Das Sonderthema - Stadt Kehl
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Wirtschaft<br />
102<br />
Die wirtschaftlichen Verflechtungen über die Grenze hinweg sind vielfältig; die Wege,<br />
welche die Unternehmen wählen, unterschiedlich: Während Firmen wie der Wohnmobil-Hersteller<br />
Bürstner im <strong>Kehl</strong>er Hafen und in Wissembourg produzieren, hat auch<br />
die Actimage GmbH (IT-Lösungen) neben der Dependance in der <strong>Kehl</strong>er Kaserne eine<br />
weitere in Straßburg. Die Dalim Software GmbH ist in Kellerräumen der Straßburger<br />
Universität entstanden und agiert heute von <strong>Kehl</strong> aus weltweit; die Sparkasse<br />
Hanauer land kooperiert mit der Caisse d’Epargne d’Alsace, die Volksbanken in der<br />
Region betreuen Kunden gemeinsam mit der Banque Populaire d’Alsace.<br />
Ein weiteres Beispiel für grenzüberschreitende Verflechtungen ist die Firma Optronis:<br />
<strong>Das</strong> Unternehmen, das als Spin-Off einer französischen Forschungsgruppe der Uni<br />
Straßburg entstanden ist, entwickelt seit den 80er-Jahren Streakkameras. Heute sind<br />
Streakkameras, die kurze optische Impulse messen und in der Grundlagenforschung<br />
eingesetzt werden und Highspeed-Videokameras, die bis zu 1000 Bilder pro Sekunde<br />
aufnehmen und schnell laufende Produktionsprozesse sichtbar machen können, die<br />
beiden Standbeine der Firma. Mitarbeiter und Praktikanten von Optronis kommen<br />
häufig aus dem Umfeld der Straßburger Universität. <strong>Das</strong> Unternehmen war bis Mitte<br />
2013 in der <strong>Kehl</strong>er Honsellstraße untergebracht. Inzwischen hat Optronis seinen<br />
Neubau in der Ludwigstraße im Gebiet des <strong>Kehl</strong>er Hafens bezogen. Bei der von der<br />
<strong>Kehl</strong>er Wirtschaftsförderung begleiteten Standortsuche ging es Geschäftsführer Patrick<br />
Summ vor allem um eine gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr nach<br />
Straßburg und Offenburg.<br />
Bei der Firma Nußbaum kommen<br />
von 500 Mitarbeitern 200 aus<br />
dem Elsass. Ohne sie, sagt Firmen -<br />
chef Hans Nußbaum, wäre das<br />
schnelle Wachstum des Unternehmens<br />
nicht möglich gewesen.<br />
>><br />
Beim Hebebühnen-Hersteller Nußbaum in Bodersweier kommen von 500 Mitarbeitern<br />
200 aus dem Elsass. Darunter seien gebürtige Elsässer, Franzosen aus Zentralfrankreich<br />
und Franzosen aus den Maghreb-Ländern, berichtet Firmenchef Hans Nußbaum.<br />
„Wir sind dankbar und froh über diese Mitarbeiter – ohne sie wäre unser schnelles<br />
Unternehmenswachstum nicht<br />
möglich gewesen.“ Auch Hans<br />
Nußbaums Sekretärin und die<br />
seines Sohnes sind Französinnen.<br />
Die Kinder der französischen<br />
Mitarbeiter absolvierten zwar<br />
Praktika im Betrieb, um Ausbildungsplätze<br />
bewerben sie sich<br />
jedoch nicht – zu groß sind die<br />
Unterschiede in der Ausbildung,<br />
schätzt Hans Nußbaum. Unter<br />
Von 4282 Beschäftigten bei den Firmen im<br />
<strong>Kehl</strong>er Hafen kommen 683 aus Straßburg<br />
und dem Elsass. Bei der Hafenverwaltung<br />
selber arbeitet bislang nur ein Franzose als<br />
Umschlagsarbeiter. Schreibt die Hafenverwaltung<br />
eine Stelle aus, so geschieht das aktuell<br />
nur in der Ortenau.<br />
den 50 Lehrlingen der Otto Nußbaum GmbH ist seit dem 26. August ein französischer<br />
Jugendlicher – und der ist über private Beziehungen ins Unternehmen gekommen.<br />
Seine theoretische Ausbildung macht er in Mulhouse in größeren Blöcken – das Lehrlingsgehalt<br />
bezahlt in dieser Zeit die Région Alsace. Nach zwei Jahren bekommt er<br />
in Frankreich seinen Abschluss. Allerdings einen, der in Deutschland nicht anerkannt<br />
wird. Um sein Facharbeiter-Zeugnis zu bekommen, müsste der französische Jugendliche<br />
seine Ausbildung um eineinhalb Jahre verlängern und in dieser Zeit die deutsche<br />
Berufsschule besuchen. Hans Nußbaum hofft nun, dass die Industrie- und Handelskammer<br />
– vorausgesetzt, dass der junge Mann gute Leistungen erbringt – eine Ausnahme<br />
zulässt.