Das Sonderthema - Stadt Kehl
Das Sonderthema - Stadt Kehl
Das Sonderthema - Stadt Kehl
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
GRENZÜBERSCHREITENDE ZUSAMMENARBEIT:<br />
Der gemeinsame Protest von <strong>Kehl</strong>ern<br />
und Straßburgern gegen die<br />
vom Land Baden-Württemberg<br />
geplante Sondermüllverbrennungsanlage<br />
im <strong>Kehl</strong>er Hafen<br />
legte die Grundlage für die grenzüberschreitende<br />
Zusammenarbeit.<br />
Von der Information über Konsultation zur Kooperation<br />
Als sich 1987 in <strong>Kehl</strong> der Widerstand gegen die von der<br />
Landesregierung geplante Sondermüllverbrennungsanlage<br />
im <strong>Kehl</strong>er Hafen formierte und sich den Demonstrationen<br />
auch Bürgerinnen und Bürger aus Straßburg anschlossen,<br />
ahnte wohl kaum jemand, dass der gemeinsame Protest die<br />
Grundlage für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit<br />
zwischen den beiden Städten legen würde. Doch die Erfahrung,<br />
den Sondermüllofen gemeinsam verhindert zu haben,<br />
beflügelte Vereine und Institutionen ebenso wie die <strong>Stadt</strong>regierungen<br />
auf beiden Rheinseiten: Wenn man gemeinsam<br />
etwas verhindern konnte, musste man doch auch gemeinsam<br />
etwas realisieren können.<br />
<strong>Das</strong> konzertierte Engagement gegen die Sondermüllverbrennung,<br />
das bis in die Straßburger <strong>Stadt</strong>spitze hineinreichte<br />
und auch die damalige Oberbürgermeisterin und<br />
heutige Europaabgeordnete Catherine Trautmann mobilisierte,<br />
war umso erstaunlicher, weil noch ein Jahr zuvor so getan wurde, als respektierten<br />
Schadstoffe in der Luft die französische Staatsgrenze. Während nämlich in Folge der Kernschmelze<br />
im Reaktorblock 4 im russischen Tschernobyl der Salat auf der deutschen Rheinseite<br />
untergepflügt wurde, konnte dieser jenseits des Rheins offenbar bedenkenlos verzehrt werden.<br />
Die Anfänge der grenzüberschreitenden Kooperation<br />
1982 Empfehlung zur gegenseitigen<br />
Unterrichtung über neue Projekte<br />
im Zuständigkeitsbereich der<br />
Deutsch-Französisch-Schweizerischen<br />
Regierungskommission für<br />
nachbarschaftliche Fragen<br />
1984 Empfehlung der gegenseitigen<br />
Unterrichtung über Planungsund<br />
Umweltschutzmaßnahmen<br />
im Zuständigkeitsbereich der<br />
Deutsch-Französisch-Schweizerischen<br />
Regierungskommission für<br />
nachbarschaftliche Fragen<br />
1996 Empfehlung der Deutsch-<br />
Französisch-Schweizerischen<br />
Regierungskommission über die<br />
Zusammenarbeit bei umweltrelevanten<br />
Vorhaben am Oberrhein<br />
2005 Leitfaden zur grenzüberschreitenden<br />
Behörden- und Öffentlichkeitsbeteiligung<br />
bei umweltrelevanten<br />
Vorhaben am Oberrhein<br />
Fragt man heute Akteure der grenzübergreifenden<br />
Kooperation nach den Ursprüngen,<br />
so wird immer wieder die Zeit Ende der<br />
1980er-Jahre genannt: Die Bürgerinitiative<br />
Umweltschutz knüpfte damals die ersten<br />
Kontakte über den Rhein, die Kirchen ebenso,<br />
die beiden Kirchen gründeten sogar eine<br />
grenzüberschreitende ökumenische Umwelt-<br />
Arbeitsgruppe. Die Städte <strong>Kehl</strong> und Straßburg<br />
feierten 1987 und 1988 ihre ersten gemeinsamen<br />
Rheinfeste – für die Festbesucher war es<br />
die Sensation, sich von den französischen Pionieren<br />
mit Landungsbooten an ungewohnter<br />
Stelle und ganz ohne Ausweiskontrollen<br />
ans andere Rheinufer übersetzen zu lassen.<br />
An einen gemeinsamen Park oder gar eine<br />
Fußgänger- und Radfahrerbrücke über den<br />
Grenzfluss dachte damals noch niemand.<br />
Am Vorabend des Rheinfestes 1988 trafen die<br />
Gemeinderäte von <strong>Kehl</strong> und Straßburg zusammen<br />
und ließen sich von der Straßburger<br />
<strong>Stadt</strong>verwaltung vor allem über Umweltthe-<br />
>><br />
75