21.01.2014 Aufrufe

http://rcin.org.pl

http://rcin.org.pl

http://rcin.org.pl

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

34 DER POLNISCHE FOOROMORKAN<br />

Sammlung mit Freude begrüsst und es wurde in einer Resolution idie Bereitschaft<br />

der jüdischen Bevölkerung ausgesprochen, an dem Aufbau des polni<br />

sehen Staates teilzunehmen und daran freudig mitzuarbeiten. Überhaupt<br />

war die Stellung der Versammlung zur polnischen Frage eine überaus<br />

freundliche. Es wurden zwar Rechte verlangt, aber zugleich hat man sich<br />

auch zu den Pflichten gegenüber dem polnischen Staate bekannt. Es sind<br />

Aufrufe an die jüdische und polnische Bevölkerung herausgegeben worden,<br />

welche die obige Stellungnahme der Kielcer Juden wiedergeben. Einen Auf<br />

ruf an die jüdische Bevölkerung lege ich bei und werde demnächst auch<br />

den an die polnische Bevölkerung gerichteten senden. An der Versammlung<br />

beteiligten sich auch die jüdischen Offiziere und Soldaten, welche den polnischen<br />

Eid geleistet, wobei sie jedoch ausdrücklich erklärt haben, dass sie<br />

dies als polnische Staatsbürger jüdischer Nationalität tun. Auch ich ergriff<br />

dort das Wort und habe in einem Polen gegenüber höchst versöhnlichem<br />

Tone gesprochen.<br />

Ich bemerke noch, dass die Versammlung im Theatersaale, welcher<br />

auf der Hauptstrasse der Stadt Kielce gelegen ist, stattfand.<br />

Die Versammlung war gegen Va 6 Uhr zu Ende und als wir den Thea<br />

tersaal verliessen, bemerkten wir gegenüber eine Menschenmenge, bestehend<br />

meistens aus jungen, mit Stöcken bewaffneten Polen, welche dort bereits<br />

warteten. Die Menge warf sich auf uns und begann einzelne Personen mit<br />

Stöcken zu bearbeiten. Es entstand eine Panik und die im Saale befindlichen<br />

Juden wurden aufgefordert, vorläufig im Saale zu verbleiben.<br />

Im Saale erschien <strong>pl</strong>ötzlich der stellvertretende Kommandant der städtischen<br />

polnischen Miliz, Hess alle Frauen hinausgehen und als dies geschehen<br />

war, forderte er die verbliebenen Männer auf, die Waffen abzugeben.<br />

Es stallt'} sich heraus, dass absichtlich das Gerücht verbreitet worden war,<br />

wonach aus der jüdischen Mnnge auf einen Legionär geschossen worden<br />

s :i. Dies wurde zur Begründung des Pogroms kolportiert. Die Anwesenden<br />

erklärten, sie haben keine Waffen, worauf eine Personendurchsuchung<br />

v<strong>org</strong>enommen und tatsächlich bei niemandem eine Waffe v<strong>org</strong>efunden<br />

wurde.<br />

Plötzlich drang eine bewaffnete Menschenmenge in den 'Saal und es<br />

begann ein' regelrechter Pogrom, wobei mehr als 200 Juden, die ganz wehrlos<br />

waren, verwundet wurden.<br />

Hierauf begab sich die Menge in die Judengasse und begann die<br />

Plünderung von Geschäften. Es wurde vom polnischen Stationskommando<br />

eine Assistenzwache verlangt. Als diese jedoch entsandt wurde, beteiligten<br />

sich die Soldaten selbst an den Ausschreitungen, sodass sie zurückgezogen<br />

werden mussten.<br />

Der Hass der polnischen Bevölkerung kam in vielen krassen Fällen<br />

zum Ausdruck. So z. B. wurde ein Arzt, Dr. Jankowski, zu einem schwerverwundeten<br />

Burschen ins Theater gerufen. Als er kam, untersuchte er<br />

nicht einmal den Kranken, sondern schaute den mit Blut Befleckten an und<br />

<strong>http</strong>://<strong>rcin</strong>.<strong>org</strong>.<strong>pl</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!