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Landtag von Baden-Württemberg - Landtag Baden Württemberg

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(Kuhn)<br />

<strong>Landtag</strong> <strong>von</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> – 12. Wahlperiode – 57. Sitzung – Mittwoch, 9. Dezember 1998<br />

(Abg. Dr. Salomon Bündnis 90/Die Grünen: Sehr<br />

richtig! Das war eine Grabesrede!)<br />

Herr Ministerpräsident, ich nenne Ihnen einige der Schwächen,<br />

die Sie nicht zu analysieren bereit sind.<br />

(Abg. Kiel FDP/DVP: Lautstärke allein macht es<br />

auch nicht, Herr Kuhn!)<br />

– Herr Kiel, Sie kommen noch dran.<br />

Unser Land wird die Klimaschutzziele nicht erreichen, die<br />

es zu erreichen versprochen hat. Wir wollten bis 2005<br />

25 % CO 2<br />

-Senkung. Wir werden nach den Zahlen des Statistischen<br />

Landesamts in diesen Jahren sogar 3 % Zuwachs<br />

haben.<br />

(Abg. Birk CDU: Das sagen Sie jetzt mal der mittelständischen<br />

Wirtschaft, die die Ökosteuer zahlen<br />

muß! – Abg. Pfister FDP/DVP: Mit der Ökosteuer<br />

schaffen Sie das auch nicht, Herr Kuhn!)<br />

Sie haben es nicht geschafft, die Weiterbildung im Land zu<br />

koordinieren. Wir reden seit Jahren über eine Stiftung Weiterbildung,<br />

die wir dringend brauchen. Von Ihnen aber<br />

kommt kein Wort zu diesem zentralen Thema der Bündelung<br />

<strong>von</strong> Weiterbildung.<br />

Sie haben das Thema Frauenpolitik nur zart angesprochen,<br />

aber nicht den wirklichen Punkt benannt, der Probleme<br />

macht, nämlich: Frauen gelangen inzwischen in <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong> zwar in Führungspositionen, aber wenn Sie<br />

genau hinschauen, stellen Sie fest, daß das, <strong>von</strong> Ausnahmen<br />

abgesehen, in der Regel Frauen sind, die keine Kinder<br />

haben. Genau darin steckt das Kernproblem, ob wir es<br />

schaffen, zum Beispiel über eine verläßliche Halbtagsschule,<br />

in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> die Frauenpolitik weiterzubringen,<br />

in diesem Feld wirklich zu helfen und zu unterstützen.<br />

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen)<br />

Sie haben kein Wort darüber verloren, daß in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

die Armut wächst. Auch in diesem reichen <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong>, das Sie mit der „Spitze“-Rhetorik in Ihrer<br />

Rede zumachen, wächst die Armut, im Kern die Armut <strong>von</strong><br />

Kindern, <strong>von</strong> Alleinerziehenden. Immer mehr Alleinerziehende<br />

sind in der Sozialhilfe.<br />

(Abg. Birk CDU: Ihr seid doch im Bund in der Regierung!)<br />

Sie haben <strong>von</strong> 10 Millionen DM zusätzlich für den Tourismus<br />

geredet. Aber es gibt kein klares Konzept. Es ist das<br />

Weitergewurstel mit der Gießkanne, mal Projekte, mal in<br />

der Umlage, aber es ist kein wirklich erkennbares Konzept.<br />

(Zuruf des Abg. Drautz FDP/DVP)<br />

Herr Teufel, Sie schaffen es – das ist ein schwieriger und<br />

wichtiger Punkt, wenn wir einen Vergleich mit Bayern ziehen<br />

– in der Technologiepolitik nicht, daß im Land wirkliche<br />

Kompetenzzentren – wie es die Bayern nennen –, mit<br />

Regionen verbunden, für Technologien entstehen.<br />

Auch bei Multimedia – so hat es ja die Akademie für Technikfolgenabschätzung<br />

aufgezeigt –, wo wir zwar in der<br />

Zahl stark sind, entstehen keine regionalen Bündelungen<br />

für die entsprechenden Techniken. Bayern macht das anders.<br />

So besteht zum Beispiel in Augsburg ein Kompetenzzentrum<br />

Umwelttechnik, in dem alle Initiativen des Landes<br />

in diesem Bereich gebündelt werden. Aber zu dieser Bündelung<br />

sind Sie nicht fähig. Das ist eine Schwäche Ihrer<br />

Technologiepolitik.<br />

Ich nenne weitere Punkte. Sie haben zum Beispiel in der<br />

Solartechnik <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> <strong>von</strong> Bayern und Nordrhein-Westfalen<br />

abgehängt.<br />

Bei der Stromversorgung halten Sie immer noch an der<br />

Atomkraft fest, vor der die meisten Menschen im Land<br />

Angst haben und die uns mit ihren Abfällen Zehntausende<br />

<strong>von</strong> Jahren auf hochgefährliche Art und Weise belasten<br />

wird.<br />

Wir steigen nicht aus Jux und Tollerei oder deshalb, weil<br />

wir einmal etwas Neues machen wollen, aus der Atomkraft<br />

aus. Wir steigen vielmehr deshalb aus, weil wir diese Technik<br />

nicht für verantwortbar halten.<br />

(Zuruf des Abg. Kiel FDP/DVP)<br />

Ich kann mich daran erinnern, daß es auch Ihnen einmal so<br />

ging – bei der Rede, die Sie 1986 hier im <strong>Landtag</strong> nach<br />

Tschernobyl gehalten haben. Inzwischen haben Sie für den<br />

Ausstieg aus dieser gefährlichen Technik und den Einstieg<br />

in neue Technologien aber zwölf Jahre verschenkt.<br />

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen)<br />

Herr Ministerpräsident, Sie müssen sich auch den Vorwurf<br />

gefallen lassen, daß die Neuordnung der Wirtschaftsförderung<br />

in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> nicht vorankommt. Uns liegt<br />

seit gut einem Jahr eine Studie, die dies untersuchen soll,<br />

auf dem Tisch. Der Wirtschaftsminister hat erklärt, im<br />

Frühjahr nächsten Jahres wolle er mit einer Konzeption rüberkommen.<br />

Aber es ist eine Schwäche, daß unsere Wirtschaftsförderungsinstrumente<br />

nicht präzisiert werden.<br />

(Abg. Kiel FDP/DVP: Solide wird das gemacht<br />

und nicht so kurzfristig wie in Bonn!)<br />

Die Kulturpolitik tritt auf der Stelle. Das, was Sie heute<br />

über die Kulturstiftung gesagt haben – diese haben Sie ja<br />

schon in Ihrer Regierungserklärung zu Beginn der Legislaturperiode<br />

erwähnt –, ist doch nichts anderes als eine Beerdigung<br />

zweiter oder dritter Klasse. Man kann Herrn Palmer<br />

nur dazu beglückwünschen, daß er noch rechtzeitig ins<br />

Staatsministerium gekommen ist, ehe er dies hätte verwirklichen<br />

müssen. Das hätte jetzt nämlich angestanden.<br />

Sie haben kein Konzept zur Entwicklungspolitik. Noch immer<br />

wird in verschiedenen Ministerien kreuz und quer dahergewurstelt<br />

und an einer Stiftungsrettung gebastelt. Aber<br />

es gibt kein Konzept, das in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> eine zukunftsträchtige<br />

Entwicklungspolitik einleiten könnte.<br />

Und – darauf werde ich nachher detaillierter eingehen – Sie<br />

haben das Verhältnis der Landespolitik zu den Regionen,<br />

zwischen Regionen, Gemeinden, Landkreisen und der Landesebene<br />

nicht im Griff und nicht geklärt.<br />

Schließlich werfe ich Ihnen vor, daß Sie beim Bündnis für<br />

Arbeit einfach schlafen. Stoiber hat 1996 in Bayern mit<br />

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