Landtag von Baden-Württemberg - Landtag Baden Württemberg
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(Pfister)<br />
<strong>Landtag</strong> <strong>von</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> – 12. Wahlperiode – 57. Sitzung – Mittwoch, 9. Dezember 1998<br />
he eines dreistelligen Millionenbetrags zu erwarten sind.<br />
Deshalb muß die Budgetierung weiter vorangetrieben werden.<br />
Wir haben in der Forstverwaltung, in der Justizverwaltung,<br />
bei einigen Modellprojekten damit begonnen. Der<br />
<strong>Landtag</strong> <strong>von</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> hat beschlossen, daß wir<br />
zum Jahr 1999 bei der gesamten Polizei flächendeckend<br />
die Budgetierung einführen.<br />
Ich rufe dazu auf: Wer will, daß mittelfristig strukturelle<br />
Veränderungen mit dem Ziel einer Verbesserung unserer<br />
Haushaltslage entstehen, muß die Budgetierung vorantreiben.<br />
Das war <strong>von</strong> der ersten Stunde an ein großes Anliegen<br />
der FDP/DVP-Fraktion. Wir werden die Budgetierung vorantreiben.<br />
(Beifall bei der FDP/DVP)<br />
Personalabbauprogramme beinhalten ein ehrgeiziges Ziel.<br />
Meine Meinung ist: Wir müssen die Personalabbauprogramme<br />
durchziehen. Aber ich befürchte, daß dies allein<br />
mit dem Instrument der Fluktuation außerordentlich<br />
schwierig werden wird. Ich glaube, wir müssen uns neue,<br />
zusätzliche Instrumente einfallen lassen. Das heißt, wir<br />
brauchen intelligente Formen der Vorruhestandsregelung,<br />
intelligente Anreizsysteme zum Ausscheiden aus dem öffentlichen<br />
Dienst. Nur wenn solche Instrumente hinzukommen,<br />
werden wir dieses Ziel erreichen. Wir wollen aber auf<br />
jeden Fall an der Zielvorstellung festhalten.<br />
(Beifall bei der FDP/DVP)<br />
Es hat in der Geschichte des Landes in diesem Doppelhaushalt<br />
zum ersten Mal einen IuK-Pool, also einen Informations-<br />
und Kommunikationspool, gegeben, der aus Privatisierungserlösen<br />
gespeist worden ist.<br />
Ein hervorragendes Beispiel für die praktische Anwendung<br />
ist die Einführung des elektronischen Grundbuchs, mit dem<br />
die Justiz 1998 in die EDV-Zukunft gestartet ist. Jetzt können,<br />
auch mit entsprechenden Einsparungseffekten, Auskünfte<br />
und Änderungen schneller und einfacher erteilt bzw.<br />
durchgeführt werden. Die Mittel, die aus dem IuK-Pool<br />
eingesetzt worden sind, werden sich relativ rasch amortisieren.<br />
Meine Damen und Herren, es ist die Grundüberzeugung<br />
der FDP/DVP-Fraktion, daß wir aus zwei Gründen auch in<br />
der Zukunft Privatisierungen benötigen. Wir brauchen sie<br />
erstens aus ordnungspolitischen Gründen. Das hängt damit<br />
zusammen, daß Liberale sagen: Nicht der Staat, sondern<br />
die Wirtschaft soll wachsen.<br />
Zweitens brauchen wir Privatisierungen, weil wir die engen<br />
Grenzen des Landeshaushalts sehen, aber dennoch im<br />
Sinne <strong>von</strong> Sparen und Gestalten wollen, daß wichtige Landesaufgaben<br />
in Angriff genommen werden können, um unsere<br />
Wettbewerbsfähigkeit, unsere Leistungsfähigkeit zu<br />
stärken und damit letztlich auch zu mehr Investitionen und<br />
Beschäftigung zu kommen.<br />
(Beifall bei der FDP/DVP und Abgeordneten der<br />
CDU)<br />
Eines will ich allen Kritikern gleich sagen: Es geht darum,<br />
daß bei solchen Privatisierungen nicht Tafelsilber verschleudert<br />
wird. Es geht nicht darum, Haushaltslöcher zu<br />
stopfen. Vielmehr geht es streng nach dem Prinzip „Vermögen<br />
gegen Vermögen“. Danach wird Vermögen auf der<br />
einen Seite abgebaut und dort wieder eingesetzt, wo zu erwarten<br />
ist, daß die junge Generation etwas da<strong>von</strong> hat und<br />
zukünftige Arbeitsplätze geschaffen werden können. Das<br />
ist die Philosophie <strong>von</strong> Privatisierung. Das hat mit Ideologie<br />
überhaupt nichts zu tun, sondern das ist eine Möglichkeit,<br />
ein Instrument, um in der Zukunft zu mehr Arbeitsplätzen<br />
zu kommen.<br />
(Beifall bei der FDP/DVP)<br />
Kollege Oettinger und ich sind uns darüber einig, daß<br />
Hausaufgaben gemacht werden müssen. Übrigens hätten<br />
wir auch schon ein bißchen früher mit der Erledigung der<br />
Hausaufgaben anfangen können. Jetzt aber machen wir es<br />
richtig. Wir werden die Hausaufgaben 1999 erledigen, um<br />
dann die Möglichkeit zu haben, die zweite Zukunftsoffensive<br />
– Mittelstand und Handwerk – sehr bald zu starten und<br />
entsprechend zu finanzieren.<br />
Mir wäre es recht, wenn eine Maßnahme, das Altbaumodernisierungsprogramm,<br />
gewissermaßen im Vorgriff<br />
durchgezogen werden könnte. Herr Kollege Kuhn hat da<strong>von</strong><br />
gesprochen, daß wir in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> verpflichtet<br />
sind, die Klimaschutzziele <strong>von</strong> Kyoto zu erreichen. Mit<br />
Ihrer Ökosteuer wird Ihnen das nicht gelingen.<br />
(Zuruf des Abg. Kuhn Bündnis 90/Die Grünen)<br />
– Mit Sicherheit nicht, weil sie überhaupt keine lenkende<br />
Wirkung hat. Das können Sie vergessen. Wissen Sie, Herr<br />
Kuhn, mit „Öko“ ist es so: Bei den Lebensmitteln gibt es<br />
viele Beispiele, bei denen Sie eine Dose oder eine Flasche<br />
haben, auf der zwar „Öko“ steht, aber der Inhalt mit „Öko“<br />
überhaupt nichts zu tun hat. So ist es auch mit Ihrer Politik.<br />
(Beifall bei der FDP/DVP – Abg. Kuhn Bündnis<br />
90/Die Grünen: Bei Ihnen steht „liberal“<br />
drauf!)<br />
Ich möchte dieses Altbaumodernisierungsprogramm so<br />
schnell wie möglich auf den Weg bringen. Es hat zwei entscheidende<br />
Vorteile: Es ist erstens ein gigantisches Programm<br />
zur Energieeinsparung – da sind wir uns einig –<br />
und in der Folge auch zur Einsparung <strong>von</strong> Abgasen, und es<br />
ist zweitens für Handwerk und Mittelstand ein hervorragendes<br />
Beschäftigungsprogramm. Deshalb sind wir sehr<br />
daran interessiert, daß dieses Altbaumodernisierungsprogramm<br />
möglichst schnell auf den Weg kommt.<br />
(Beifall bei der FDP/DVP)<br />
Wer über Privatisierung redet, der sollte nicht nur über die<br />
Veräußerung <strong>von</strong> Beteiligungen des Landes an irgendwelchen<br />
Unternehmen reden, sondern der sollte auch sagen:<br />
Privatisierung heißt auch eine Privatisierung <strong>von</strong> bislang<br />
erbrachten staatlichen oder kommunalen Dienstleistungen.<br />
Auch wirtschaftliche Betätigungen <strong>von</strong> Gemeinden müssen<br />
dem frischen Wind des Wettbewerbs ausgesetzt werden.<br />
Wenn sich zeigt, daß Private entsprechende Leistungen<br />
günstiger erbringen können, dann müssen Private in der<br />
Zukunft auch Vorrang erhalten.<br />
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