Das Sonderthema - Stadt Kehl

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140 Stadt- und Raumplanung Bereits Anfang der 1970er-Jahre sah Sigrun Lang, damals Stadtplanerin in Kehl, später Oberbürgermeisterin in Baden-Baden, voraus, dass zukunftsorientierte Raumplanung im Ballungsraum Straßburg-Kehl eigentlich nur grenzüberschreitend möglich ist. Der Weg dorthin begann jedoch erst 1995. Der Fall der Berliner Mauer 1989 und der Wegfall der Grenzkontrollen im Zuge des Schengener Abkommens 1993 bildeten den Hintergrund für die Überlegungen des Straßburger Künstlers und damaligen Stadtrates Michel Krieger, im Grenzraum am Rhein ein Symbol für die Einigung Europas zu schaffen. Seine Vision vom „Jardin des deux Rives“, einem Park entlang des Straßburger und Kehler Rheinufers, war damals so überzeugend wie kühn: Der Strom sollte einen Bedeutungswandel erfahren – vom Grenzfluss zum integralen Bestandteil eines gemeinsamen Gartens. Er sollte nicht länger trennen, sondern verbinden. Die Zustimmung Straßburgs zum Bau dieses Parks war gleichzeitig die Weichenstellung für eine neue Stadtentwicklung: Während Kehl schon immer eine Stadt am Rhein war, war Straßburg seit Jahrhunderten eine Metropole an der Ill. Ihre Entwicklung suchte sie zuerst im Norden, dann im Süden, später im Westen, aber nie im Osten. Die gemeinsamen Pläne für den Garten der zwei Ufer, die Passerelle und die grenzüberschreitende Gartenschau haben die Zusammenarbeit zwischen den beiden Städten intensiviert. Trotz des beachtlichen Größenunterschieds war klar, dass jede raumplanerische Entwicklung auf der einen Rheinseite Auswirkungen auf das andere Ufer haben würde. Nach Straßburger Vorstellungen sollte der Garten der zwei Ufer kein solitäres Element am Rhein sondern der Endpunkt einer Entwicklungsachse werden, die am Parc de l’Etoile beginnt und sich bis zum Rhein hinzieht. Gemeinsam gaben die beiden Städte Kehl und Straßburg bereits im Jahr 2000 eine Machbarkeitsstudie für die Tram über den Rhein in Auftrag, die – nach damaligen Plänen – bereits 2011 den Kehler Bahnhof mit dem Straßburger Stadtzentrum verbinden sollte. In den Plänen für den Garten der zwei Ufer war auf Straßburger Seite bereits zur Jahrtausendwende ein neues Wohngebiet vorgesehen. Die Entwicklung, welche die rot-grüne Straßburger Stadtregierung heute in Richtung Rhein vorsieht, beziehungsweise bereits begonnen hat, ist die konsequente Fortsetzung dieser Pläne – mit dem Schéma des deux Rives ist zum ersten Mal ein über den Rhein hinausreichender, das Kehler Bahnhofs- und Kasernenareal mit umfassender städtebaulicher Rahmenplan entstanden. 380 Wohnungen für rund 1000 Menschen am Rande des französischen Teils des Gartens der zwei Ufer werden 2014 bezugsfertig sein. Mit der sechsmonatigen grenzüberschreitenden Gartenschau ist der Garten der zwei Ufer 2004 eingeweiht worden. >>
Die neue Neustadt oder: Straßburg am Rhein Jahrhundertelang war Straßburg die Stadt an der Ill, die dem Rhein den Rücken zuwandte. Mit dem Projekt Deux Rives entwickelt sich die Großstadt in Richtung Rhein – nach dem Bau der Neustadt unter deutscher Herrschaft von 1871 bis 1918 handelt es sich dabei um das größte Stadtentwicklungsprojekt, das je in Angriff genommen wurde. Von der 180-Grad-Großstadt soll sich Straßburg nach dem Willen der rot-grünen Stadtregierung zur 360-Grad-Metropole wandeln. Vorgesehen ist, auf den ehemaligen Hafenflächen entlang der Verlängerung der Tramlinie D nach Kehl auf rund 250 Hektar Fläche Wohnraum für rund 18 000 Menschen zu schaffen. 2010 haben die Stadt Straßburg und der Straßburger Hafen begonnen, gemeinsam und mit umfangreicher Bürgerbeteiligung den städtebaulichen Rahmenplan Richtung Rhein eine deutsch-französische Jury die Wettbewerbssieger gekürt (siehe Seite 6), die zusammen mit Stadtplanern der beiden Städte an einem gemeinsamen Masterplan arbeiten. Was die Umsetzung des Schéma des deux Rives ganz konkret bedeutet, kann man am französischen Rheinufer in unmittelbarer Nachbarschaft zum Garten der zwei Ufer bereits sehen: Der Bau von 380 Wohnungen (190 Eigentumswohnungen, 110 Seniorenwohnungen und 80 Sozialwohnungen) steht kurz vor dem Abschluss. Neben der kleinen Kirche Ste Jeanne d’Arc errichtet Habitation Moderne weitere 140 Wohnungen (davon 60 Sozialwohnungen). Allein durch diese beiden Wohnungsbauprojekte wird das Quartier du Port du Rhin seine Einwohnerzahl 2014 in etwa verdoppeln. Auch der Bau des zweitgrößten Straßburger Krankenhauses im 141 Unweit der kleinen Kirche im Port-du-Rhin-Viertel baut Habitation Moderne 140 Wohnungen. zu entwickeln. Die Stadt Kehl wurde eingeladen, sich an der Erarbeitung des Schéma des deux Rives zu beteiligen, das auf diese Weise über den Rhein hinaus um das Kasernen- und Bahnhofsareal erweitert werden konnte. Im Frühsommer 2012 haben die Städte Kehl und Straßburg einen gemeinsamen städtebaulichen Wettbewerb für die beiden Zollhöfe europaweit ausgeschrieben. Im Januar 2013 hat Stadtteil Port du Rhin wird den gehobenen Wohnungsbau beflügeln – es ist davon auszugehen, dass zumindest ein Teil der rund 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des neuen Klinikums gerne in der Nähe des Arbeitsplatzes wohnen möchte. Das neue Wohnviertel Bruckhoff rund um die heutige Endhaltestelle der Tramlinie D Aristide >>
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