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LEMBERG 67<br />

ist, dass sogar jüdische Advokaten unter der Beschuldigung, an<br />

den Raubüberfällen teilgenommen zu haben, verhaftet wurden.<br />

Es sei hier bemerkt, dass während der ukrainischen Herrschaft<br />

in Lemberg in von den Ukrainern besetzten Teilen der Stadt<br />

keine Plünderungen v<strong>org</strong>ekommen sind, obwohl am 1. und 2.<br />

November ungefähr 150 Verbrecher aus den Gefängnissen ausgebrochen<br />

waren. Ebensowenig haben die ukrainischen Soldaten<br />

und Freischärler vom 1. bis zum 21. November jemanden beraubt<br />

oder gemordet. Die Beschuldigung, dass von den Räubern<br />

und Plünderern 60 Prozent Ukrainer sind, ist darum für die<br />

Kenner der Verhältnisse sehr wenig glaubwürdig. Dass Juden<br />

keine Pogrome veranstaltet haben, braucht nicht erst irgendwie<br />

in Erwägung gezogen zu werden.<br />

Donnerstag den 28. um 9 Uhr vormittags fand die feierliche<br />

Beerdigung der geschändeten Thorarollen statt. Nebenbei sei<br />

erwähnt, dass bei der Nachricht'von der Anzündung des Tempels<br />

fünfzehn alte Juden, in weisse Sterbegewänder gehüllt, in den<br />

Tempel einzudringen versuchten, um die Thorarollen zu retten.<br />

Die Sterbegewänder wuiden zu Leichengewändern. Keiner dieser<br />

frommen Männer kam mit dem Leben davon. Um ll> Uhr<br />

vormittags (28. November) wurden 100 Pogromopfer zu Grabe<br />

getragen. Dreissig tausend Menschen beteiligten sich am Leichenzuge.<br />

Der polnische Stadtkommandant liess zur Leichenfeier auf<br />

dem Theatergebäude Maschinengewehre aufstellen.<br />

Fast jeder Lemberger Jude hat tote Verwandte zu beklagen.<br />

Mein Verwandter trat auf dem Wege zum Bahnhof in eine<br />

Buchhandlung. Der Buchhändler erzählte, dass sein Sohn und<br />

seine Tochter sowie eine 14-jährige Verkäuferin ermordet wurden.<br />

Der Lohnkutscher, der meinen Verwandten zum Bahnhof<br />

führte, hat während des Judenpogroms Frau und Sohn verloren.<br />

In welcher Weise Beschuldigungen g-'gen die Juden noch<br />

in den letzten Tagen nach dem Hauptpogroin konstruiert wurden,<br />

geht aus folgendem Einzelfall hervor. Im Hause eines jüdischen<br />

N Ingenieurs erschien ein Ä polnischer Soldat, legte drei Handgranaten<br />

auf den Tisch des Wohnzimmers und entfernte sich mit<br />

der Bemerkung dass er diese Handgranaten bald holen würde.<br />

Der Sohn des Ingenieurs, ein Soldat, warf die Granaten in den<br />

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