Landtag von Baden-Württemberg - Landtag Baden Württemberg
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(Pfister)<br />
<strong>Landtag</strong> <strong>von</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> – 12. Wahlperiode – 57. Sitzung – Mittwoch, 9. Dezember 1998<br />
den Finanz- und Kultusministern im Jahr 1994 auf etwa<br />
4 Milliarden DM beziffert worden ist. Meine Damen und<br />
Herren, ich glaube nicht daran, daß durch zusätzliche Effizienzsteigerungen<br />
und Effizienzgewinne – auch nicht<br />
durch zusätzliche staatliche Mittel – diese Lücke geschlossen<br />
werden kann. Wenn wir allerdings zu einer Studiengebühr<br />
ja sagen, müssen für <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> drei Bedingungen<br />
erfüllt sein:<br />
Erste Bedingung: Es bleibt dabei: Bildung ist Bürgerrecht,<br />
und deshalb darf eine Studiengebühr auch nicht in den<br />
Verdacht kommen, zu einem sozialen Numerus clausus zu<br />
führen.<br />
(Abg. Drautz FDP/DVP: Sehr richtig!)<br />
Zweitens: Die Gebühren, die erhoben werden, müssen bei<br />
den einzelnen und bei den jeweiligen Hochschulen verbleiben,<br />
ohne daß die staatlichen Mittel gekürzt werden.<br />
(Abg. Kleinmann FDP/DVP: Sehr gut!)<br />
Das wird übrigens auch zu einem gesunden Wettbewerb einerseits<br />
zwischen den Hochschulen und andererseits um<br />
die Studierenden führen. Diesen Wettbewerb wollen wir<br />
alle.<br />
(Beifall bei der FDP/DVP)<br />
Drittens: Frau Kollegin, wenn wir eine nachlaufende Studiengebühr<br />
in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> einführen würden, würden<br />
natürlich die jetzt bestehenden Einschreibe- bzw.<br />
Rückmelde- und auch die Langzeitgebühren entfallen.<br />
Ich rufe dazu auf, diese Diskussion in aller Offenheit und<br />
ohne Scheuklappen zu führen,<br />
(Abg. Deuschle REP: Also!)<br />
weil ich glaube, daß eine nachlaufende Studiengebühr sozialverträglich<br />
ist und nicht die Gefahr eines sozialen Numerus<br />
clausus beinhaltet. Denn sie muß ja erst dann bezahlt<br />
werden, wenn ein entsprechendes Einkommen erzielt<br />
wird, sonst nicht.<br />
Dieses Modell ist im Detail ausgearbeitet – Sie kennen diese<br />
Studie –, übrigens einschließlich einer Zwischenfinanzierung.<br />
Eine nachlaufende Studiengebühr würde uns<br />
nichts nützen, wenn diese Mittel den Hochschulen erst in<br />
zehn Jahren zur Verfügung gestellt würden. Sie müssen<br />
jetzt kommen. Deshalb brauchen wir eine Zwischenfinanzierung.<br />
Dies liegt alles auf dem Tisch.<br />
Es wurde darauf hingewiesen, daß in vielen anderen Ländern<br />
diese Regelung bereits praktiziert wird. Wir haben<br />
einmal vorsichtig gerechnet: Würde man eine solche nachlaufende<br />
Studiengebühr in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> einführen<br />
und bestimmte Dinge beachten, auf die ich jetzt nicht eingehen<br />
kann, könnten den Hochschulen pro Studienjahr<br />
Mittel in der Größenordnung <strong>von</strong> 250 Millionen DM zur<br />
Verfügung gestellt werden. Das wäre die große Chance,<br />
unsere baden-württembergischen Hochschulen, was die<br />
Qualitätssicherung angeht, wieder auf absolutes Weltmarktniveau<br />
zu bringen.<br />
(Beifall bei der FDP/DVP – Abg. Brechtken SPD:<br />
Galaktisch!)<br />
Stellv. Präsident Weiser: Das Wort hat der Herr – –<br />
Abg. Pfister FDP/DVP: Ich bin noch nicht ganz fertig.<br />
Letzte Bemerkung: Ich freue mich natürlich darüber, daß<br />
wir mit diesem Vorschlag der nachlaufenden Studiengebühr<br />
zunehmend Sympathisanten gewinnen. Nicht nur Peter<br />
Glotz hat dies vor kurzem bei einem großen Vortrag in<br />
Bruchsal anläßlich der Einweihung der dortigen internationalen<br />
Universität in hervorragender Weise dargestellt, sondern<br />
auch zum Beispiel die Hans-Böckler-Stiftung, eine<br />
gewerkschaftsnahe Stiftung, hat genau diesen Vorschlag<br />
der nachlaufenden Studiengebühren gemacht. Es gibt Meinungsumfragen<br />
vom Mai dieses Jahres, die besagen, daß<br />
60 % der Bevölkerung Deutschlands dafür wären, solche<br />
nachlaufenden Studiengebühren einzuführen.<br />
Ich glaube, wir haben ein gutes Modell, über das man sprechen<br />
kann, über das man diskutieren muß. Es steht bereit.<br />
Ich gehe da<strong>von</strong> aus, daß in dieser Legislaturperiode nichts<br />
mehr geschieht. An uns soll es nicht liegen, wenn es noch<br />
ein Umdenken gibt. Aber ich gehe da<strong>von</strong> aus – so ist es<br />
vereinbart –, daß in dieser Legislaturperiode nichts in dieser<br />
Richtung geschieht.<br />
Aber ich sage Ihnen voraus: Wir werden in den nächsten<br />
Jahren eine spannende Diskussion bekommen, und zwar<br />
nicht über die Frage der Studiengebühren allgemein, sondern<br />
über die Frage: Wie können wir Studiengebühren einführen,<br />
die sozialverträglich sind und dennoch ihre Funktion<br />
erfüllen? An dieser Diskussion wird sich niemand vorbeistehlen<br />
können, auch nicht die SPD, meine Damen und<br />
Herren.<br />
(Beifall bei der FDP/DVP und des Abg. Hehn<br />
CDU – Oh-Rufe <strong>von</strong> der SPD)<br />
Stellv. Präsident Weiser: Das Wort hat der Herr Wissenschaftsminister.<br />
Minister für Wissenschaft, Forschung und Kunst <strong>von</strong><br />
Trotha: Verehrter Herr Präsident, liebe Kolleginnen und<br />
Kollegen!<br />
(Unruhe – Glocke des Präsidenten)<br />
Stellv. Präsident Weiser: Meine Damen und Herren, das<br />
Wort hat der Herr Wissenschaftsminister.<br />
Minister für Wissenschaft, Forschung und Kunst <strong>von</strong><br />
Trotha: Lassen Sie mich klarstellen, was Sache ist. Danach<br />
können wir über Alternativen und Perspektiven nachdenken.<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> ist nach wie vor das einzige Land, das<br />
eine Studiengebühr kennt, nämlich die Langzeitstudiengebühr.<br />
Sie ist weder eine Strafgebühr, Herr Kollege Salomon,<br />
noch eine Bummelantengebühr. Wer dies behauptet,<br />
verläßt die Grundlage sachlicher Erörterung<br />
(Abg. Dr. Salomon Bündnis 90/Die Grünen: Freiheitlich-demokratische<br />
Grundordnung!)<br />
und diskriminiert damit eine sinnvolle ordnungspolitische<br />
Maßnahme, die sich übrigens, wie wir aus den Zahlen des<br />
Wintersemesters wissen, bereits heute bewährt hat.<br />
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