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1 26 ECHO DER FOOROME IN DER GESITTETEN WELT
den Alters und Geschlechts sind bereits erschossen, erstochen,
erschlagen worden und ein ähnliches Schicksal droht noch vielen
ihrer Stammesgenossen, die das Unglück haben, in Polen und
Galizien zu leben . . .
Nun zeigen die Meldungen, die über die jüngsten Judenmetzeleien
in Lemberg am Mittwoch bekannt wurden, ein derartiges
Mass an Grausamkeit, dass es höchste Zeit ist, dass die
ganze zivilisierte Welt alarmiert werde und einschreite. Es handelt
sich hier nicht mehr um Interessen Deutschlands oder der
Entente, sondern um Menschheitsinteressen . . .
Aber wie übrigens alle Ostjudenfragen, ist auch die der
Pogrome in Polen und Galizien eine Nationalitätenfrage : es ist
der Versuch, eine starke nationale Minderheit, die ihre Rechte
als Minderheit geltend machen möchte, gewaltsam zu unterdrücken.
Nach den Statistiken vor dem Weltkrieg zählte Kongress-
Polen etwa 8 100 000 Polen gegen 2 000 000 Juden, und Galizien
3 750 000 Polen gegen 900 000 Juden (ferner 3 41)0 000 Ruthenen).
Diese jüdischen Massen wollen freie, gleichberechtigte Bürger
in Polen sein und ihre politischen Rechte und kulturellen
Eigenarten gegen die Vergewaltigungstendenzen der polnischen
Mehrheit wahren. Dass die Masse der Juden, sowohl in Polen
wie in Galizien, national empfindet und demgemäss neue Führer
wählte, die den Kampf um nationale und kulturelle Rechte aufnehmen
sollten, ist, wie man auch darüber denke, eine Tatsache
; und diese Tatsache allein genügt, um denjenigen Männern
in Europa und Amerika ihre Haltung vorzuschreiben, die
für den Schutz nationaler Minderheiten eintreten. Es handelt
sich nicht um eine konfessionelle Frage, auch nicht um Zionismus,
es handelt sich um jenen Grundsatz, den sowohl die Entente,
als auch die Zentralmächte als ihren eigenen verkündeten
und der einen Punkt des Wilson'schen Programjns darstellt:
Schutz den unterdrückten Minderheiten !
Der Gedanke des Nationalstaates ist aber bei allen Gebildeten
der polnischen* Gesellschaft — von dem feodalen Hochadel
bis zu den Bauern und auch bis in gewisse „Teile der sozialistischen
Parteien hinein — mit der Verstellung der Auflösung der
Judenheit Polens verbunden. Und es muss festgestellt werden,
dass die deutsche Verwaltung in Polen — wohl um den Polen
angenehm zu sein diese Bestrebungen hat gewähren lassen.
Das neue Deutschland kann hierfür nicht verantwortlich gemacht
werden. Es hat aber die Pflicht, sich erstens für den Schutz
der blutig unterjochten Minoritäten in Polen und Galizien, zweitens
für die Erlangung ihrer Rechte einzusetzen.
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