben auch weiterhin Netzkunden der Steweag, die dafür aus den sogenannten Systemnutzungstarifen<br />
Erlöse erzielt. Diese Tarife werden behördlich geprüft, verordnet und veröffentlicht.<br />
Streng getrennt von diesem Bereich wird es in den Geschäftsfeldern Vertrieb, Handel und Produktion<br />
in erster Linie darauf ankommen, bestehende Kunden zu halten und effektiv neue Kunden zu gewinnen.<br />
Der Handel und die Produktion müssen für optimale Aufbringungskosten sorgen, die am Strommarkt<br />
wettbewerbsfähig sind.<br />
Derzeit sind Strukturen eines erfolgreichen Unbundling in den skandinavischen Ländern zu beobachten,<br />
wo sich Unternehmen bereits erfolgreich in getrennten Bereichen positionieren. In Österreich ist<br />
es das Ziel der Steweag, von Anfang an zu den Pionieren zu zählen.<br />
Durch die Implementierung eines neuen EDV- Verrechnungssystems, das Netzkunden und Vertriebskunden<br />
getrennt verrechnen kann, sind bereits die ersten Schritte in diese Richtung gesetzt. Wichtigstes<br />
Ziel wird es aber sein, die Trennung auch in den Köpfen unserer Mitarbeiter nachhaltig zu verankern<br />
- Unbundling muss in der Steweag zur gelebten Kultur werden. Darüber hinaus sehen wir uns<br />
auch als Lobbyist im Bereich ökonomisch und ökologisch sinnvoller Produktionsstrukturen, die im<br />
Unbundlingprozeß durch den starken Kostendruck nur allzu leicht außer Acht gelassen werden.“<br />
Damit wird das Erfordernis des Unbundling durch die Liberalisierung des Elektrizitätsmarktes<br />
aktiv zur Neupositionierung des Unternehmens genützt.<br />
In der Folge werden verschiedene Umsetzungsformen des Unbundling samt ihren graduellen<br />
Ausprägungsformen dargestellt.<br />
243<br />
Geschäftsbericht der Steweag des Geschäftsjahres 1999, S 30<br />
94