Das Sonderthema - Stadt Kehl
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Medien<br />
50 Jahre deutsch-französische Freundschaft, 20 Jahre offene Grenzen – eigentlich<br />
müsste man sich kennen. <strong>Das</strong> Nachbarland ist so nah – und doch ist alles anders. Die<br />
Unterschiede aufzuzeigen und zu erklären, dazu tragen auch die Medien der Region<br />
bei. Doch wie sieht die Berichterstattung abseits von festlichen Anlässen und Jahrestagen<br />
aus?<br />
Grenzüberschreitende Berichterstattung oder:<br />
Was interessiert den Nachbarn?<br />
120<br />
>><br />
Der deutsch-französische Sender arte, der<br />
2012 sein 20-jähriges Bestehen feierte, verdankt<br />
dem grenzüberschreitenden Blick<br />
seine gesamte Existenz. Doch Themen aus<br />
der Region sind – trotz artes Hauptsitzes<br />
in Straßburg – nicht zwangsläufig die Regel.<br />
„Unsere Innenpolitik ist die Europapolitik“,<br />
sagt Sinje Matzner, Leiterin der Nachrichtensendung<br />
„arte journal“. Sprich: „Wenn<br />
der Euro gerettet werden muss, wenn Griechenland<br />
Hilfe braucht – das ist unser Kern.“<br />
Trotzdem wagt arte immer wieder den Blick<br />
vor die eigene Haustür, häufig<br />
in Fünf-Minuten-Reportagen<br />
am Sonntag. Da<br />
werden dann zum Beispiel<br />
das Schicksal der Raffinerie<br />
Petroplus in Reichstett thematisiert<br />
oder die Sparpläne<br />
beim PSA-Werk (Peugeot/<br />
Citroën) in Mulhouse. „Die<br />
Probleme sind oft beidseits<br />
des Rheins die gleichen“, sagt<br />
Sinje Matzner. Insofern sei es<br />
interessant, immer wieder in<br />
diesen Mikrokosmos Straßburg-Ortenau<br />
hineinzuschauen, welche Antworten<br />
sich hier für welche Fragestellungen<br />
ergeben. Generell liege für den Zuschauer<br />
der Reiz des „arte journals“ in der Erwartung,<br />
etwas zu sehen, „was man zuhause in<br />
seinem nationalen Mediensystem nicht bekommt.<br />
Und das entsteht, weil Deutsche und<br />
Franzosen gemeinsam in einer Redaktion<br />
sitzen und stundenlang über Themen diskutieren.“<br />
<strong>Das</strong> Ergebnis könne dann schon mal<br />
„sehr speziell sein“, räumt sie ein. „Manchmal<br />
Sinje Matzner<br />
fallen Dinge raus, weil eine der beiden Seiten<br />
sagt: <strong>Das</strong> versteht bei uns keiner. Oder: <strong>Das</strong><br />
interessiert bei uns keinen.“<br />
Mit seinem Ansatz und seiner binationalen<br />
Entstehungsweise hat arte freilich eine Sonderposition<br />
unter den Medien der Region.<br />
Meist sind die Themen am Quai du Chanoine<br />
Winterer planbarer, hintergründiger als bei<br />
den Mitbewerbern, die mehr auf lokale Aktualität<br />
reagieren müssen. „Wenn ein schwerer<br />
Unfall passiert, wie zum Beispiel im Sommer<br />
auf der A5 bei Rust, holen wir<br />
uns selbstverständlich Bildmaterial<br />
von den Kollegen<br />
vom SWR“, sagt John Reichenbach,<br />
stellvertretender<br />
Chefredakteur von France<br />
3 in Straßburg. „Auch die<br />
Eröffnung eines besonderen<br />
Supermarktes kann ein<br />
Thema für uns sein“ – bis<br />
hinunter nach Basel, denn<br />
Grenzen überschreitet man<br />
bei France 3 dreieckförmig<br />
mit der Schweiz. Doch die<br />
entsprechenden Inhalte werden weniger: Im<br />
Juni 2013 hat der Kanal seine Sendung „Deux<br />
Rives“ eingestellt – nach rund zwölf Jahren.<br />
Der Straßburger Gemeinderat nahm dies zum<br />
Anlass, in einer Resolution Ende September<br />
die Aufrechterhaltung des lokalen Formats zu<br />
fordern. Als festes Programmelement bleibt<br />
„Rund Um“, ein montags bis freitags ausgestrahltes<br />
Nachrichtenjournal mit Reportagen<br />
aus der Region. „Manchmal kaufen wir interessante<br />
Programminhalte aus Deutschland<br />
John Reichenbach, stellvertretender<br />
Chefredakteur von France 3:<br />
„Was wir über die andere Rheinseite<br />
machen, interessiert in<br />
Paris eher wenig.“