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LEMBERG 69<br />
polnische Volk will die unbeschränkte Herrschaft im historischen<br />
polnischen Nationalstaat ohne Anerkennung und Berücksichtigung<br />
der auf polnischem Gebiete lebenden fremden Nationalitäten.<br />
Das ist letzten Endes die Hauptursache aller Ausschreitungen<br />
gegen die Juden in ganz Polen und des furchtbaren Epilogs des<br />
Weltkrieges in Ostgalizien, des politischen Massenmordes, genannt<br />
Judenpogrom, in Lemberg.<br />
(„Neue Freie Presse", 30. November 1918,<br />
erschienen unter der Überschrift „Lemberg").<br />
Der Verzweiflungsschrei eines Assimilantenführers.<br />
Unter der Wirkung des Lemberger Pogroms verfasste einer<br />
der hervorragendsten Assimilantenführer, Dr.T. Aschkenase, früher<br />
Vizepräsident der Lemberger Handelskammer und Mitglied des<br />
galizischen Landtages, nachstehenden Artikel, der sehr bezeichnend<br />
ist für die Seelentragödie der „Polen mosaischer Konfession."<br />
Der Artikel erschien in dem polnischen „fortschrittlichen"<br />
Tageblatt „Wiek Nowy" vom 24. November. Die Redaktion begleitete<br />
den Artikel mit folgender Bemerkung:<br />
„Von einem der ernstesten Lemberger Bürger und Führer der assirtii<br />
latorischen Bewegung unter den Juden erhielten wir Bemerkungen, die wir<br />
hier, vorläufig ohne Kommentar, veröffentlichen. Zu dieser für unsere Ge<br />
sellschaft ausserordentlich bedeutungsvollen Angelegenheit werden wir noch<br />
im geeigneten Moment zurückkommen, wenn die Beruhigung der heute er<br />
regten Gemüter erlauben wird, auch so heikle Fragen sine ira et odio zu<br />
besprechen.<br />
Redaktion des „Wiek Nowy."<br />
Als ein Jude, der von seiner jüngsten Kindheit an unerschütterlich<br />
die polnische Fahne hochhielt, wende ich mich heute<br />
in diesem so schweren und ernsten Augenblick für die gesamte<br />
polnische Gesellschaft mit der Aufforderung zur Tat, die dieser<br />
Welle der Vernichtung einen Damm entgegensetzen und dem<br />
Feuer der Barbarei, das über Lemberg hereingebrochen ist, Einhalt<br />
zu gebieten.<br />
Ich wende mich an das Gewissen und den Verstand so<br />
vieler Tausend der edelsten, mir persönlich bekannten Polen,<br />
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