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I<br />
LEMBERG 53<br />
ihren Waffen schonungslosen Gebrauch. Eine Deputation von<br />
jüdischen Einwohnern, die bei den polnischen Behörden vorsprach<br />
und um Schutz bat, wurde mit Redensarten abgespeist.<br />
Es ist offenkundig, dass die Plünderungen und der Pogrom von<br />
dem polnischen Kommando nicht nur gutgeheissen, sondern sogar<br />
<strong>org</strong>anisiert worden ist, denn es wurde öffentlich die Parole<br />
befolgt, dass kein ukrainisches Geschäft ge<strong>pl</strong>ündert, kein Ukrainer<br />
misshandelt werden dürfe. Das hatte seinen guten Grund.<br />
Die ukrainische Regierung hatte nämlich den Polen mitteilen<br />
lassen, dass sie, wann in Lemberg einem Ukrainer auch nur ein<br />
Haar gekrümmt werden sollte, unter den polnischen Gutsbesitzern<br />
in Ost-Galizien ein Blutbad anrichten würde. Diese Drohung<br />
hatte gewirkt. Um so bestialischer benahmen sich die Legionäre<br />
gegen die wehrlose und waffenlose jüdische Bevölkerung. Die<br />
vorher errichtete jüdische Miliz war nicht mehr vorhanden, weil<br />
sie sofort nach ihrem Einzüge von den Polen entwaffnet und<br />
zum Teil erschlagen worden war. Es waren aber nicht, wie<br />
von polnischer Seite jetzt behauptet wird, lediglich als Legionäre<br />
verkleidete Banditen, die <strong>pl</strong>ünderten und mordeten. Polnische<br />
Patrouillen und Offiziere der pojnischen Legion drangen in Privatwohnungen<br />
ein und raubten unter Todesdrohungen Geld und<br />
Wertsachen.<br />
„Die Ausschreitungen wurden immer wilder. Die Plünderer<br />
hatten Weinkeller erbrochen, sich betrunken und wurden in<br />
diesem Zustande immer' blutdürstiger. Am 23. November begann<br />
man mit dem massenhaften Morden im Judenviertel. Zunächst<br />
vergnügten sich polnische Legionäre damit, in den Strassen<br />
des Judenviertels einzelne durch die Strassen gehende Juden<br />
niederzuschlagen. Später begannen sie damit, die Juden zusammen<br />
zu treiben und in den Häusern familienweise abzuschlachten.<br />
Um nur einzelne Namen zu nennen: Ein angesehener<br />
Kaufmann namens Sussman wurde mit seinem Sohn ermordet,<br />
seine Tochter schwer verwundet; dasselbe Schicksal teilte auch<br />
eine Familie namens Frucht, deren sämtliche Mitglieder von polnischen<br />
Legionären ausgeraubt und dann erschlagen wurden<br />
„Einige hundert Juden stürzten in ihrer Todesangst in die<br />
Synagogen und verbarrikadierten sich dort in der Hoffnung,<br />
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