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Europas Aufstieg und Verrat

Wie Gott Geschichte macht Ein Auszug von 480 Seiten als Leseprobe

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V. Abwehr der islamischen Expansion | Die Zweite Belagerung von Wien 1683<br />

gegeben… <strong>und</strong> dadurch die völlige Niederlage des islamischen Heeres<br />

verursacht. „Derartige Feigheit hat man bisher noch von keinem anderen<br />

Tatarenkhan erlebt.“ 97 Demnach wäre er ohne Notwendigkeit geflohen.<br />

Nach einem Bericht von anderer Seite wollte der Tatarenkhan sich<br />

möglicherweise durch diese Flucht dafür rächen, dass der Großwesir ihn<br />

mehrfach persönlich beleidigt hatte <strong>und</strong> auf seinen Rat, die Verteidigung<br />

gegen das Entsatzheer zu organisieren, nicht gehört hatte. Jedenfalls, <strong>und</strong><br />

das ist für unsere Schlussbewertung wichtig, war es nicht, oder nicht in<br />

erster Linie der Mangel an Gerste für die Pferde, welcher den Einsatz der<br />

Reiterei unter dem Tatarenkhan unmöglich gemacht hätte. Denn es war<br />

seinen Reitern möglich, nach der Flucht am selben Tag noch den Weg bis<br />

zur Festung Raab zurückzulegen. 98<br />

So komme ich zum Schluss: Aus militärischer Sicht ist die Niederlage<br />

der Türken nicht erklärbar. Dass einem Feldherrn ein gravierender Fehler<br />

unterlaufen kann, ist verständlich. Kara Mustafa beging aber eine ganze<br />

Reihe. Die Vermeidung jedes einzelnen hätte ihm den Sieg gebracht. Kann<br />

man vernünftigerweise diese Häufung von Fehlentscheidungen durch<br />

einen erfahrenen Feldherrn einfach dem Faktor Zufall zuschieben Und<br />

wie sollen wir die Flucht der Tataren verstehen Wenn es Rache oder <strong>Verrat</strong><br />

war, dann ist auch dafür der Großwesir wegen seiner Verachtung für die<br />

Tataren verantwortlich. Dass ein Heerführer seinen wichtigsten Verbündeten<br />

beleidigt <strong>und</strong> verachtet, <strong>und</strong> dies kurz vor einer alles entscheidenden<br />

Schlacht, widerspricht jeder, aber wirklich jeder militärischen Logik.<br />

Deshalb schließe ich mich dem Urteil des Herzogs von Lothringen an, der<br />

im Sieg bei Wien die „sichtbare Wirkung der Hand Gottes“ erkannte, <strong>und</strong><br />

„dass man ihm allein den Entsatz von Wien beimessen muss“. 99 Auch in<br />

dieser zweiten Belagerung von Wien haben die Opferbereitschaft der Verteidiger,<br />

der Mut des Entsatzheeres <strong>und</strong> das bewahrende Eingreifen Gottes<br />

Europa gerettet.<br />

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