Landtag von Baden-Württemberg - Landtag Baden Württemberg
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(Dr. Salomon)<br />
<strong>Landtag</strong> <strong>von</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> – 12. Wahlperiode – 57. Sitzung – Mittwoch, 9. Dezember 1998<br />
kann, daß diese Kinder ein soziales Problem haben und<br />
deshalb ein Studium nicht aufnehmen können,<br />
(Zuruf <strong>von</strong> der CDU: Es gibt auch immer weniger<br />
Arbeiterfamilien! Das ist doch logisch!)<br />
unbeschadet der Tatsache, daß sich natürlich – aber das<br />
weiß jeder – der Anteil der Studierenden seit den sechziger<br />
Jahren <strong>von</strong> 3 % eines Jahrgangs auf 30 % eines Jahrgangs<br />
sogar verzehnfacht hat?<br />
Minister für Wissenschaft, Forschung und Kunst <strong>von</strong><br />
Trotha: Das entscheidende Wort war „unbeschadet“. Genau<br />
darum ging es mir. Das andere ist ein völlig anderes<br />
Thema. Aber wir müssen gemeinsam daran interessiert<br />
sein, daß alle jungen Leute in unserem Volk die Chance<br />
haben, die bestmögliche Bildung zu bekommen. Darüber<br />
kann gar kein Zweifel bestehen.<br />
Im übrigen ist es mit der Einstufung „Arbeiter“ so ein Problem,<br />
weil die Gruppe der Arbeiter in unserer Gesellschaft<br />
zahlenmäßig zugunsten der Beamten und Angestellten und<br />
anderer Berufsgruppen rückläufig ist.<br />
Es ist in hohem Maße unsozial – und da stimme ich völlig<br />
mit dem Präsidenten der Stanford University, Professor<br />
Kasper, überein, den Frau Kollegin Vossschulte zitiert hat<br />
–, daß die aufwendigen Leistungen, übrigens überwiegend<br />
<strong>von</strong> Nichtakademikern erbracht, allen Studierenden unabhängig<br />
<strong>von</strong> ihrer finanziellen Leistungsfähigkeit zugewendet<br />
werden.<br />
(Unruhe – Glocke des Präsidenten)<br />
So müssen zum Beispiel auch finanziell schlecht gestellte<br />
Eltern für ihre Kinder einen Kindergartenbeitrag bezahlen,<br />
während Best- und Besserverdienende, ja selbst Millionäre,<br />
für das Hochschulstudium ihrer Kinder keinen Pfennig<br />
zahlen müssen. Daß die SPD es nicht fertigbringt, zwischen<br />
Millionären und armen Schluckern zu unterscheiden,<br />
ist nachgerade tragisch.<br />
(Beifall bei der CDU und den Republikanern)<br />
Wir haben derzeit – und das ist völlig unbestreitbar – eine<br />
Umverteilung<br />
(Abg. Birzele SPD: Sie müssen die Richtigen zur<br />
Kasse bitten! Das ist gut!)<br />
– Herr Kollege Birzele, auch Sie können das nicht bestreiten<br />
– <strong>von</strong> unten nach oben, für die wir uns angesichts dieser<br />
Ungerechtigkeit eigentlich alle gemeinsam schämen<br />
müßten.<br />
(Abg. Brechtken SPD: Nach 16 Jahren CDU-Regierung!<br />
Sehr richtig! Das werden wir ändern! –<br />
Zuruf des Abg. Birzele SPD)<br />
Sie brauchen sich bei Ihrer Haltung zu den Studiengebühren<br />
nur zu überlegen, was richtig ist, nämlich daß diejenigen,<br />
die sie zahlen können, auch zahlen sollten, damit denjenigen,<br />
die nicht zahlen können, in der Tat ein kostenfreies<br />
Studium ermöglicht wird und sie erforderlichenfalls<br />
durch Stipendien gefördert werden.<br />
(Abg. Hehn CDU: So ist es!)<br />
Meine Damen und Herren, wenn wir die Qualität und die<br />
Leistungsfähigkeit unserer Hochschulen auch für die Zukunft<br />
sichern wollen, werden wir zusätzliches Geld benötigen.<br />
Es ist das am besten angelegte Geld, das man sich vorstellen<br />
kann. Nur wer sät, kann auch ernten. Dafür brauchen<br />
wir mehr Geld vom Staat.<br />
(Große Unruhe – Glocke des Präsidenten)<br />
Stellv. Präsident Weiser: Meine Damen und Herren, darf<br />
ich um etwas mehr Ruhe bitten. Gespräche können auch<br />
außerhalb des Plenums geführt werden.<br />
(Abg. Jacobi Bündnis 90/Die Grünen: Dann ist<br />
hier niemand mehr! – Heiterkeit)<br />
Minister für Wissenschaft, Forschung und Kunst <strong>von</strong><br />
Trotha: Dafür sollten wir aber auch einen Solidarbeitrag<br />
<strong>von</strong> jenen erwarten, die ihn zahlen können und die da<strong>von</strong><br />
profitieren. Niemand will dabei eine Studiengebühr <strong>von</strong> jenen,<br />
die sie nicht zahlen können. Ihnen muß man durch Stipendien<br />
und eine Verbesserung des BAföG helfen. Jeder<br />
recht und gerecht Denkende kann eigentlich zu keinem anderen<br />
Ergebnis kommen. Erfreulicher Effekt dieser Überlegung<br />
wäre dann eine Leistungsstärkung unserer Hochschulen<br />
als den wichtigsten Einrichtungen zur Sicherung der<br />
Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft. Dieses hohe Ziel,<br />
meine Damen und Herren <strong>von</strong> der Linken, sollte Ihnen ein<br />
Umdenken wert sein.<br />
(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP)<br />
Stellv. Präsident Weiser: Das Wort hat Herr Abg. Deuschle.<br />
(Abg. Brechtken SPD: Das darf doch nicht wahr<br />
sein!)<br />
Abg. Deuschle REP: Das ist natürlich wahr.<br />
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Frau Bregenzer,<br />
wenn Sie als Sozialistin schon Argumenten nicht zugänglich<br />
sind, dann glauben Sie doch wenigstens Karl Marx,<br />
der schon vor über einhundert Jahren bei seiner Kritik des<br />
Gothaer Programms am Beispiel der USA erkannte und<br />
klargemacht hat, daß kostenlose öffentliche Bildung faktisch<br />
bedeute, den höheren Klassen ihre Erziehungskosten<br />
aus dem allgemeinen Steuersäckel zu bestreiten. Aber auch<br />
in der SPD in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> denkt man doch langsam<br />
um. Jüngere Sozialdemokraten wie der Kollege<br />
Schmid, der jetzt leider nicht da ist, machen sich Gedanken,<br />
Studenten an den Kosten des Studiums zu beteiligen.<br />
Man kann nur hoffen, daß sich in dieser Frage die jungen<br />
Sozialdemokraten gegenüber den altachtundsechziger<br />
Ideologen durchsetzen, meine Damen und Herren.<br />
Herr Pfister, Sie <strong>von</strong> der FDP/DVP haben auf der einen<br />
Seite so arrogant über unseren Antrag gesprochen, dann<br />
aber faktisch unsere Position vertreten. Das ist doch intellektuell<br />
total unredlich, Herr Pfister.<br />
(Beifall bei den Republikanern – Abg. Heiderose<br />
Berroth FDP/DVP: Das schlägt doch dem Faß den<br />
Boden aus!)<br />
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