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Landtag von Baden-Württemberg - Landtag Baden Württemberg

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(Dr. Schlierer)<br />

<strong>Landtag</strong> <strong>von</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> – 12. Wahlperiode – 57. Sitzung – Mittwoch, 9. Dezember 1998<br />

– sehen Sie, Sie können nur bis drei zählen, ich schon bis<br />

fünf –,<br />

(Heiterkeit bei den Republikanern)<br />

fest, daß ihr Innenminister Schily jetzt Originalthesen der<br />

Republikaner übernommen hat. Das finde ich auch eine interessante<br />

Bestätigung. Bloß: Warum so spät, meine Damen<br />

und Herren? Warum haben Sie das nicht früher gemacht?<br />

(Beifall bei den Republikanern – Unruhe und Zurufe)<br />

– Das hören Sie nicht gern, aber das muß man hier einmal<br />

herausstellen.<br />

Im übrigen ist auch in der Debatte um das Asyl etwas interessant.<br />

Ich habe mit großem Interesse zur Kenntnis genommen,<br />

daß Herr Scholz, den ich als Juristen wirklich hoch<br />

schätze, vor der Bundestagswahl noch den Vorschlag aufs<br />

Tapet gebracht hat, hier endlich eine institutionelle Garantie<br />

einzusetzen und Artikel 16 a des Grundgesetzes entsprechend<br />

umzugestalten. Das haben wir 1989 auch gefordert.<br />

Bloß hat man es damals natürlich als Ausweis für<br />

Ausländerfeindlichkeit gewertet.<br />

(Abg. Deuschle REP: Hört, hört!)<br />

Zum Thema „Doppelte Staatsbürgerschaft“ will ich nur soviel<br />

sagen: Wenn der Herr Kollege Kuhn vorhin <strong>von</strong> einer<br />

Lebenslüge dieser Republik gesprochen hat, darf ich daran<br />

erinnern, daß es, glaube ich, seinerzeit Willy Brandt war –<br />

Gott habe ihn selig –, der da<strong>von</strong> sprach, es gebe eine Lebenslüge<br />

dieser Republik, nämlich in der Frage der Wiedervereinigung.<br />

Ich kann Ihnen nur eines sagen: Der Lebenslüge<br />

à la Kuhn geht es genauso wie der Lebenslüge à<br />

la Brandt. Das sind eben keine Lebenslügen, sondern das<br />

sind die Probleme, vor denen unser Land steht.<br />

(Beifall bei den Republikanern)<br />

Auch hier nehme ich mit großem Interesse zur Kenntnis,<br />

daß Sie offensichtlich nun immer mehr zu der Einsicht gelangen,<br />

daß die doppelte Staatsbürgerschaft so, wie sie jetzt<br />

<strong>von</strong> Rotgrün geplant ist, nichts anderes bedeutet, als daß<br />

wir externe Konflikte nach Deutschland verlagern. Das ist<br />

ja tatsächlich ein Problem. Das wurde übrigens nicht zuerst<br />

<strong>von</strong> uns angesprochen, sondern das können Sie heute<br />

schon allerorts in den Medien lesen. Es ist das Problem:<br />

Was wollen wir denn machen, wenn später der kurdischtürkische<br />

Konflikt auf deutschem Boden ausgetragen wird?<br />

Dann kommen Sie vom linken Flügel wieder mit irgendeinem<br />

Integrationsgesäusel und haben überhaupt keine Ahnung,<br />

wie Sie dieses Problem in den Griff bekommen wollen.<br />

Das ist die bittere Wahrheit.<br />

(Beifall bei den Republikanern)<br />

Im übrigen finde ich es auch interessant, daß der Kollege<br />

Oettinger erkannt hat, daß man das eigene Volk nicht überfordern<br />

darf. Auch das ist eine Position, die wir seit Jahren<br />

immer wieder deutlich gemacht haben.<br />

(Abg. König REP: Herr Oettinger ist ein kluger<br />

Kopf!)<br />

Ich will nur ein Resümee dazu ziehen. Die christlich-liberale<br />

Koalition hat die Zuwanderer alle ins Land gelassen,<br />

Rotgrün bürgert sie jetzt ein, und jetzt übernimmt die Union<br />

ein paar Republikanerthesen, weil sie glaubt, daß sie damit<br />

draußen politisch Stimmung machen kann. Ich sage Ihnen<br />

dazu nur eines: Spät kommt ihr; ihr habt 16 Jahre Zeit<br />

gehabt, ihr habt in diesen Jahren das Problem nicht richtig<br />

lösen können. Ich sage noch eines dazu: Ihr werdet euch an<br />

all den Aussagen messen lassen müssen, die in den letzten<br />

zehn Jahren gerade aus den Reihen der Union zu diesem<br />

Thema gekommen sind.<br />

(Beifall bei den Republikanern)<br />

Ich kehre zurück zu der Aussage, meine Damen und Herren,<br />

wir seien das modernste Land in Europa. Herr Ministerpräsident,<br />

ich habe nun eine ganz konkrete Frage, nachdem<br />

Sie dem Multimediabereich einen großen Stellenwert<br />

einräumen: Wie sieht es denn hier mit der entsprechenden<br />

Bereitstellung <strong>von</strong> Risikokapital aus? Was haben Sie eigentlich<br />

gemacht, um dem hier vorhandenen Mangel an Risikokapital<br />

entgegenzuwirken? Wäre es nicht angesagt, gerade<br />

in diesem Bereich mehr Wirtschaftsförderung zu machen?<br />

Wenn wir schon die etwas ungünstige Struktur auch<br />

in diesen Unternehmen haben, wenn es uns an diesen Netzwerken<br />

fehlt, in die diese Unternehmen eingebunden werden<br />

müssen, wäre doch da ein entsprechender Fingerzeig<br />

notwendig gewesen. Aber vielleicht, meine Damen und<br />

Herren, ist die Finanzlage doch nicht so rosig, wie es die<br />

Landesregierung gerne hätte.<br />

Auch dazu hätte ich gern in der Halbzeitbilanz etwas gehört:<br />

Wenn wir schon so Spitze sind, ist es dann wirklich<br />

Spitze, daß sich in der ersten Halbzeit dieser Legislaturperiode<br />

die Haushaltssituation weiter verschlechtert hat, daß<br />

der Schuldenstand des Landes weiter angestiegen ist, daß<br />

wir in den Jahren 1998 und 1999 weitere Nettoneuverschuldungen<br />

haben? Da kann ich sagen: Blickt nach Bayern.<br />

Es ist schon interessant, daß die das echte Ziel haben,<br />

die Nettoneuverschuldung auf null zu reduzieren. Wenn<br />

man schon sagt, wir seien Spitze, muß man es auch sein<br />

und darf nicht sagen: Eigentlich sind wir vielleicht auf<br />

Platz 2 oder Platz 3, aber wir tun so, als ob wir die ersten<br />

wären. Das, meine Damen und Herren, ist unredlich.<br />

(Beifall bei den Republikanern)<br />

Ich frage mich auch, Herr Ministerpräsident, welche konkreten<br />

positiven Auswirkungen eigentlich die Verwaltungsreform<br />

bisher auf die Landesfinanzen hatte. Das wäre<br />

doch auch einmal interessant zu hören. Was ist denn da erreicht<br />

worden? Ich kann nur feststellen, daß wir da noch<br />

keine echten Erfolge haben. Das Ziel, den Anteil der Personalausgaben<br />

unter die 40-%-Marke zu senken – das war<br />

zum Beispiel eine der Vorgaben –, wurde eben bislang<br />

nicht erreicht. Wir haben in manchen Bereichen sogar eher<br />

zusätzliche Personalausgaben, die wahrscheinlich dazu<br />

führen werden, daß wir das Ziel nie erreichen werden.<br />

Dann, Herr Ministerpräsident, eine Frage, die doch im<br />

Blick auf die Zukunft <strong>von</strong> entscheidender Bedeutung ist:<br />

Wie halten Sie es denn nun mit dem Problem der steigenden<br />

Pensionslasten? Das wäre doch ein Punkt, bei dem wir<br />

gern wissen würden, wie es denn im nächsten Jahrhundert<br />

weitergehen soll.<br />

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