Das Sonderthema - Stadt Kehl
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in Deutschland gesammelt“, berichtet Anne<br />
François. Sprachlich gebe es allerdings manchmal<br />
Schwierigkeiten, denn selbst wenn das nötige<br />
Sprachniveau von dem gesuchten Job abhänge,<br />
sei eine solide sprachliche Grundlage<br />
auf jeden Fall notwendig. Wer beide Sprachen<br />
fließend beherrscht, habe einen großen Vorteil:<br />
„<strong>Das</strong> macht einen Kandidaten in der Grenzregion<br />
sehr attraktiv“, sagt Anne François, viele<br />
Unternehmen aus verschiedenen Bereichen<br />
seien an solchen Bewerbern interessiert.<br />
Mit den registrierten Arbeitssuchenden halten<br />
die Vermittler regelmäßig direkten Kontakt<br />
– per Telefon, E-Mail oder im persönlichen<br />
Gespräch. Da die zu betreuende Arbeitnehmerzahl<br />
im Vergleich zu einer normalen Arbeitsvermittlungsstelle<br />
niedriger ist, haben<br />
die deutschen und französischen Vermittler<br />
die Möglichkeit, den einzelnen Bewerbern individuell<br />
mehr Zeit zu widmen. „Der Kontakt<br />
zu den Menschen ist direkter und intensiver“,<br />
sagt Vermittlerin Elke Phillips. Außerdem<br />
habe die Arbeit in der deutsch-französischen<br />
Servicestelle einen weiteren, entscheidenden<br />
Vorteil, meint ihre Kollegin Anne François: „Die<br />
Motivation der grenzüberschreitenden Kandidaten<br />
ist riesengroß.“<br />
>><br />
Ein Gewinn für beide Seiten: Ein junger Straßburger lernt in Kittersburg<br />
Ein <strong>Kehl</strong>er Unternehmen, das die Vorteile<br />
des grenzüberschreitenden Arbeitsmarktes<br />
in der Region sehr schätzt, ist die auf<br />
Sanitär- und Heizungsanlagen sowie erneuerbare<br />
Energien spezialisierte Firma<br />
Egg in Kittersburg: Drei ihrer elf Mitarbeiter<br />
kommen aus dem Elsass. „Wir sind<br />
viel in Frankreich beschäftigt“, sagt Geschäftsführer<br />
Klaus Egg, „deshalb haben<br />
wir schon 1987 erstmals Elsässer eingestellt“.<br />
Bei seinen Mitarbeitern lege er Wert<br />
auf „das Menschliche, Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit,<br />
Arbeitswille“ – die Nationalität<br />
hingegen spiele keine Rolle. Aufgrund seiner<br />
guten Erfahrungen hat der Firmenchef<br />
im Juli einen weiteren jungen Franzosen<br />
eingestellt, den die <strong>Kehl</strong>er Servicestelle für<br />
grenzüberschreitende Arbeitsvermittlung<br />
zu ihren erfolgreich vermittelten Arbeitnehmern<br />
zählt.<br />
Der 19-jährige Gaetan Kuhn nimmt an einem<br />
Programm der AFPA Alsace teil, dem<br />
Verband für berufliche Erwachsenenbildung<br />
im Elsass. Dabei erwerben junge<br />
Elsässer den französischen Elektriker-<br />
Abschluss und absolvieren anschließend<br />
in einem deutschen Betrieb sowie bei der<br />
Berufsschule und der Gewerbeakademie<br />
in Offenburg eine duale Ausbildung. Dem<br />
Ausbildungsbetrieb werden vom Partner<br />
der AFPA, der Bundesagentur für Arbeit,<br />
50 Prozent des Arbeitnehmerbruttogehalts<br />
sowie die Lehrgangskosten erstattet.<br />
Im Gegenzug bietet das Unternehmen dem<br />
Arbeitnehmer einen unbefristeten Arbeitsvertrag.<br />
„Wir haben Schwierigkeiten, qualifizierte<br />
Fachkräfte zu finden und drüben<br />
stehen die Jugendlichen ohne Ausbildung<br />
da“, sagt Klaus Egg, „deshalb ist dieses<br />
Programm für beide Seiten sinnvoll“.<br />
Gaetan Kuhn, der in Straßburg wohnt,<br />
kann sich noch entscheiden, ob er sich bei<br />
der Ausbildung zum Anlagenmechaniker<br />
in Kittersburg auf den Bereich Sanitärund<br />
Heizungstechnik oder erneuerbare<br />
Energien spezialisieren will, beide Möglichkeiten<br />
bietet ihm die Firma Egg. Sprachlich<br />
sei er froh, im Betrieb hauptsächlich an<br />
der Seite eines französischen Kollegen zu<br />
arbeiten, sagt er: „<strong>Das</strong> ist learning by doing.“<br />
Deutsche Fachbegriffe lerne er nach<br />
und nach – was er nicht versteht, übersetzen<br />
die anderen Mitarbeiter für ihn. Auch<br />
habe er festgestellt, dass in Deutschland<br />
manche Arbeiten anders ausgeführt werden:<br />
„<strong>Das</strong> ist alles sehr genau, jedes Detail<br />
ist wichtig“, meint Gaetan Kuhn, und sein<br />
Chef fügt ein erklärendes Beispiel hinzu:<br />
„Auf gerade verlaufende Rohrführungen<br />
wird in Frankreich nicht unbedingt Wert<br />
gelegt, schräge Anschlüsse kommen bei<br />
uns hingegen gar nicht in Frage.“<br />
Klaus Egg (rechts) beschäftigt in<br />
seiner Firma in Kittersburg bereits<br />
seit 1987 Elsässer. Seit Juli<br />
zählt auch Gaetan Kuhn dazu.