Das Sonderthema - Stadt Kehl
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Die älteste grenzüberschreitende Liaison:<br />
Die Kooperation der Rheinhäfen <strong>Kehl</strong> und Straßburg<br />
Von der breiten Öffentlichkeit ziemlich unbemerkt<br />
arbeiten die Rheinhäfen <strong>Kehl</strong> und<br />
Straßburg seit 62 Jahren grenzüberschreitend<br />
zusammen: geräuschlos und einmütig.<br />
Seit das Land Baden-Württemberg und<br />
der vom französischen Staat ermächtigte<br />
Straßburger Hafen (Port Autonome de<br />
Strasbourg) am 19. Oktober 1951 das <strong>Kehl</strong>er<br />
Hafenabkommen unterzeichnet und damit<br />
bestimmt haben, dass der Verwaltungsrat<br />
der <strong>Kehl</strong>er Hafenverwaltung paritätisch mit<br />
deutschen und französischen Mitgliedern<br />
besetzt werden muss, wurden dem Gremium<br />
mehr als 2000 Vorschläge der <strong>Kehl</strong>er Hafen-<br />
Direktion zur Entscheidung<br />
vorgelegt. Alle Beschlüsse<br />
wurden einstimmig gefasst.<br />
Im Straßburger Hafenrat,<br />
wo drei deutsche Vertreter<br />
sitzen, ist es nicht anders:<br />
nur einstimmige Beschlüsse.<br />
Die drei deutschen Mitglieder<br />
im Straßburger Hafenrat<br />
verfügen ebenso über volles<br />
Stimmrecht wie die drei<br />
Straßburger Mitglieder im<br />
<strong>Kehl</strong>er Hafenrat. Und nicht<br />
nur das: „Jeder kann dem anderen<br />
in alle Geschäftsvorfälle sehen, wenn<br />
er will. Jeder kann die Gewinn- und Verlustrechnung,<br />
alle Unterlagen einsehen“, erklärt<br />
der <strong>Kehl</strong>er Hafendirektor Karlheinz Hillenbrand.<br />
Was normalerweise unter das Stichwort<br />
Geschäftsgeheimnis fällt, wird in den<br />
Sitzungen der Hafenräte offen besprochen.<br />
Über die Jahre ist ein „enormes Vertrauensverhältnis“<br />
gewachsen – unabhängig von den<br />
Personen, welche die Ratssitze innehatten.<br />
Konkurrenzdenken ist allen Beteiligten fremd:<br />
„Es sind die Unternehmen, die sich Konkurrenz<br />
machen, nicht die Hafenverwaltungen.“<br />
Die sind nach Aussagen von Karlheinz Hillenbrand<br />
eher darauf aus, sich zu ergänzen<br />
und sich zu unterstützen, wenn es Ausfälle<br />
Karlheinz Hillenbrand<br />
gibt. Technische Pannen oder kritische Situationen<br />
an Wochenenden, wenn Schiffe, die<br />
beladen werden müssen, zu spät eintreffen.<br />
Die werden dann dort beladen, wo noch Mitarbeiter<br />
des Hafens zur Verfügung stehen.<br />
„Es ist wichtig, dass wir gewisse Kapazitäten<br />
vorhalten.“ Preisabsprachen im Containergeschäft<br />
gibt es nicht, sie würden sich, sagt der<br />
<strong>Kehl</strong>er Hafendirektor, auch gar nicht lohnen,<br />
„weil der Hafen in diesem Bereich nicht viel<br />
Geld verdienen kann“. Stattdessen suchen<br />
die beiden Häfen aktuell lieber nach einer<br />
gemeinsamen Lagerfläche für Leercontainer.<br />
Für Karlheinz Hillenbrand ist das eine äußerst<br />
positive Entwicklung, die<br />
von den Verfassern des <strong>Kehl</strong>er<br />
Hafenabkommens 1951<br />
– Teile der <strong>Kehl</strong>er Innenstadt<br />
waren damals noch französisch<br />
– nicht so gedacht war.<br />
<strong>Das</strong> damalige Abkommen,<br />
das aus der Hafenverwaltung<br />
<strong>Kehl</strong> eine Körperschaft<br />
öffentlichen Rechts machte,<br />
hatte vor allem das Ziel, dass<br />
der <strong>Kehl</strong>er Hafen nach dem<br />
Krieg wieder aufgebaut und<br />
verwaltet werden konnte. Am<br />
10. Mai 1994 wurde es durch ein vom Land<br />
Baden-Württemberg und dem französischen<br />
Staat unterzeichnetes Abkommen ersetzt,<br />
das die Fortsetzung der Zusammenarbeit regelt<br />
und die wechselseitige Vertretung in den<br />
Aufsichtsgremien festlegt.<br />
In den vielen Jahren der vertrauensvollen<br />
Zusammenarbeit kann sich Karlheinz Hillenbrand<br />
nur an eine - kurzfristig – schwierige<br />
Situation erinnern: Als das Land Baden-Württemberg<br />
Ende der 80er-Jahre im <strong>Kehl</strong>er Hafen<br />
eine Sondermüllverbrennungsanlage errichten<br />
wollte, formierte sich auch auf der Straßburger<br />
Rheinseite Widerstand gegen das<br />
Projekt. Als Körperschaft des Landes konnte<br />
sich die Hafenverwaltung jedoch nicht gegen<br />
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