Schau an! - Kita-Server Rheinland-Pfalz
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Wahrnehmung<br />
Wahrnehmung ist immer gefiltert durch<br />
unser Erfahrungswissen<br />
Wahrnehmung ist immer subjektiv:<br />
Objektivität in der Wahrnehmung ist nicht möglich.<br />
Und das ist auch gut so. Unsere Wahrnehmung<br />
ist abhängig von unseren Erfahrungen, unseren<br />
Einstellungen, unserem Wissen, unserer eigenen<br />
Kindheitsgeschichte, unseren Werten, unseren Gefühlen,<br />
unserer Tagesform, unserer moment<strong>an</strong>en<br />
Verfassung.<br />
Je nach dem, wie ich selbst als Kind z.B. das<br />
Thema Streit in meiner Familie erfahren habe,<br />
beeinflusst das meine Wahrnehmung. Hatte ich<br />
keine Gelegenheit zu erfahren, dass konstruktives<br />
Streiten erlaubt ist, werde ich Streitigkeiten<br />
eher ängstlich entgegen stehen und streitende<br />
Kinder <strong>an</strong>ders wahrnehmen als wenn ich eine<br />
unbeschwerte Einstellung zu Konflikten habe.<br />
Die Gefahr ist, dass ich mich als Maßstab aller Dinge<br />
sehe und nur meine Wahrheit wahrnehme.<br />
Wahrnehmung ist auswählend:<br />
Ich sehe, was ich sehen will, was in den Horizont<br />
der eigenen Erwartungen, Werte, Gefühle, Interessen<br />
und Bedürfnisse passt.<br />
Das neue Kind in meiner Gruppe, dessen zwei<br />
Geschwister ich schon betreut habe und die<br />
beide sehr lebhaft waren, werde ich <strong>an</strong>ders wahr<br />
nehmen, als das neue Kind, von dessen Familie<br />
ich noch gar nichts weiß.<br />
Die Gefahr ist, dass ich von Vorurteilen geleitet<br />
werde, Kinder in eine Schublade stecke, nicht<br />
sehe, was mir nicht »in den Kram passt«.<br />
Die Gefahr ist, dass ich meine eigenen Motive als<br />
Nonplusultra sehe und vieles ausblende und nicht<br />
sehe, weil es mich gerade nicht interessiert.<br />
Wahrnehmung hat eine eigene Ordnung<br />
Wir fügen einzelne Teile aufgrund unserer Erfahrungen<br />
und innerer Muster zusammen – auch<br />
wenn sie gar nicht passen oder vorh<strong>an</strong>den sind.<br />
Das Bild vom Kind in unserem Kopf prägt die<br />
Art und Weise, wie wir es wahrnehmen, was wir<br />
wahrnehmen.<br />
Einem Kind, das häufiger durch aggressives Verhalten<br />
auffällt, wird die Schuld <strong>an</strong> Streitigkeiten<br />
zugesprochen, obwohl es gar nicht dabei war.<br />
Die Gefahr ist, dass viele Nu<strong>an</strong>cen nie gesehen,<br />
Überraschungen nicht wahrgenommen werden,<br />
Ungerechtigkeiten passieren, usw.<br />
Wahrnehmung ist bewertungsabhängig:<br />
Ich sehe, was ich sehen soll. Normen und Gruppendruck<br />
trüben meine Wahrnehmung.<br />
Typisch Mädchen, typisch Junge, typisch Erzieherinnenkind,<br />
typisch Einzelkind, typisch Ausländerkind<br />
usw. sind Beispiele dafür.<br />
Die Gefahr ist, dass viele Ch<strong>an</strong>cen vert<strong>an</strong> werden<br />
können, dass Ungerechtigkeiten auftreten und Individualität<br />
verloren geht.<br />
Wahrnehmung ist interessenbezogen:<br />
Die eigenen Motive, Werte und Absichten beeinflussen,<br />
was ich wahrnehme oder auch was ich<br />
ausblende.<br />
Ich pl<strong>an</strong>e z.B. dass mein neues Auto ein<br />
roter Golf werden soll und wundere mich fort<strong>an</strong>,<br />
welche Unmenge roter Golfs auf den Straßen<br />
unterwegs sind.<br />
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Abteilung Kindertageseinrichtungen, Diözes<strong>an</strong>-Caritasverb<strong>an</strong>d Trier e.V.