Das Sonderthema - Stadt Kehl
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Auch Ermittlungen bei schifffahrtsrechtlichen<br />
Verstößen oder Straftaten auf dem<br />
Rhein gehören zu den Aufgaben der gemeinsamen<br />
Einheit. „Für Täter bietet der Fluss<br />
einfache Fluchtmöglichkeiten in ein anderes<br />
Land“, sagt Peter Schulze. In solchen Fällen<br />
arbeite die gemeinsame Wasserschutzpolizei<br />
besonders effektiv – Peter Schulze nennt als<br />
Beispiel eine Fahrerflucht bei Ichenheim: Dort<br />
war ein Schiff auf ein Strombauwerk gefahren<br />
und hatte es beschädigt. Der Schiffsführer<br />
hatte das Weite gesucht. Entdeckt wurden<br />
das Schiff und sein Schiffsführer später<br />
im Straßburger Hafen. Weil bei Unfällen auf<br />
der internationalen Schifffahrtsstraße Rhein<br />
das Territorialprinzip gilt, fanden Ermittlungsverfahren<br />
und Verurteilung zwar auf<br />
deutscher Seite statt – die<br />
Beweissicherung und die<br />
Vernehmungen mussten<br />
zunächst jedoch in Frankreich<br />
erfolgen.<br />
„Ausschlaggebend ist, wer am schnellsten<br />
einsatzfähig sein kann.“<br />
Obwohl Deutsch die Amtssprache auf dem<br />
Rhein ist, sprechen die Kollegen miteinander<br />
Deutsch und Französisch, um die alltägliche<br />
Zusammenarbeit so einfach wie möglich zu<br />
gestalten. „Wir legen großes Augenmerk auf<br />
die Sprachausbildung. Die Franzosen sprechen<br />
sehr gut Deutsch, aber inzwischen haben<br />
die deutschen Kollegen aufgeholt“, erklärt<br />
Peter Schulze. Die Zweisprachigkeit sei<br />
Voraussetzung für effiziente Zusammenarbeit,<br />
betont auch sein Kollege Nicolas Künkel. Deshalb<br />
organisiert er für seine Mitarbeiter der<br />
Gendarmerie interne wöchentliche Sprachkurse.<br />
Außerdem nehmen die deutschen und<br />
französischen Kollegen einmal<br />
pro Jahr im gemeinsamen<br />
Sprachzentrum in<br />
Lahr an einem zweiwöchigen<br />
Sprachtraining teil.<br />
>><br />
Gefragt ist die gemeinsame<br />
Polizeieinheit, wenn<br />
nach Vermissten gesucht<br />
wird. Mit einem speziellen<br />
Sonargerät kann die<br />
deutsch-französische<br />
Wasserschutzpolizei Gegenstände<br />
und Personen unter<br />
Wasser ausfindig machen. Ist ein Taucheinsatz<br />
notwendig, so kommen den deutschen<br />
und französischen Kollegen ihre unterschiedlichen<br />
Kompetenzen zugute: Während die<br />
deutschen Taucher maximal 30 Meter tief<br />
tauchen dürfen, sind den französischen Tauchern<br />
nach nationaler Regelung bis zu 40<br />
Meter erlaubt. „Wir ergänzen uns in allen<br />
Bereichen“, erklärt Nicolas Künkel. Wichtig<br />
sei dies beispielsweise im Herbst 2012 gewesen,<br />
als im 39 Meter tiefen Titisee nach einem<br />
Vermissten gesucht werden musste und die<br />
französischen Gendarmen den Tauchgang<br />
übernehmen konnten. Überhaupt sei die<br />
deutsch-französische Einheit bei Notfällen<br />
sehr effizient, sagt deren deutscher Chef.<br />
Egal ob eine Rettung in Frankreich oder in<br />
Deutschland stattfindet, beide Kollegen können<br />
nationale Dienststellen zur Hilfe rufen.<br />
Wenn man die Leiter der<br />
deutsch-französischen<br />
Wasserschutzpolizeieinheit<br />
nach kulturellen Unterschieden<br />
fragt, nennt Nicolas<br />
Künkel spontan: „die<br />
Mittagspause“ – und beide<br />
lachen. In der Tat musste<br />
zwischen der fast zweistündigen Pause der<br />
Franzosen und der sehr kurzen Pause der<br />
Deutschen ein Kompromiss gefunden werden,<br />
der bei etwa einer Stunde liegt. Auch der<br />
berufliche Status und die Arbeitsmethoden<br />
sind auf beiden Rheinseiten unterschiedlich.<br />
Die französischen Gendarmen gehören zum<br />
Militär, deshalb müssen sie auch außerhalb<br />
der normalen Arbeitszeiten ständig einsatzbereit<br />
sein und haben zwei Ruhetage pro<br />
Woche. Dagegen arbeiten die deutschen<br />
Polizeibeamten an fünf Tagen pro Woche,<br />
Notfälle außerhalb der Arbeitszeiten gelten<br />
als Überstunden. Ansonsten gebe es natürlich<br />
Unterschiede in der Gesetzgebung der<br />
beiden Nationalstaaten, sagen die beiden<br />
Chefs – und genau das versuchen die deutschen<br />
und französischen Wasserschutzpolizisten<br />
für ihre Arbeit bestmöglich zu nutzen.