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Europas Aufstieg und Verrat

Wie Gott Geschichte macht Ein Auszug von 480 Seiten als Leseprobe

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VII. Vordenker der Gottlosigkeit | Immanuel Kant (1724-1804) – der Pseudoretter des Glaubens<br />

Gedanken an Gott, seine Offenbarung in Christus <strong>und</strong> seine Gebote als<br />

überw<strong>und</strong>ene Beschränkung abzutun. Und Werte, die man selber setzt, kann<br />

man bekanntlich auch selber absetzen. Deshalb meine ich, Kants Philosophie<br />

begründet nur scheinbar den christlichen Glauben. Auch Kant übersieht<br />

oder leugnet die Sündhaftigkeit des Menschen <strong>und</strong> traut der menschlichen<br />

Natur nur Gutes zu. Sein Ausgang aus der „selbstverschuldeten Unmündigkeit“<br />

ist ein wichtiger Schritt zur totalen Autonomie <strong>und</strong> in letzter Konsequenz<br />

zur Gottlosigkeit. Wenn er hier als Scheingläubiger bezeichnet wird,<br />

so ist dies kein Versuch, Kants historische Größe herabzusetzen, sondern der<br />

Versuch, seine Philosophie aus der Sicht der Bibel einzuordnen.<br />

Noch ein Wort zum Begriff der Vernunft. In der Philosophie wird oft<br />

unterschieden zwischen Verstand <strong>und</strong> Vernunft. Verstand wird dann definiert<br />

als die Fähigkeit zu denken. Von Vernunft redet man oft, um anzudeuten,<br />

dass man damit eine moralisch höhere Ebene oder Qualität des Denkens<br />

meint. Wenn der Mensch sinnvoll <strong>und</strong> gut handelt, dann ist er vernünftig,<br />

tut er es nicht, dann handelt er unvernünftig. Man verbindet also mit dem<br />

Begriff Vernunft eine ethische Qualität. So sieht Kant den Wert des Lebens im<br />

selbstbestimmten Gebrauch der eigenen Vernunft <strong>und</strong> meint selbstverständlich,<br />

dass der Mensch immer dann etwas Gutes tue, wenn er seine Vernunft<br />

einsetzt. Dabei war für Kant klar, dass das Gute sich wesentlich aus christlichen<br />

Inhalten zusammensetzt. Doch dies ist eine Annahme ohne Begründung.<br />

Auch ein Verbrecher benützt für sein Vorgehen seine Denkfähigkeit,<br />

<strong>und</strong> was er tut, ist für ihn durchaus vernünftig. Misst man der angeborenen<br />

Vernunft eine höhere ethische Qualität als dem Verstand zu, wie das in der<br />

Philosophie oft geschieht, dann muss man auch zugeben, dass diese Qualität<br />

nur vom Schöpfer stammen kann, der sie in den Menschen hineingelegt<br />

hat. Dann ist der Mensch jedoch nicht mehr autonom. Er hat dann zwar den<br />

Mut, sich seines Verstandes ohne fremde Anleitung zu bedienen, merkt aber<br />

nicht, dass sich sein vernünftiges Denken an der Ordnung orientiert, welche<br />

der Schöpfer gegeben hat. Deshalb kann man der Vernunft keine in ihr selbst<br />

liegende, von Gott unabhängige ethische Qualität zuschreiben.<br />

Die Menschen der Aufklärung beflügelte der Glaube, Vernunft <strong>und</strong> Freiheit<br />

würden die Menschheit in absehbarer Zeit von Unterdrückung <strong>und</strong><br />

Armut erlösen. Dazu war vor allem Wissen wichtig. So entstand im Bemühen,<br />

das ganze Wissen der Zeit zusammen zu fassen <strong>und</strong> allen zugänglich zu<br />

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