24.01.2014 Aufrufe

Das Sonderthema - Stadt Kehl

Das Sonderthema - Stadt Kehl

Das Sonderthema - Stadt Kehl

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

78<br />

>><br />

te, so schwierig und holprig gestaltete sich der Weg hin zum Eurodistrikt Strasbourg-Ortenau.<br />

Gleichzeitig mit der Eröffnung der grenzüberschreitenden Gartenschau am 23. April 2004<br />

sollte der Gründungsakt mit deutscher und französischer Politprominenz gefeiert werden.<br />

Doch daraus wurde nichts: Während die deutschen und französischen Partner gelernt hatten,<br />

konkrete Projekte gemeinsam zu realisieren, stritt man sich bei dieser neuen Einrichtung,<br />

deren Aufgaben und Kompetenzen nicht klar zu definieren waren, über Formalitäten: In welchem<br />

Land sollte der Eurodistrikt seinen Sitz und wo sein Sekretariat haben?<br />

Weil diese Fragen unlösbar schienen, unterzeichneten der Landrat und die Oberbürgermeister<br />

der fünf großen Kreisstädte für die deutsche Seite, die Oberbürgermeisterin der <strong>Stadt</strong><br />

Straßburg und der Präsident der Straßburger <strong>Stadt</strong>gemeinschaft für die französische Seite<br />

am 17. Oktober 2005 eine Vereinbarung, in der man sich auf den kleinsten gemeinsamen<br />

Nenner geeinigt hatte: Der Eurodistrikt wurde von einem deutsch-französischen Sprecher-<br />

Duo geleitet und von zwei Sekretariaten – einem beim Landratsamt in Offenburg und einem<br />

bei der <strong>Stadt</strong>gemeinschaft Straßburg – verwaltet. Wenn auch in dieser Zeit nicht allzu viele<br />

grenzüberschreitende Projekte umgesetzt werden konnten, angestoßen und durch die Akteure<br />

vermittelt wurden dennoch einige Kooperationen, die bis heute bestehen. Vor allem aber<br />

erreichte der Eurodistrikt eines: dass die Kontakte unter den Verwaltungsmitarbeitern durch<br />

eine vergrößerte Themenpalette auf eine viel breitere Ebene ausgedehnt wurden.<br />

Mit der Gründung eines Europäischen Verbundes für Territoriale Zusammenarbeit (EVTZ) am<br />

4. Februar 2010 hat der Eurodistrikt nicht nur ein Sekretariat im <strong>Kehl</strong>er Torbogengebäude<br />

mit einer Generalsekretärin und vier hauptamtlichen Mitarbeitern bekommen, sondern auch<br />

eine Art grenzüberschreitendes Parlament: Der nach französischem Recht verfasste Zweckverband<br />

ermöglicht es den 24 deutschen und 24 französischen Mitgliedern des Eurodistriktrates,<br />

Mehrheitsentscheidungen zu fällen und – im Prinzip – politische Allianzen über die<br />

Landesgrenze hinweg zu bilden. Was in der Theorie verlockend erscheint, findet in der Realität<br />

allerdings kaum statt – aufgrund der kulturellen Unterschiede. Weil in Frankreich das Mehrheitswahlrecht<br />

sowohl im Gemeinderat der <strong>Stadt</strong> Straßburg als auch im Rat der CUS für stabile<br />

Mehrheiten sorgt, sind es die französischen Mitglieder im Eurodistriktrat gewöhnt, ihrem<br />

Oberbürgermeister oder Präsidenten zu folgen und nichts zu sagen, sofern sie der Mehrheit<br />

angehören. Nur von französischen Oppositionspolitikern werden abweichende Meinungen<br />

geäußert. Darüber hinaus zeigt die Zusammenarbeit im Eurodistrikt, dass die Schwierigkeiten<br />

in der Kooperation mit der Zahl der Partner und der Größe des Gebietes wachsen, weil bisweilen<br />

widerstreitende Interessen auf einen Nenner zu bringen sind.<br />

Die Werkzeuge der grenzüberschreitenden Kooperation<br />

Die Städte <strong>Kehl</strong> und Straßburg haben sich in mehr als 20 Jahre währender grenzüberschreitender<br />

Zusammenarbeit nicht damit aufgehalten, die unterschiedlichen Rechts- und Verwaltungssysteme<br />

zu beklagen, sondern früh<br />

erkannt, dass man sich die Verschiedenheit<br />

der Systeme auch zunutze machen kann.<br />

So hat es sich inzwischen eingespielt, dass<br />

städtebauliche Wettbewerbe – wie der für<br />

den Garten der zwei Ufer oder für die beiden<br />

Zollhöfe – nach deutschem Recht ausgeschrieben<br />

werden. Nach französischem<br />

Wettbewerbsrecht müsste man den Siegerentwurf<br />

umsetzen, nach deutschem Recht<br />

kann man aus den Preisträgerentwürfen<br />

auswählen – auch Kombinationen sind<br />

Die deutsch-französische<br />

Kinderkrippe stellt die komplizierteste<br />

Form grenzüberschreitender<br />

Zusammenarbeit dar:<br />

Elemente aus dem französischen<br />

und dem deutschen System<br />

werden zu einer ganz neuen<br />

Einrichtung vereint.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!