Das Sonderthema - Stadt Kehl
Das Sonderthema - Stadt Kehl
Das Sonderthema - Stadt Kehl
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
88<br />
fange schon beim Mittagessen an. „Bei uns<br />
pfeift man sich schnell einen Döner rein und<br />
drüben wird heftig diskutiert, damit es in der<br />
Mensa innerhalb von vier Wochen bloß keine<br />
Wiederholung auf der Speisekarte gibt.“<br />
Mit sechs Partnerschulen in Frankreich kooperieren<br />
die Beruflichen Schulen <strong>Kehl</strong>. „<strong>Das</strong><br />
geht nicht ohne dauernde Kontakte“, sagt Michael<br />
Eberhardt. Für jede französische Schule<br />
gibt es an der <strong>Kehl</strong>er Berufsschule deshalb<br />
einen Beauftragten, einen festen Ansprechpartner.<br />
Die Zusammenarbeit ermöglicht<br />
nicht nur Schüleraustausche sondern viele<br />
weitere grenzüberschreitende Aktivitäten:<br />
Gemeinsam mit ihren Partnerklassen realisieren<br />
die <strong>Kehl</strong>er Schüler im Tandem Projekte,<br />
beispielsweise untersuchen angehende Industriekaufleute<br />
mit den Schülern des Lycée<br />
René Cassin in Straßburg Marketingstrategien<br />
für ausgewählte deutsche und französische<br />
Backwaren und einige <strong>Kehl</strong>er Auszubildende<br />
nehmen jährlich an der „Mondial des<br />
Métiers“ teil, einer Messe für Berufsorientierung<br />
und Berufsbildung in Lyon. „Es laufen<br />
ständig grenzüberschreitende Aktionen“,<br />
fasst Michael Eberhardt zusammen, „ich<br />
könnte jeden Tag irgendetwas nennen“.<br />
Sozusagen die Kür der grenzüberschreitenden<br />
Ausbildung ist der doppelte Abschluss,<br />
den künftige Einzelhändler seit 2009 an den<br />
Beruflichen Schulen <strong>Kehl</strong> und dem Lycée<br />
Oberlin in Straßburg erwerben können: Sie<br />
besuchen den Unterricht auf beiden Seiten<br />
des Rheins und legen am Ende ihrer dualen<br />
Ausbildung die Prüfung zum Einzelhändler<br />
wie zum französischen „Bac Pro Commerce“<br />
ab. Für den Ausbildungsbetrieb bedeutet das<br />
zwar zunächst eine Einschränkung, weil die<br />
Jugendlichen mehr Zeit an der Schule verbringen<br />
als andere Auszubildende: „Die Betriebe<br />
leisten Pionierarbeit, weil sie voll bezahlen,<br />
die Azubis aber nur zur Hälfte dort sind“, sagt<br />
Bernd Rother. Letztendlich ist ein doppelt<br />
qualifizierter Lehrling aber ein Aushängeschild<br />
für das Unternehmen, ist sich der Lehrer<br />
an den Beruflichen Schulen sicher. Noch<br />
mehr profitieren die Schüler, die die doppelte<br />
Prüfung bestehen. „Wer die deutsch-französische<br />
Ausbildung macht, hinterlässt quasi<br />
eine Visitenkarte beim Betrieb“, meint Bernd<br />
Rother. Ein Absolvent habe beispielsweise bei<br />
einer Firma gelernt, die später eine Filiale in<br />
Frankreich eröffnete – und bekam dort den<br />
Job des Filialleiters. „Er hatte bewiesen, dass<br />
er mit der Doppelbelastung umgehen konnte“,<br />
erklärt Michael Eberhardt.<br />
Obwohl die duale Ausbildung, die Mischung<br />
aus Schulbesuch und praktischer Lehre in<br />
einem Betrieb, in Frankreich ebenso existiert<br />
wie in Deutschland, gebe es „einen Unterschied<br />
wie Tag und Nacht“ zwischen beiden<br />
Systemen, sagt der langjährige Rektor: „Hier<br />
steht bei der Ausbildung ganz klar der Betrieb<br />
im Vordergrund, dort gilt das Vertrauen<br />
in erster Linie der Schule.“ Wie wichtig es ist,<br />
neben den Fremdsprachenkenntnissen auch<br />
über solche Unterschiede in der Arbeits- und<br />
Ausbildungswelt des Nachbarlands Bescheid<br />
zu wissen, versuchen die Lehrer der BSK ihren<br />
Schülern ebenfalls zu vermitteln, sagt Michael<br />
Eberhardt: „<strong>Das</strong> ist unsere Aufgabe, ihnen<br />
das klar zu machen und das ist eine ewige<br />
Aufgabe.“<br />
Die Beruflichen Schulen <strong>Kehl</strong><br />
kooperieren mit sechs Partnerschulen<br />
in Frankreich:<br />
Jeden Tag laufen grenzüberschreitende<br />
Aktionen.<br />
>>