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Lernen<br />
Dazu noch eine Geschichte…<br />
Es gab einmal eine Zeit, da hatten die Tiere einen Kindergarten. Das Bildungsprogramm<br />
best<strong>an</strong>d aus Rennen, Klettern, Fliegen und Schwimmen, und alle Tiere wurden in allen Fächern<br />
gebildet. Die Ente war gut im Schwimmen, besser sogar als die Erzieher. Im Fliegen<br />
war sie durchschnittlich, aber im Rennen war sie ein besonders hoffnungsloser Fall. Da sie<br />
in diesem Bereich so schlecht war, musste sie immer wieder rennen, um das Rennen zu<br />
üben, und durfte nicht mit zum Schwimmen gehen. Das tat sie so l<strong>an</strong>ge, bis sie auch im<br />
Schwimmen nur noch durchschnittlich war. Durchschnittlich war aber akzeptabel, daher<br />
machte sich niem<strong>an</strong>d Ged<strong>an</strong>ken darüber – nur die Ente.<br />
Das K<strong>an</strong>inchen war zuerst im Laufen <strong>an</strong> der Spitze der Gruppe, aber es<br />
bekam einen Nervenzusammenbruch und musste vom Kindergarten<br />
abgemeldet werden – wegen der vielen Förderstunden im Schwimmen.<br />
Das Eichhörnchen war Bester im Klettern, aber der Erzieher ließ die<br />
Flugstunden des Eichhörnchens am Boden beginnen statt im<br />
Baumwipfel. Das Eichhörnchen bekam Muskelkater durch Über<strong>an</strong>strengung<br />
bei den Startübungen und wurde immer<br />
schlechter im Rennen und Klettern.<br />
Die mit Sinn fürs Praktische begabten Präriehunde gaben<br />
ihre Jungen zum Dachs in die Gruppe, als es die Bildungskommission<br />
ablehnte, das Buddeln in die Bildungsvereinbarungen<br />
aufzunehmen.<br />
Am Ende des Jahres hielt ein <strong>an</strong>ormaler Aal, der gut<br />
schwimmen und etwas rennen, klettern und fliegen konnte, die<br />
Schluss<strong>an</strong>sprache in zwei Sprachen.<br />
( Verfasser unbek<strong>an</strong>nt )<br />
Wie wäre es den Tieren in einer Kindertageseinrichtung erg<strong>an</strong>gen, die ihre<br />
Bildungsbegleitung auf der Grundlage einer kindzentrierten Beobachtung gestaltet?<br />
Was uns zu dieser Fabel einfällt ...<br />
Kinder haben das Recht auf ihre eigenen Bildungswege – Erzieherinnen und<br />
Erzieher schützen dieses Recht, indem sie beobachten, begleiten, entdecken,<br />
fordern und zumuten.<br />
Lernen muss persönlichen Sinn ergeben und auf bereits gemachten Erfahrungen<br />
und Fähigkeiten aufbauen, damit die Lust am Lernen geweckt wird.<br />
Bildungsprozesse werden über Selbstbildungspotentiale gestaltet, diese differenzieren<br />
sich durch eine <strong>an</strong>regende soziale und dingliche Umgebung weiter<br />
aus.<br />
Potenziale, die nicht genutzt werden, verkümmern.<br />
Die Begleitung von Bildungsprozessen erfordert ein genaues Hinschauen auf<br />
die Stärken, Fähigkeiten, Lernstrategien und Interessen des einzelnen Kindes<br />
– Bildungsprozesse setzen nicht <strong>an</strong> den Defiziten <strong>an</strong>.<br />
Die Bildungsbegleitung geht nicht von einem festgefügten Pl<strong>an</strong> aus, von dem<br />
aus Kinder als Defizitwesen erscheinen müssen, sondern formuliert die Ziele<br />
und die Methoden vom Kind aus.<br />
Abteilung Kindertageseinrichtungen, Diözes<strong>an</strong>-Caritasverb<strong>an</strong>d Trier e.V. 23