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Das Sonderthema - Stadt Kehl

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Zahlreiche Partner und ein Jahr<br />

Vorbereitungszeit waren notwendig,<br />

bis Pierre und Romain<br />

in die Arbeitskleidung der BAG<br />

schlüpfen durften.<br />

tikum zurückgekehrt, das voraussichtlich<br />

bis Juli 2014 dauern wird. Ziel ist es, dass sie<br />

anschließend eine dreieinhalbjährige gestufte<br />

Ausbildung bis zur Fachkraft für Metalltechnik<br />

oder zum Facharbeiter durchlaufen.<br />

Während dieser Zeit sind sie verpflichtet, an<br />

einem sozialpädagogischen Betreuungsprogramm<br />

und an Stützunterricht teilzunehmen<br />

– in ihrer Freizeit.<br />

Amine (19), Mahmut (17), Dejvid (23), Pierre<br />

(18), Kévin (21) und Romain (20) haben nach<br />

dem Collège keinen Ausbildungsplatz und<br />

keinen Job gefunden, waren arbeitslos. Sie<br />

kommen alle aus Straßburger <strong>Stadt</strong>vierteln,<br />

die im Ruf stehen, sozial schwierig zu sein –<br />

da ist die Adresse schon das erste Hindernis<br />

bei einer Bewerbung. Trotzdem war es schwer,<br />

berichtet Aurore Wenger von der Maison<br />

de l’Emploi (Arbeitsagentur) in Straßburg,<br />

die Jungs als Kandidaten zu gewinnen. <strong>Das</strong><br />

Projekt, das von der Maison de l‘Emploi zusammen<br />

mit der BAG, der Bundesagentur<br />

für Arbeit, der <strong>Stadt</strong>gemeinschaft Straßburg,<br />

der Mission Locale, der Région Alsace und<br />

unterstützt von EU-Mitteln entwickelt wurde,<br />

heißt REVE – Traum. Ob sich der Traum<br />

von der abgeschlossenen Berufsausbildung<br />

und einem Arbeitsplatz im Anschluss erfüllt,<br />

„werden wir erst 2018 wissen“, sagt Bernd<br />

Wiegele. „Aber man muss mal anfangen, um<br />

der Region zeigen zu können, es funktioniert<br />

so – oder auch nicht.“<br />

Viereinhalb Jahre wird es dauern, bis<br />

die jungen Männer den Facharbeiter-<br />

Abschluss in der Tasche haben.<br />

Könnten sie besser Deutsch,<br />

könnten sie dem Unterricht<br />

in den Beruflichen<br />

Schulen in <strong>Kehl</strong> folgen,<br />

würde ein Jahr<br />

eingespart. Bernd<br />

Wiegele versteht<br />

nicht wirklich, warum<br />

das so sein<br />

muss: „Es müsste<br />

doch möglich sein,<br />

dass diese Jugendlichen<br />

ihre Prüfung in<br />

ihrer Muttersprache ablegen können“, meint<br />

er. So wie man auch die theoretische Führerscheinprüfung<br />

beispielsweise in Türkisch machen<br />

kann. <strong>Das</strong>s sich hier etwas ändert, dafür<br />

will er sich einsetzen. „Dann wäre eine riesige<br />

Hürde weg.“<br />

Die sechs jungen Männer mussten erst wieder<br />

lernen, sich an Regeln zu gewöhnen. Zum<br />

Beispiel daran, pünktlich am Arbeitsplatz einzutreffen.<br />

Während einer schon eineinhalb<br />

Stunden vor Arbeitsbeginn im Auto auf dem<br />

Parkplatz wartete – vor lauter Angst, zu spät<br />

zu kommen –, hatten andere das Problem,<br />

dass sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

zwar bis zum <strong>Kehl</strong>er Bahnhof, nicht aber bis<br />

zur BAG in die Weststraße gelangen. Die jungen<br />

Leute oder ihre Familien verfügten nicht<br />

über ausreichend Geld, um sich ein Fahrrad<br />

leisten zu können. Deshalb hat die Région Alsace<br />

den Jungs die Räder gekauft – die Hälfte<br />

des Kaufpreises wird ihnen in Raten vom<br />

Praktikantenlohn abgezogen, den sie während<br />

des Einstiegsqualifizierungspraktikums<br />

bekommen.<br />

„Mir gefällt es sehr gut hier“, sagt Amine und<br />

strahlt. „Wir machen hier richtige Arbeit und<br />

alle sind nett zu uns. Die machen uns nicht so<br />

einen Druck.“ Von sich aus wäre weder Amine<br />

noch Kévin auf die Idee gekommen, sich<br />

auf der deutschen Rheinseite nach einem<br />

Arbeitsplatz umzuschauen – über die Berater<br />

von der Mission Locale in ihrem <strong>Stadt</strong>viertel<br />

wurden sie auf das Projekt aufmerksam gemacht.<br />

Während Kévin schon etwas Deutsch<br />

kann, muss Amine die Sprache von Grund auf<br />

lernen. Sechs Wochen Deutsch-Kompaktkurs<br />

haben die sechs Jugendlichen bereits hinter<br />

sich, bis zum Ende ihrer Ausbildung bekommen<br />

sie weiterhin wöchentlich Deutsch-Stunden<br />

– „anwendungsbezogen“, sagt Bernd Wiegele,<br />

und finanziert von der Région Alsace. In<br />

der Werkstatt haben die Ausbilder Fotos von<br />

den wichtigsten Werkzeugen mit der deutschen<br />

Bezeichnung darunter aufgehängt.<br />

„Für die Jugendlichen war der Gedanke, in<br />

Deutschland zu arbeiten, beängstigend“,<br />

weiß Vincent Horvat von der Maison de<br />

91<br />

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