Das Sonderthema - Stadt Kehl
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oder der Schweiz dazu“, sagt John Reichenbach.<br />
Er weiß aber auch: „Was wir über die andere<br />
Rheinseite machen, interessiert in Paris eher<br />
wenig.“ Für Paris ist das Straßburger Studio<br />
hauptsächlich wegen der EU-Institutionen<br />
relevant. Trotzdem hat er das Gefühl, „dass<br />
wir uns unseren Nachbarn immer mehr öffnen“.<br />
In seinen Augen nicht<br />
von ungefähr: „Die Elsässer<br />
sind vielleicht europäischer<br />
als der Rest Frankreichs.“<br />
Vielleicht finden sie es aber<br />
auch einfach nur praktisch,<br />
in Deutschland einkaufen zu<br />
können. Oder sie gehen gerne<br />
ins Theater oder in eine Ausstellung.<br />
Viele Elsässer greifen<br />
dann zur DNA (Dernières<br />
Nouvelles d’Alsace), die zweimal<br />
im Monat ihre „Kulturagenda“<br />
herausbringt: Zwei Seiten mit allen<br />
wichtigen Terminen zwischen Karlsruhe und<br />
Basel. Außerdem gibt es weitere Tipps und<br />
Berichte in der Wochenendbeilage „Reflets“.<br />
Bis 2012 hatte die DNA sogar eine deutschsprachige<br />
Ausgabe, die als „Straßburger Neueste<br />
Nachrichten“ bereits 1877 geboren wurde.<br />
<strong>Das</strong> Ende folgte nicht zuletzt aufgrund der<br />
strengen Sprachpolitik der französischen Regierung,<br />
die es nicht erlaubte, bestimmte Teile<br />
der Zeitung auf Deutsch zu veröffentlichen.<br />
Heute erhalten die Abonnenten der zweisprachigen<br />
Ausgabe eine dünnere deutsche<br />
Beilage mit der regulären DNA mitgeliefert.<br />
Eine deutschsprachige Internetseite gibt es<br />
weiterhin. Der stellvertretende Chefredakteur<br />
Jean-Marc Thiébaut verweist auf besondere<br />
Projekte, wie „Salut Voisin“, um die mediale<br />
Verbundenheit beider Länder zu demonstrieren.<br />
Eine der Geschichten in „Salut Voisin“<br />
handelt von zwei Reportern aus beiden Ländern,<br />
die einen Tag am Rhein entlang spaziert<br />
sind und ihre Eindrücke anschließend gemeinsam<br />
aufgeschrieben haben. Solche journalistischen<br />
Gelegenheiten sind selten geworden<br />
in einer Branche, die sparen muss.<br />
Ob eine Geschichte gemacht wird oder nicht,<br />
ist für Jean-Marc Thiébaut allein eine Frage<br />
Jean-Marc Thiébaut<br />
des gesellschaftlichen Auftrags. „Wir verkaufen<br />
keine Schuhe oder Currywürste. Eine Beilage<br />
wie ,Salut Voisin’ machen wir nicht, damit<br />
sie gut ankommt. Sondern weil sie für das<br />
Zusammenleben beider Nationen einen Sinn<br />
ergibt.“ Dazu gehörte auch 2013 wieder eine<br />
intensive Berichterstattung rund um die Bundestagswahl,<br />
bei der während<br />
der heißen Phase in der DNA<br />
jeden Tag ein Leitartikel zu<br />
lesen war. Relevant seien Themen<br />
auch dann, wenn sie Vergleiche<br />
zulassen, sagt Jean-<br />
Marc Thiébaut. „Wir schauen<br />
zum Beispiel regelmäßig, was<br />
in Baden-Württemberg besser<br />
läuft als bei uns und<br />
erklären es unseren Lesern.<br />
Einen Artikel über das Schulsystem<br />
und die Sprachen<br />
kann man dann hervorragend<br />
verbinden mit ökonomischen Fakten. Oder<br />
wir schicken einen Mitarbeiter nach Freiburg<br />
zur Eröffnung eines Öko-Viertels. Warum?<br />
Weil wir im Elsass auch Öko-Viertel haben.“<br />
„Unsere Berichterstattung hat sich verändert“,<br />
sagt Hubert Röderer von der Badischen Zeitung,<br />
Redaktion Offenburg. „Spätestens seit<br />
dem Schengener Abkommen und der Tatsache,<br />
dass die Grenze heute kinderleicht<br />
zu passieren ist, sind die Menschen von hier<br />
neugieriger geworden auf ihre Nachbarn. Und<br />
das ist gut so.“ Bei der BZ liefert eine Korrespondentin<br />
regelmäßig Berichte über das<br />
Elsass, die teilweise nicht nur in der Offenburger,<br />
sondern gleich in der Gesamtausgabe<br />
erscheinen. Jeden Samstag gibt es zudem die<br />
Rubrik „Blick ins Elsass“, mit „allen möglichen<br />
Terminen, vom historischen Dorffest über eine<br />
Theaterpremiere bis zum Fußballspiel im großen<br />
Straßburger Stadion. Aber auch politische<br />
Entwicklungen und Tourismus. Wir betrachten<br />
das als grundlegenden Service.“<br />
Mit ihrem wöchentlichen Serviceteil kommen<br />
die Badischen Neuesten Nachrichten (BNN)<br />
nach Aussage von Frank Löhnig von der Lokalausgabe<br />
Acher- und Bühler Bote gut an.<br />
„Vor allem für die jugendliche Zielgruppe lie-<br />
>><br />
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