Landtag von Baden-Württemberg - Landtag Baden Württemberg
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(Ministerpräsident Teufel)<br />
<strong>Landtag</strong> <strong>von</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> – 12. Wahlperiode – 57. Sitzung – Mittwoch, 9. Dezember 1998<br />
Ich halte das für außerordentlich wichtig. Es ist ein zukunftsgerichteter<br />
Gedanke. Wenn Sie 1998 auf ihn kommen,<br />
dann muß ich Ihnen sagen:<br />
(Abg. Kuhn Bündnis 90/Die Grünen: Wieso haben<br />
Sie es denn nicht gemacht?)<br />
In der christlichen Soziallehre finden Sie das schon vor 40<br />
und 50 Jahren angedacht.<br />
(Beifall bei der CDU und Abgeordneten der FDP/<br />
DVP – Abg. Kuhn Bündnis 90/Die Grünen: Ja!<br />
Aber Sie hätten es seit 60 Jahren machen können!<br />
– Abg. Drexler SPD: Wieso hat die christliche<br />
Bundesregierung das nicht gemacht? – Weitere<br />
Zurufe, u. a. der Abg. Nagel und Brechtken SPD)<br />
Meine Damen und Herren, es wurde gesagt, wir hätten die<br />
Chancen in unserem Land im privaten Rundfunk vertan.<br />
Ja, was glauben Sie denn, wie schlecht unser aller Gedächtnis<br />
sei? Erinnern Sie sich noch an die Anfangszeit des privaten<br />
Rundfunks, als wir dafür eingetreten sind, daß es zu<br />
einem dualen Rundfunksystem kommen soll, und als sich<br />
die SPD in Deutschland in allen Ländern und auf Bundesebene<br />
mit allen Kräften und jahrelang gegen privaten<br />
Rundfunk in Deutschland gesperrt hat? Ich muß Ihnen sagen<br />
– nicht mit einem alten, sondern mit einem noch sehr<br />
jungen, zwei Jahre alten Zitat Ihres jetzigen Kanzlers Gerhard<br />
Schröder –:<br />
Die letzte technische Innovation, der die SPD geschlossen<br />
zugestimmt hat, ist die Erfindung des Farbfernsehers<br />
gewesen.<br />
(Abg. Kuhn Bündnis 90/Die Grünen: Volkspartei!)<br />
Meine Damen und Herren, so sieht es nämlich tatsächlich<br />
aus.<br />
(Beifall bei der CDU und Abgeordneten der FDP/<br />
DVP – Abg. Brechtken SPD: Dein Weltbild möchte<br />
ich einmal haben! Dann würde es mir wirklich<br />
gut gehen!)<br />
Jetzt entdeckt Herr Maurer die Schwächen <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s<br />
im privatrechtlichen Bankensektor. Ich denke, in<br />
den neunziger Jahren kann man ja nur <strong>von</strong> dem ausgehen,<br />
was tatsächlich im Land vorhanden ist. Wir sind nicht ein<br />
Bankenplatz wie Frankfurt, nicht ein Bankenplatz wie<br />
München,<br />
(Abg. Drexler SPD: Warum?)<br />
nicht ein Bankenplatz wie Düsseldorf,<br />
(Abg. Drexler SPD: Warum?)<br />
um nur ein paar Beispiele zu nennen. Wenn Sie nach den<br />
Ursachen fragen, dann sage ich Ihnen einmal ein paar<br />
Quellen. Sie können beispielsweise in der ausgezeichneten<br />
neuen Biographie über Jud Süß nachlesen, daß man es zu<br />
Beginn der Industrialisierung in diesem Land abgelehnt<br />
hat, eine Bank zu gründen, daß sämtliche Bankgeschäfte<br />
aus <strong>Württemberg</strong> und aus <strong>Baden</strong> schon damals, vor 200<br />
und 250 Jahren, mit Frankfurt abgewickelt werden mußten.<br />
(Abg. Drexler SPD: Ja, und?)<br />
Sie können im „Schwäbischen Merkur“ <strong>von</strong> 1865 nachlesen,<br />
daß unter den 25 privaten Banken in Deutschland<br />
nicht eine einzige <strong>von</strong> <strong>Württemberg</strong> und nicht eine einzige<br />
<strong>von</strong> <strong>Baden</strong> gewesen ist. Frankfurt ist nicht zum Bankenplatz<br />
geworden, weil nach dem Krieg die Deutsche Bundesbank<br />
ihren Sitz in Frankfurt erhalten hat, sondern die<br />
Deutsche Bundesbank kam nach Frankfurt, weil Frankfurt<br />
bereits der Bankenplatz in Deutschland gewesen ist.<br />
Es ist also nicht nachholbar, in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> eine<br />
private Bankenstruktur wie in einigen anderen Ländern zu<br />
schaffen, sondern wir können nur <strong>von</strong> den Stärken unseres<br />
Landes ausgehen. Diese bestehen in den drei vorzüglich<br />
am Markt positionierten öffentlich-rechtlichen Banken, die<br />
wir zu einer schlagkräftigen national und europäisch wettbewerbsfähigen<br />
Bank machen. Dies hat bereits seine Auswirkungen<br />
im privatrechtlichen Sektor, und wir sind dabei,<br />
dies zu unterstützen. Ich war in die Gespräche eingeschaltet.<br />
Während wir nicht wie andere Länder ein Bankenplatz<br />
im Bereich der Privatbanken sind, ist unser Land im Bereich<br />
des Bausparens sehr stark, und wir sollten dies unterstützen.<br />
Was sich vernünftigerweise zwischen Wüstenrot und der<br />
<strong>Württemberg</strong>ischen Versicherungsgruppe vollzogen hat,<br />
das setzt sich jetzt fort. Die <strong>Württemberg</strong>ische Versicherung<br />
hat 40 % Anteil an der Leonberger Bausparkasse, und<br />
sie kauft jetzt die 40 % Anteil der Commerzbank und wird<br />
damit 80 % Anteil an der Leonberger Bausparkasse haben.<br />
Dies kann in den Gesamtkomplex der privatrechtlichen Fusion<br />
einbezogen werden, wobei ich schon an dieser Stelle<br />
sagen möchte, daß ich bei dieser bevorstehenden Aktion,<br />
die ich außerordentlich begrüße, allergrößten Wert darauf<br />
lege, daß die Arbeitsplätze der Leonberger Bausparkasse in<br />
Leonberg erhalten bleiben.<br />
(Beifall bei der CDU)<br />
Meine Damen und Herren, in diesem Zusammenhang muß<br />
man sich doch einmal eine Minute lang vorstellen, mit welcher<br />
Häme Herr Maurer uns in der heutigen Debatte überzogen<br />
hätte, wenn die Bankenneuordnung im öffentlichrechtlichen<br />
Sektor gescheitert wäre. Aber, meine Damen<br />
und Herren, sie ist zustande gekommen, und das trotz des<br />
erbitterten Widerstandes eines Mannes, nämlich des Fraktions-<br />
und Landesvorsitzenden der SPD <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
Ulrich Maurer.<br />
(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP – Abg.<br />
Dr. Schlierer REP: Hört, hört!)<br />
Ich will Ihnen einmal im einzelnen seinen Widerstand<br />
schildern.<br />
Er saß und sitzt im Verwaltungsrat der Landesgirokasse<br />
und hat dort mit allen Mitteln und mit seiner Stimme gegen<br />
diese Bankenneuordnung gestimmt.<br />
(Abg. Mühlbeyer CDU: Hört, hört!)<br />
Er hat dort die ganze Zeit über gesagt, das werde nur eine<br />
Sparkasse – was er heute auch gesagt hat – und mit der<br />
Geschäftsfreiheit sei es nicht weit her. Damit hat er Mehrheiten<br />
im Verwaltungsrat der Landesgirokasse bewirkt.<br />
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