Landtag von Baden-Württemberg - Landtag Baden Württemberg
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(Kuhn)<br />
<strong>Landtag</strong> <strong>von</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> – 12. Wahlperiode – 57. Sitzung – Mittwoch, 9. Dezember 1998<br />
den Gewerkschaften ein Bündnis für Arbeit, das bundesweit<br />
als Erfolg gilt, durchgeführt. Ich warne Sie davor,<br />
auch jetzt die Möglichkeiten, die darin stecken, zu<br />
verschlafen.<br />
(Abg. Birk CDU: Gucken Sie mal nach dem Bündnis<br />
für Arbeit in Bonn!)<br />
Kurzum, Herr Teufel: Ich glaube, daß es klüger gewesen<br />
wäre, in einer bilanzierenden Regierungserklärung – das ist<br />
ja der Sinn solcher Debatten – auch einmal über die<br />
Schwächen dieses Landes zu reden, anstatt sich hier in Jubelarien<br />
zu ergießen, die zu Recht, meine ich, alle langweilen.<br />
Herr Teufel, jetzt komme ich zu einem wichtigen Punkt.<br />
Sie haben eingangs gesagt, man müsse bei aller Wettbewerbsfähigkeit<br />
und Modernität menschlich bleiben, soziale<br />
Marktwirtschaft praktizieren. Aber ich muß schon sagen:<br />
Ich bin sehr erstaunt, daß Sie in Ihrer Regierungserklärung<br />
über die wesentlichen Probleme, die im sozialen Bereich<br />
genannt werden müssen, kein Wort verlieren.<br />
Ich nenne als Beispiel die Drogenpolitik. Da heißt „Modernität“<br />
für mich nicht, ideologische Konzepte zu verwirklichen.<br />
Vielmehr muß ganz pragmatisch gefragt werden:<br />
Was hilft denen, die krank sind und sich nicht mehr selbst<br />
helfen können? Da muß man einen pragmatischen Ansatz<br />
haben und darf sich nicht in Ideologien festbeißen.<br />
Sie haben bei Ihrer Kabinettsreform – oder wie man das<br />
nennen will – einen Sozialminister berufen,<br />
(Abg. Seimetz CDU: Guter Mann!)<br />
der in der vorletzten Plenarsitzung hier gesagt hat – ich<br />
will das einmal zitieren –:<br />
Ich bin dagegen und werde bis zum Beweis des Gegenteils<br />
– da geht es um die Fixerstuben –<br />
an meiner abstinenzorientierten Drogenpolitik festhalten.<br />
(Zuruf des Abg. Döpper CDU)<br />
– Hören Sie zu!<br />
Ich bin offen<br />
– sagt Repnik weiter –<br />
für Modelle, die ja durchgeführt werden müssen. Aber<br />
das soll anderswo und nicht hier in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
gemacht werden.<br />
(Vereinzelt Beifall bei der CDU)<br />
Mit diesem Ausblenden der Probleme, mit diesem unpragmatischen<br />
Ansatz,<br />
(Abg. Birk CDU: Ach was! Das sind doch Nebelkerzen,<br />
die Sie werfen!)<br />
mit dieser Ideologisierung in der Drogenpolitik zeigen Sie,<br />
daß es Ihnen nicht ernst ist mit diesem Thema.<br />
(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen und bei Abgeordneten<br />
der SPD – Zuruf der Abg. Ingrid Blank<br />
CDU)<br />
Andernfalls hätte der Ministerpräsident dieses Thema hier<br />
benannt.<br />
Wenn es stimmt, daß, wie die Experten sagen, 50 % der<br />
Straßenkriminalität Beschaffungskriminalität ist, dann<br />
möchte ich, daß jemand, der hier wie Sie über innere Sicherheit<br />
redet, einmal sagt, ob man auch über eine andere<br />
Drogenpolitik vielleicht zu einer Reduktion dieser Beschaffungskriminalität<br />
kommen könnte.<br />
(Abg. Birk CDU: Herr Kuhn, werden Sie sich erst<br />
einmal klar, was Sie im Bereich der inneren Sicherheit<br />
wollen! – Zuruf der Abg. Ingrid Blank<br />
CDU)<br />
Wir haben dazu Vorschläge gemacht, aber Sie schweigen<br />
nur, Herr Teufel. Ihre Stärke in dieser Regierungserklärung<br />
war, wenn es heikel wurde: Ausschweigen des Problems<br />
und es nicht offensiv angehen.<br />
(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen – Abg. Birk<br />
CDU: Werden Sie sich einmal klar, was Sie im Bereich<br />
der inneren Sicherheit wollen!)<br />
Dann gab es nach meiner Ansicht einen gefährlichen Zug<br />
in Ihrer Rede. Der kam aus dieser Haltung, daß Sie sagen:<br />
„Wir sind halt Spitze, und alles, was schlecht läuft, kommt<br />
<strong>von</strong> oben, <strong>von</strong> unten, <strong>von</strong> außen.“ Sie machen die Wagenburg<br />
für <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>.<br />
Ich glaube, daß Sie nicht übersehen, was es heißt, wenn Sie<br />
sagen: Kein Rundfunkfinanzausgleich! Übrigens: In den<br />
Größenordnungen – Herr Oettinger, Sie wissen das wahrscheinlich<br />
– geht es da bundesweit um 186 Millionen DM<br />
bei einem Gesamteinnahmenetat <strong>von</strong> 10,4 Milliarden DM<br />
der öffentlich-rechtlichen Anstalten. Aber ich sage Ihnen:<br />
Sie werden mit diesem Schritt die Substanz der ARD gefährden.<br />
Das wissen Sie auch. Das sollten Sie auch sagen,<br />
weil Sie ganz genau wissen, daß die kleinen Anstalten – jedenfalls<br />
nicht in dem kurzfristigen Modell, das Sie ab 2001<br />
wollen – dann nicht mehr überleben können. Der Intendantenvorschlag,<br />
der ein langsames Abschmelzen dieses<br />
Rundfunkfinanzausgleichs vorsieht, ist viel klüger als Ihre<br />
Methode der Brechstange.<br />
Ich will noch einmal für alle <strong>von</strong> der CDU sagen: Wenn<br />
Sie sich einbilden, Sie könnten über diese Maßnahmen Belebung<br />
in die Diskussion um die Länderneugliederung<br />
bringen, dann täuschen Sie sich. Hören Sie sich doch einmal<br />
an, was die CDU im Saarland, in Bremen und in anderen<br />
Bundesländern zu diesen Maßnahmen und Ihren Länderneugliederungsvorschlägen<br />
sagt. Dann merken Sie: Das<br />
ist hier ein bißchen für den Wind gesprochen, aber hat keine<br />
politische Realität in Ihrer eigenen Partei.<br />
(Beifall bei Abgeordneten des Bündnisses 90/Die<br />
Grünen – Zuruf des Abg. Haas CDU)<br />
Die Klage gegen den Länderfinanzausgleich, Herr Teufel,<br />
und die Argumentation, mit der Sie sie verbinden, ist deswegen<br />
unredlich, weil Sie selber es waren, der 1993 den<br />
Solidarpakt als Erfolg für die Länder bezeichnet hat. Sie<br />
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