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41 DER POLNISCHE FOOROMORKAN<br />

herausgezerrt, entwaffnet und in einer bestialischen Weise misshandelt. Dann<br />

wurde sie nach Zasanie gebracht und 45 Mann in den Kasematten einge<br />

sperrt. Ausser der Miliz wurden noch 300 Privatpersonen in ihren Wohnun<br />

gen und auf der Strasse verhaftet, darunter alte Männer und Kinder. Alle<br />

wurden unter Kolben- und Nagaikahieben, unter Beschimpfungen, Flüchen<br />

und Drohungen nach Zasanie vorwärtsgetrieben. Den gefangenen Milizianten<br />

sowie den Zivilleuten wurde alles, was sie bei sich trugen, abgenommen, es<br />

wurden ihnen überdies die Kleider und Schuhe ausgezogen, und sie mussten<br />

drei Tage lang ohne Essen und Trinken in den Kasematten zubringen. Zwei<br />

Offiziere der jüdischen Miliz wurden unbarmherzig misshandelt, und nur wie<br />

durch ein Wunder konnten sie ihr Leben retten. Am 11. und 12. November<br />

dauerten die Plünderungen im grossen Stile an. Am 13. und 14. wurden<br />

sie in kleinerem Masse fortgesetzt. Die Revisionen, die von bewaffneten<br />

Patrouillen, von denen man aus Angst vor dem Terror keine Legitimation<br />

fordert, wurden noch lange fortgesetzt. Diese Revisionen endeten meist<br />

damit, dass den Opfern das Geld und die Wertsachen abgenommen wurden.<br />

Am 17. wurde der oben (Seite 23—24) wiedergesehene militärische<br />

„Aufruf an die Bevölkerung Przemysls mosaischer Konfession'" erlassen, in<br />

dem ihr eine Kontribution von drei Millionen auferlegt und ihr ein Militär<br />

pogrom angedroht wurde für den Fall, dass die Summe bis zum 21. nicht<br />

erlegt sein werde. Höchst bezeichnend ist es, dass der Oberstleutnant To<br />

karzewski, dessen Unterschrift den Pogrombefehl ziert, sich einem Mitglied<br />

des Polnischen Nationalrates gegenüber geäussert hat, dass die geforderte<br />

Kontribution einen Tribut an die unsichere Truppe, deren Meuterei befcirch<br />

tet werde, darstelle.<br />

Der Jüdische Volksrat beschloss, die geforderte Kontribution zu rer<br />

weigern, mag kommen was wolle. Die polnischen Militärbefehlshaber waren<br />

test entschlossen, ihre Absicht auszuführen. Ein furchtbares Judengemetzel<br />

sehien unvermeidlich. Die Herren vom Polnischen Nationalrat verstanden<br />

glücklicherweise, dass die Pogrome den polnischen Interessen in der internationalen<br />

Welt und auf dem Friedenskongress sehr hinderlich sein würden.<br />

Sie intervenierten beim Militärkommando in energischer Weise. Das Kommando<br />

lehnte Anfangs die „Einmengung in militärische Angelegenheiten"<br />

schroff ab, stimmte aber einen milderen Ton an als der beinahe 80-jährige<br />

Dr. Tarnowski vom Polnischen Nationalrat dem General Diak zurief:<br />

„Herr General, dann werden Sie auf mich und die Polen schiessen lassen<br />

nässen, bevor Sie Ihre Soldaten gegen die Juden loslassen."<br />

Diese Worte verfehlten ihre Wirkung nicht. Das Kommando sah sich<br />

TAX einem Einlenken gezwungen, forderte jedoch, dass die Mitglieder des<br />

Jüdischen Volksrates in einer schriftlichen Erklärung die persönliche Bürgschaft<br />

für die neutrale Haltung der jüdischen Bevölkerung übernehmen sollen.<br />

Eine solche Erklärung war im höchsten Grade demütigend, denn sie<br />

musste den Eindruck eines indirekten Eingeständnisses des erfolgten Neutraitätsbruchs<br />

erwecken. Die jüdischen Vorsteher waren vor eine schwere Ge<strong>http</strong>://<strong>rcin</strong>.<strong>org</strong>.<strong>pl</strong>

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