Das Sonderthema - Stadt Kehl
Das Sonderthema - Stadt Kehl
Das Sonderthema - Stadt Kehl
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
124<br />
haben sich nicht nur Demonstrationen gegen<br />
die Sondermüllverbrennungsanlage angeschlossen,<br />
sondern sich in der Folge jahrelang<br />
abwechselnd in <strong>Kehl</strong> und Straßburg getroffen,<br />
um über Umweltthemen aus theologischer<br />
Sicht zu sprechen. Bei diesen Treffen ist die<br />
Idee entstanden, jeweils am dritten Adventssonntag<br />
um 16 Uhr im Straßburger Münster<br />
einen deutsch-französischen ökumenischen<br />
Friedensgottesdienst zu feiern. Während sich<br />
die Umwelt-Arbeitsgruppe nach der Gartenschau<br />
aufgelöst hat, wird der Advents-Gottesdienst<br />
immer noch begangen.<br />
Ebenfalls in den 80er-Jahren hat die katholische<br />
Kirche damit begonnen, die katholische<br />
Gemeinde aus dem grenznahen Straßburger<br />
<strong>Stadt</strong>teil Neuhof zum Fronleichnamsfest nach<br />
<strong>Kehl</strong> einzuladen. Dieser katholische Festtag<br />
wird heute noch gemeinsam gefeiert. Weil<br />
Fronleichnam im Elsass kein Feiertag ist, können<br />
daran jedoch nur die älteren Gemeindemitglieder<br />
teilnehmen, bedauert Alban Meier.<br />
1989 erwarb die evangelische Landeskirche<br />
der Pfalz die „Wichern“, verhalf damit Schifferpfarrer<br />
Heino Pönitz zu einem Schiff und<br />
schickte ihn an den Rhein. Die „Wichern“ war<br />
von Anfang an grenzüberschreitend gedacht,<br />
erklärt Heino Pönitz, der – des Französischen<br />
problemlos mächtig – auf dem Schiff<br />
deutsch-französische Paare traute und auch<br />
französische Kinder taufte. Als nach den<br />
Kommunalwahlen in Frankreich 2001 das<br />
Straßburger Tandem Fabienne Keller/Robert<br />
Grossmann die Führung im Straßburger Rathaus<br />
übernahm und von der Idee des Gartens<br />
der zwei Ufer und der Passerelle anfangs wenig<br />
erbaut war, fuhr Heino Pönitz mit der „Wichern“<br />
mit Mitgliedern des Vereins Garten//<br />
Jardin über den Rhein, um am französischen<br />
Ufer für die Passerelle zu kämpfen.<br />
1994 hat die evangelische Kirche damit begonnen,<br />
unter dem Titel „Zwei Ufer, eine<br />
Quelle“ grenzüberschreitende Gottesdienste,<br />
Konzerte und Begegnungen zu organisieren.<br />
Der Titelsong dieses Treffens gehört heute<br />
zum festen Bestandteil des gemeinsamen<br />
Gesangbuches der evangelischen Kirchen im<br />
Elsass und in Baden. Partnerschaften zwischen<br />
evangelischen Kirchengemeinden auf<br />
beiden Rheinseiten sind ebenso entstanden<br />
wie eine gemeinsame Arbeitsgruppe, die der<br />
gegenseitigen Information und Kontaktpflege<br />
dient, die aber auch gemeinsame Vorhaben<br />
plant. „Es ist einfach gut, wenn man sich<br />
kennt und zueinander Vertrauen hat“, betont<br />
Günter Ihle, der selber das Leben an der Grenze<br />
als eine große Bereicherung empfindet.<br />
Regelmäßig treffen sich zudem die Pfarrerinnen<br />
und Pfarrer der Dekanate <strong>Kehl</strong> und<br />
Straßburg, um sich über Themen auszutauschen,<br />
die beide Seiten beschäftigen („Kirche<br />
und Diakonie“, „Aktive und passive Sterbehilfe“,<br />
Vorbereitung des großen Taizé-Treffens).<br />
Ebenso wird ein regelmäßiger Gedankenaustausch<br />
auf leitender Ebene zwischen beiden<br />
Kirchen gepflegt.<br />
Die rheinübergreifenden Kontakte beider<br />
Kirchen haben sich im Vorfeld der grenzüberschreitenden<br />
Gartenschau „wunderbar<br />
bewährt“, sagt Alban Meier. Die Kirchen veranstalteten<br />
im <strong>Kehl</strong>-Straßburger Festsommer<br />
2004 nicht nur ein halbes Jahr lang an<br />
Sonntagen ökumenische Gottesdienste auf<br />
der Hauptbühne im Kasernenareal, sondern<br />
betrieben gemeinsam die „Arche“, die neben<br />
der Passerelle vor Anker lag. Dieses speziell<br />
für die Gartenschau erbaute Kirchenschiff<br />
entwickelte sich während der 171 Tage zu<br />
einem Ort der Begegnung und der Information<br />
– Mitarbeiter der Kirchen waren immer<br />
vor Ort, mit zahllosen Veranstaltungen konnten<br />
Tausende von Menschen erreicht werden.<br />
„Die Landesgartenschau<br />
hat einen großen Schub<br />
gebracht“, erinnert sich<br />
Alban Meier. Auch Heino<br />
Pönitz schwärmt heute<br />
noch von der damaligen<br />
Gemeinschaft und der Begeisterung<br />
fürs gemeinsame<br />
Arbeiten.<br />
Geblieben sind von der<br />
Gartenschau der Biblische<br />
Garten, der von katho-<br />
Die Arche bei der Gartenschau:<br />
171 Tage lang war das Kirchenschiff<br />
ein Ort der grenzübergreifenden<br />
ökumenischen Begegnung.<br />
Geblieben sind von der Gartenschau<br />
2004 der Biblische Garten<br />
und der grenzüberschreitende<br />
Versöhnungsweg.<br />
>>