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Europas Aufstieg und Verrat

Wie Gott Geschichte macht Ein Auszug von 480 Seiten als Leseprobe

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V. Abwehr der islamischen Expansion | Die Zweite Belagerung von Wien 1683<br />

Der endgültige Beschluss, Wien zu erobern, wurde auf türkischer Seite<br />

erst im März 1683 getroffen. Den Ausschlag gab die Unterstützung Tökölys,<br />

einem ungarischen Grafen, der sich auf die türkische Seite geschlagen hatte.<br />

Man war sich einig, dass Wien mit einem Griff zu nehmen <strong>und</strong> große Reichtümer<br />

zu holen seien. 66 ) Ludwig XIV. von Frankreich wusste offenbar als<br />

einziger in Westeuropa, dass dieser Kriegszug schon seit Jahren vorbereitet<br />

wurde. Um der Sache nachzuhelfen, sandte er, der sich rex christianissimus,<br />

allerchristlicher König, nennen ließ, 600 000 Gulden (!), nein nicht an<br />

den Sultan. Das sollte ihm niemand vorwerfen können. Vielmehr übergab<br />

er die Summe an dessen Verbündeten, den Fürsten Abaffi von Siebenbürgen<br />

<strong>und</strong> an Graf Tököly. 67 So signalisierte er unmissverständlich, dass er bei<br />

einem Angriff auf Wien nicht auf der Seite Kaiser Leopolds eingreifen werde.<br />

Damit war das letzte Hindernis beseitigt, das Sultan Mohammed IV. hatte<br />

zögern lassen.<br />

Als man die Nachricht von der bevorstehenden Belagerung erhielt, befahl<br />

der Verteidiger von Wien, Graf Ernst Rüdiger von Starhemberg, zusätzliche<br />

Geschütze aufzustellen. Ein ca. h<strong>und</strong>ert Meter breiter Graben wurde vor den<br />

Verteidigungsanlagen ausgehoben. Die Vorstädte wurden zum grossen Teil<br />

niedergelegt, um freie Schussbahn zu haben. Kaiser Leopold floh mit seiner<br />

hochschwangeren Frau nach Passau, um das Entsatzheer zu organisieren. Mit<br />

ihm verliessen r<strong>und</strong> 60 000 68 Bewohner die Stadt. Graf Starhemberg hoffte,<br />

mit 11 000 Soldaten, 5 000 Bürgern <strong>und</strong> Freiwilligen <strong>und</strong> 141 Geschützen<br />

die Stadt so lange halten zu können, bis das Entsatzheer eintreffen würde.<br />

Am 14. Juli 1683 erreichte die türkische Armee Wien. Sie stand, unter<br />

der Führung von Großwesir Kara Mustafa mit etwa 200 000 Mann, darunter<br />

40 000 Krimtataren, unterstützt von Graf Tököly, <strong>und</strong> ca. 300 Geschützen.<br />

69 Auf dem Weg hatten sie mehrere ungarische <strong>und</strong> österreichische Festungen<br />

<strong>und</strong> Städte erobert <strong>und</strong> unter der Bevölkerung entsetzliche Massaker<br />

angerichtet. Eine riesige Zeltstadt wurde aufgebaut <strong>und</strong> Wien nach <strong>und</strong><br />

nach von allen Seiten eingeschlossen. Kara Mustafa setzte ein Schreiben auf,<br />

in dem er die Stadt zur Übergabe aufforderte; andernfalls hätte sie die Konsequenzen<br />

zu tragen. Graf Starhemberg lehnte die Kapitulation umgehend<br />

ab. Türkische Truppen begannen sofort mit Sengen <strong>und</strong> Brennen der umgebenden<br />

Dörfer, was auch von türkischer Seite bestätigt wird. 70 Ein christlicher<br />

Zeitzeuge berichtet: „In dem Gerichtsbezirk Lilienfeld, Wilhelmsburg,<br />

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