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Beobachten<br />
Leitsätze für wahrnehmende Beobachtung<br />
Beim Be(ob)achten werden keine Fakten, sondern Botschaften wahrgenommen (gesehen, gefühlt, gedacht).<br />
Es geht dabei nicht um das Richtig oder Falsch einer Situation. Auch nicht um das »Feststehende«<br />
in einer Beobachtung (z.B.: »Das Kind sitzt auf einem Stuhl«). Diese Informationen sind letztlich eher sekundär.<br />
Alle weiteren Informationen aber sind stets subjektiv und daher nicht als Fakt, sondern als Botschaft zu<br />
verstehen.<br />
Be(ob)achtungen erfassen nur sichtbare und hörbare Aspekte; die Persönlichkeit des Kindes ist aber mehr<br />
als die Summe der be(ob)achteten Teile. Egal wie viele Beobachtungen wir von den Kindern <strong>an</strong>fertigen, egal<br />
wie l<strong>an</strong>ge wir ein Kind oder einen Menschen generell kennen - immer ist das Gek<strong>an</strong>nte nur Stückwerk. Das<br />
Kind ist nicht so oder so. Es k<strong>an</strong>n immer auch g<strong>an</strong>z <strong>an</strong>ders sein. In <strong>an</strong>deren Zusammenhängen und sozialen<br />
Konstellationen, in einem <strong>an</strong>deren Alter oder Entwicklungsstadium k<strong>an</strong>n das Kind oder der Mensch <strong>an</strong>ders<br />
reagieren, sich <strong>an</strong>ders geben, neue Wege und Strategien <strong>an</strong>wenden. Daher ist der Einbezug der Eltern<br />
und <strong>an</strong>derer, unbeteiligter Personen auch so wichtig für ein runderes Bild vom Kind.<br />
Be(ob)achtungen wählen aus; sie heben hervor, übersehen, deuten. Unser menschlicher Blick ist und bleibt<br />
stets eingeschränkt. Unser Gehirn k<strong>an</strong>n gar nicht alle Informationen wahrnehmen, speichern und verarbeiten,<br />
die auf es einprasseln, daher wählt es die Informationen und Aspekte einer Situation aus, die aus unserer<br />
Sicht bedeutsam sein könnten. Um eine Situation verstehen zu können, versuchen wir gleichzeitig dem<br />
Gesehenen eine Deutung zu geben. Diese Deutung ist Best<strong>an</strong>dteil der Beobachtung und muss tr<strong>an</strong>sparent<br />
gemacht werden.<br />
Be(ob)achtungen sind entscheidend geprägt von der Haltung, mit der sie durchgeführt werden. Daher müssen<br />
alle Beobachtungen von Wertschätzung geprägt sein.<br />
Die Art und Weise, wie Kinder sich ausdrücken, ist nicht unmittelbar zu verstehen. Wir brauchen einen Kontext,<br />
um Äußerungen und Verhalten von Kindern besser deuten und verstehen zu können. Dieser Kontext<br />
geht über unsere sonstigen Erfahrungen und Beobachtungen hinaus und umfasst unser g<strong>an</strong>zes kognitives<br />
und emotionales Wissen.<br />
Be(ob)achtungen können nur zur Achtung führen, wenn sie dialogisch sind. Sie werden nicht »am Kind«<br />
durchgeführt, sondern sind eine Form der Kommunikation mit dem Kind. Dadurch erhalten unsere Beobachtungen<br />
zudem eine tiefere und facettenreichere Dimension und bieten uns Erklärungen und Sichtweisen,<br />
die m<strong>an</strong>ches Verhalten oder m<strong>an</strong>che Äußerung in einem völlig <strong>an</strong>deren Licht erscheinen lässt.<br />
Kinder reagieren auf Be(ob)achtungen; sie richten sich auf das ein, was sie als Be(ob)achtete spüren. Auch<br />
Kinder be(ob)achten ständig und aufmerksam; auch sie deuten, was sie wahrnehmen. Darin liegt die Aufforderung<br />
zum Dialog.<br />
Aus Be(ob)achtungen lassen sich immer widersprüchliche und verschiedene Schlussfolgerungen ziehen.<br />
Deshalb müssen wir unsere Schlussfolgerungen kommunizieren, und darüber diskutieren damit wir nicht so<br />
leicht »falsch liegen«.<br />
Die Be(ob)achtungen werden oft durchgeführt, weil Erwachsene ihre Probleme mit dem Kind lösen wollen.<br />
Ausg<strong>an</strong>gspunkt der Beobachtungen sollte jedoch die Perspektive und die Situation des Kindes sein und<br />
nicht das Problem, das wir mit dem Kind haben.<br />
(nach Erika Kazemi-Veisari, 2004)<br />
Abteilung Kindertageseinrichtungen, Diözes<strong>an</strong>-Caritasverb<strong>an</strong>d Trier e.V. 39